Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
für Mick.
Das Stück ist zu Ende und Mick öffnet die Augen und hebt den Kopf.
„Und?“, sagt er. „Gefällt’s dir?“
„Ja“, sagt Daniel und muss nicht einmal höflich lügen. „Unbedingt. Es ist toll.“
Mick lächelt.
„Wenn ich die Musik nicht hätte, würde ich durchdrehen.“
„Ich hab dich mal spielen hören. Letztes Jahr, auf dem Stadtfest. Mit deiner Band. Wie hieß die noch?“
„Spellbound.“
„Genau.“
„Das war cool“, sagt Mick und die Erinnerung verbreitert sein Lächeln. „Endlich mal ein richtig großer Auftritt, nicht immer nur so Geklimper auf dem Pausenhof. Sogar die Zeitung hat über uns geschrieben. Eine Schülerband, die in Kreativität und musikalischem Können weit über den Standard hinaus ragt, oder so ähnlich.“
„Cool.“
„Ja. Ich würde alles dafür geben, noch einmal einen solchen Auftritt zu kriegen. Schulfest, Kneipenfestival, das reicht mir alles nicht. Machst du auch Musik?“
„Ich kann meinen CD-Player bedienen. Zählt das?“
„Es ist ein Anfang.“
„Welches Instrument spielst du?“
„Ich dachte, du hättest uns gehört?“
„Ich hab da nicht so drauf geachtet, ehrlich gesagt.“
„Gitarre. In der Band. Außerdem hab ich mal Keyboard gelernt. Und Geige. Meine erste große Liebe.“ Er lächelt flüchtig. „Schade, aber es gibt so wenig Verwendung für eine Geige in einer Rockband. Vielleicht mach ich mal Irish Folk, irgendwann.“
„Wow“, sagt Daniel beeindruckt. „Das ist eine ganze Menge.“
„Irgendwas muss man doch tun, um nicht durchzudrehen. Jo ist unser Schlagzeuger, wusstest du das?“
„Ich glaube, ich hab’s mal gehört.“
Mick trinkt einen Schluck Kaffee und verzieht das Gesicht.
„Milch gibt’s nicht, oder?“
„Nein. Nur Sprühsahne und die sieht echt nicht mehr frisch aus.“
Mick zieht sich den Mini-Lautsprecher aus dem Ohr, damit er hinüber zum Kühlschrank gehen kann, ohne an Daniel hängen zu bleiben. Die Sprühsahne steht in der Kühlschranktür. Mick sprüht sich etwas davon auf die Handfläche und leckt es ab. Daniel sieht zu, gleichzeitig fasziniert und angeekelt.
„Mach das nicht“, sagt er. „Du könntest dich vergiften.“
„Quatsch“, sagt Mick und leckt sich einen Sahnerand von den Lippen. „Ist fast gar nicht sauer. Nur ein bisschen.“
Schaudernd verfolgt Daniel, wie Mick dem Kaffeerest in der Tasse eine dicke Sahnemütze aufsetzt.
„Aber lass uns zur Abwechslung mal über dich reden, Daniel“, sagt Mick und hat plötzlich wieder diese Art, die Daniel einen dünnen elektrischen Strom über die Haut schickt.
„Da gibt es nicht viel zu reden.“ Daniel schluckt nervös.
„Na, aber doch“, sagt Mick. „Du bist mein neuer bester Freund. Da muss ich ein paar Dinge über dich wissen.“
„Ich bin dein …?“
„Haben wir gestern beschlossen. Erinnerst du dich nicht mehr?“
„Ich erinnere mich, dass wir eine Menge Müll gelabert haben. Wir waren ziemlich gebeamt, wie du weißt.“
„Jetzt mach keinen Rückzieher. So gebeamt waren wir auch wieder nicht.“
„Aber man kann doch nicht einfach beschließen, beste Freunde zu sein. So etwas muss sich entwickeln.“
„Das entwickelt sich schon, keine Sorge.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“
„Aber ich. Also. Was machst du so?“
„Keine Ahnung“, sagt Daniel widerstrebend. „Nichts Besonderes, schätze ich. Schule, Nebenjob. Paar andere Aktivitäten. Schülerzeitung und so.“
„Ach, warte mal. Du bist das? Daniel Cornelius? Deinen Namen hab ich in der Schülerzeitung gelesen. Du bist Redakteur, stimmt’s?“
„Ein ziemlich großes Wort für ein bisschen Textverarbeitung und Layout, aber ja. Stimmt.“
„Hast du nicht letztes Jahr einen Haufen Ärger bekommen, wegen diesem einen Artikel? Worum ging es da noch?“
„Um Rechtsextreme an der Schule.“
„Richtig. Wow. Echter Enthüllungsjournalismus.“
„Hat leider nicht viel gebracht. Außer dem Haufen Ärger, versteht sich.“
„Willst du so etwas mal beruflich machen? Journalismus?“
„Was bringt es dir, das zu wissen?“
Mick zieht die Schultern hoch.
„Aber das sind doch so Fragen, die man sich stellt, oder nicht? Was willst du mal werden, was sind deine Hobbys, hast du Geschwister. Solcher Kram.“
„Nur, weil das so Fragen sind, werden die aber nicht origineller.“
Daniels Stimme klingt schärfer als beabsichtigt. Etwas in ihm sträubt sich gegen Micks Aufmerksamkeit. Er spürt, wie Mick an ihm zieht, wie ein Magnet und ihn
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