Fliegende Fetzen
»‘digung« erklang.
»Und was tut uns leid?« fragte Karotte.
»… tut mir leid, daß ich ihn einen schmierigen Tischtuchkopf genannt habe…«
»Ausgezeichnet. Und jetzt
du,
Hashel. Entschuldige dich beim Gefreiten Burk.«
Die Augen des D’regs drehten sich in den Höhlen hin und her, suchten nach einem Ausweg, der es auch dem Rest des Körpers ermöglichte zu entkommen. Schließlich gab der Mann auf.
»‘digung.«
»Und dir tut leid, daß du…?«
»… daß ich ihn ›Bruder eines Schweins‹ genannt habe…«
Karotte ließ beide Männer auf den Boden sinken.
»Gut! Ich bin sicher, ihr kommt bestens miteinander aus, sobald ihr euch näher kennt…«
»Habe ich das wirklich gesehen?« fragte Ahmed. »Hat er gerade wie ein Schullehrer zu Hashel gesprochen, der einmal einen Mann so hart schlug, daß dessen Nase im einen Ohr steckte?«
»Ja, du hast es tatsächlich gesehen«, bestätigte Angua. »Und beobachte die beiden jetzt.«
Als die allgemeine Aufmerksamkeit zu Karotte zurückkehrte, musterten sich Hashel und Burk wie zwei Männer, die die gleiche Taufe aus feuriger Verlegenheit hinter sich gebracht hatten.
Gefreiter Burk bot Hashel vorsichtig eine Zigarette an.
»Es funktioniert nur, wenn Karotte in der Nähe ist«, sagte Angua. »Aber dann
funktioniert
es.«
Hoffentlich funktioniert es auch weiterhin, dachte Mumm.
Karotte schritt zu einem knienden Kamel und stieg auf.
»Das ist ›Gemeiner Schwager eines Schakals‹«, sagte Ahmed. »Jabbars Kamel! Es beißt jeden, der sich auf seinen Rücken schwingen will!«
»Ja, aber das ist Karotte.«
»Es beißt sogar Jabbar!«
»Und hast du bemerkt, daß er genau weiß, wie man auf ein Kamel steigt?« fragte Mumm. »Und er trägt den Burnus wie ein Einheimischer. Ganz gleich, wo er sich befindet: Er kommt sofort zurecht. Er ist bei Zwergen aufgewachsen, und nach nur einem Monat kannte er meine eigene verdammte Stadt besser als ich.«
Das Kamel stand auf. Und jetzt die Fahne, dachte Mumm. Gib ihm die Fahne. Wenn man in den Krieg zieht, braucht man eine Fahne.
Obergefreiter Schuh reichte Karotte einen Speer mit einem zusammengerollten Tuch daran. Schuh wirkte sehr stolz. Er hatte das Ding unter größter Geheimhaltung vor einer halben Stunde zusammengenäht. Bei einem Zombie konnte man erwarten, daß er immer Nadel und Faden dabeihatte.
Aber entroll sie nicht, dachte Mumm. Die anderen sollen sie nicht sehen. Es genügt ihnen zu wissen, daß sie unter einer Fahne marschieren.
Karotte hob den Speer.
»Und ich verspreche euch dies!« rief er. »Wenn wir Erfolg haben, wird sich niemand daran erinnern. Und wenn wir versagen, wird es niemand vergessen!«
Vermutlich war es einer der schlimmsten Schlachtrufe seit General Pittlichs »Zum Angriff, Jungs, auf daß man uns allen die Kehle durchschneidet!«. Aber die Reaktion war tosender Jubel. Erneut dachte Mumm daran, daß hier eine ganz besondere Magie wirkte. Die Leute folgten Karotte aus Neugier.
»Na schön, du hast also eine Streitmacht«, sagte Ahmed. »Und was jetzt?«
»Ich bin Polizist. Und du ebenfalls. Es wird ein Verbrechen verübt. In den Sattel, Ahmed.«
71-Stunden-Ahmed salamte. »Es freut mich, die Befehle eines weißen Offiziers befolgen zu dürfen, Offendi.«
»Ich wollte nicht…«
»Hast du jemals ein Kamel geritten, Sir Samuel?«
»Nein!«
»Ach?« Ahmed lächelte dünn. »Nun, ein Klaps mit dem Stock, und es setzt sich in Bewegung. Und wenn man anhalten will… schlägt man fester zu und ruft ›Huthuthut!‹«
»Man schlägt mit dem Stock, damit es anhält?«
»Kennst du eine andere Möglichkeit?« fragte 71-Stunden-Ahmed.
Sein Kamel sah Mumm an und spuckte ihm ins Auge.
Prinz Cadram und seine Generäle beobachteten von Pferderücken aus den fernen Feind. Die einzelnen klatschianischen Truppenteile hatten vor Gebra Aufstellung bezogen. Im Vergleich wirkten die Regimenter aus Ankh-Morpork wie eine Touristengruppe, die ihre Kutsche verpaßt hatte.
»Das ist
alles
?« fragte Cadram.
»Ja, Gebieter«, bestätigte General Ashal. »Weißt du, der Gegner glaubt, das Glück sei auf der Seite des Tapferen.«
»Und deshalb will er mit einer so lächerlich kleinen Streitmacht gegen uns antreten?«
»Außerdem ist er davon überzeugt, daß wir sofort die Flucht ergreifen, sobald wir kalten Stahl zu schmecken bekommen.«
Der Prinz sah zu den fernen Fahnen. »Warum?«
»Keine Ahnung, Gebieter. Offenbar ist es ein Glaubensprinzip.«
»Seltsam.« Der Prinz nickte einem
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