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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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dass doch noch jemand
im alten Jahr seiner Hilfe und fachmännischen Beratung bedurfte, nahm er den
Hörer ab.
    Es war ein Dr. Rossbach, der nach ihm verlangte und sich als
Zahnarzt mit Ordination auf der Stiege 2 im Hause vorstellte. Richtig, Palinski
erinnerte sich an das Schild neben dem Hauseingang. Komisch, er fuhr quer durch
Wien, wenn er Probleme mit den Zähnen hatte, obwohl … Vielleicht sollte
er den Anruf zum Anlass nehmen, einmal einen neuen Arzt mit seinem blutenden
Zahnfleisch zu konsultieren.
    »Guten Abend, Doktor«, meldete er sich. »Was kann ich für Sie
tun?«
    »Ich bin in Eile und möchte daher gleich auf den Punkt kommen«,
eröffnete Rossbach etwas atemlos. »Ich habe Ihren Namen von Dr. Schneckenburger
erhalten, den ich vom Fitnessstudio her kenne. Irgendwie lustig, wenn man
bedenkt, dass wir quasi Nachbarn sind. Er hat gemeint, falls mir einer in
meiner Situation helfen kann, dann Sie.«
    Das war purer Balsam auf die wunde Seele Palinskis.
    »Gestern hat man einen
Mordanschlag auf mich unternommen«, fuhr der Zahnmediziner fort, »dem
allerdings nicht ich, sondern ein Bekannter von mir zum Opfer gefallen ist. Vor
vier Tagen hat es ein weiteres Ereignis gegeben, das ich nach dem, was Magister
Blum passiert ist, auch als Mordversuch einstufen würde.« Der Mann war hörbar
mit den Nerven fertig und schluchzte zwischendurch immer wieder verhalten auf.
    »Es ehrt mich zwar sehr, dass Sie sich mit Ihren Problemen an
mich wenden«, meldete sich Palinski erst mal zu Wort. »Aber wenn das stimmt,
Herr Doktor, was Sie mir da eben erzählt haben, so ist das eindeutig ein Fall
für die Polizei. Ich fürchte, ich werde da nicht viel für Sie tun können.«
    »Ich habe natürlich mit der Polizei gesprochen, mit einem
Inspektor Moussé oder so ähnlich«, entgegnete Rossbach. »Aber der Mensch ist
unmöglich. Der hat mich absolut nicht ernst genommen und mir zwischen den
Zeilen galoppierenden Verfolgungswahn unterstellt«, empörte er sich.
    »Sie meinen doch nicht Inspektor Musch von der Hohen Warte?«,
Palinski war plötzlich hellwach und bereit, diese Herausforderung unter allen
Umständen anzunehmen.
    »Ja, Musch, das war der Name«, bestätigte der Zahnarzt. »Und
das Schlimmste war: Als ich ihm angekündigt habe, dass ich innerhalb der
nächsten Tage einen weiteren Anschlag auf mein Leben befürchte, hat er nur
gelacht und mich weggeschickt. Ein Skandal, kann ich Ihnen sagen.«
    »Nun ja«, Palinski zögerte etwas. Wie sollte er seinen
Zweifel formulieren, um den guten Mann nicht vor den Kopf zu stoßen oder gar zu
verprellen? »Die Prognose eines zukünftigen Ereignisses dieser Art ist
natürlich auch ein wenig schwer verständlich«, meinte er vorsichtig.
    »Ohne weitere Erläuterungen natürlich«, räumte Rossbach ein.
»Aber die Polizei war ja nicht willens, sich meine Geschichte anzuhören. Ist ja
auch einfacher, jemanden als Spinner abzutun und wegzuschicken.«
    »Also ich bin gerne bereit, mich mit Ihrer Geschichte
auseinanderzusetzen«, versicherte Palinski. »Wo sind Sie jetzt? Wann könnten
Sie hier bei mir im Büro sein?«
    »Ich bin jetzt irgendwo in Niederösterreich unterwegs und
werde mir demnächst ein Zimmer für die Nacht suchen«, erklärte ihm der Arzt.
»Meine Familie habe ich auch aufs Land geschickt, denn in unserem Haus sind wir
möglicherweise nicht mehr sicher. Können wir uns vielleicht morgen Vormittag
treffen? Ministerialrat Schneckenburger hat mir verraten, dass Sie gerne im
Café …«
    »Keine Namen nennen«, unterbrach ihn Palinski ziemlich
streng.«Man kann nie wissen, ob nicht irgendwer mithört. Ich werde ab
10 Uhr in dem besagten Café sein und auf Sie warten.«
    »Sehr gut«, Rossbach atmete tief durch. »Jetzt geht es mir
schon besser. Und danke, dass Sie mir helfen wollen.«
    »Aber gerne«, versicherte Palinski, »und versuchen Sie zu
schlafen. Sie werden morgen alle Ihre Kräfte brauchen.« Dann beendete er das
Gespräch.
    Rossbach würde wohl nie erfahren, wie sehr er Palinski allein
schon mit diesem Telefonat geholfen hatte.

2
    Langsam tauchte der Mann wieder aus den Tiefen
des an Bewusstlosigkeit grenzenden Schlafes auf. Noch ehe ihm irgendetwas
bewusst wurde, registrierte sein Körper instinktiv die ungeheure Kälte in und
um ihn herum und begann, unkontrolliert zu zittern. Dagegen waren das dringende
Bedürfnis zu kotzen und der fürchterliche Geschmack im Mund vergleichsweise
Lappalien. Die

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