Immer wieder, immer mehr (German Edition)
1. KAPITEL
„Alter, du siehst besser zu, dass du etwas aus deinem Leben machst.“
Mitch McCoy legte einen anderen Gang ein. Nur die Scheinwerfer seines Pick-ups durchbrachen die Dunkelheit, nur seine eigene Stimme durchbrach die Stille.
Der Rest der McCoys befand sich immer noch in Bedford, Maryland, und feierte die Hochzeit seines Bruders Marc mit Melanie Weber. Das geradezu unanständig glückliche Paar war längst in die Flitterwochen aufgebrochen.
Es war nicht so, dass Mitch seinem Bruder sein Glück nicht gönnte, im Gegenteil. Alle waren ja erleichtert, dass Marc und Mel endlich zusammengefunden hatten. Doch von allen fünf McCoy-Geschwistern war Marc eigentlich der Letzte, von dem man erwartet hätte, dass er so bald heiraten würde.
Was Mitch betraf, hatte er sogar als Erster von allen den Weg zum Altar gefunden, nur zum Heiraten war er nicht gekommen.
Das war auch der Grund, weshalb er jetzt so aufgewühlt war – all das Gerede vom Heiraten, von Liebe, von Versprechen, die man sich gab und hielt. Er hätte sich denken können, dass es so kommen würde, schon als er sich in diese unbequeme Kirchenbank zwängte, um zuzusehen, wie Marc und Melanie vollbrachten, was er nicht geschafft hatte. Er war vor dem Altar stehen gelassen worden.
Das war inzwischen sieben Jahre her. Nervös zupfte Mitch an seiner Krawatte. Sieben Jahre waren vergangen, seit Liz Braden die Stadt verlassen hatte – und ihn.
Doch seine innere Unruhe hatte sich nicht von heute auf morgen entwickelt. In Wirklichkeit ging das schon seit Monaten so, oder gar Jahren? Er wurde immer lustloser in seinem Job als Privatdetektiv, so wie er vor einigen Jahren keine Lust mehr auf den extremen Stress in seinem Job beim FBI gehabt hatte. Er hielt zwar immer noch einen Anteil an der Detektei in Washington, D.C., doch den größten Teil seines Kundenstamms hatte er seinen Partnern, Mike Schaffer und Renée Delancy, überlassen. Er war nach Manchester zurückgekehrt, um einen langgehegten, heimlichen Traum zu verwirklichen und Pferde zu züchten. Jenen Traum hatte er damals mit achtzehn aufgegeben, um in die Fußstapfen sämtlicher männlicher McCoys zu treten und erst zum Militär zu gehen und dann zum FBI oder zur Polizei.
Doch auch die Rückkehr nach Manchester hatte nicht bewirkt, dass er sich besser fühlte. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Und das Schlimmste von allem war – er wusste genau, warum. Es war an jenem Abend passiert, als Marc ihn gefragt hatte, ob er nicht bereut habe, nie nach Liz gesucht zu haben.
Wenn Marc nur geahnt hätte, dass er sehr wohl versucht hatte, sie zu finden. In gewisser Weise jedenfalls.
Ach, was soll’s, dachte Mitch. Wozu sich so viele Gedanken machen? Sicher hatte sein momentaner Zustand eine ganz einfache Ursache. Es war eben schon viel zu lange her, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war. Er versuchte, sich einzureden, dass ihm im Augenblick jede Frau recht wäre. Aber er wusste, dass das nicht stimmte. Denn was für andere Männer gelten mochte, die längere Zeit keinen Sex gehabt hatten, musste noch längst nicht auf ihn zutreffen.
Etwa dreißig Meter vor ihm stand ein Wagen mit eingeschalteter Warnblinkanlage am Straßenrand.
Trotzdem, eine Frau mit einem sexy Lächeln und einem hübschen anschmiegsamen Körper wäre nicht schlecht. Mitch kniff die Lider zusammen und betrachtete die Frau, die neben dem Wagen stand. Ja, irgendeine Frau, jede, außer …
Liz.
Mitch riss dermaßen hektisch das Steuer herum, dass er fast im Straßengraben gelandet wäre. Mit quietschenden Reifen brachte Mitch seinen Wagen zum Stehen. Er fluchte, sein Puls raste. Marc und seine verdammten Fragen! Er hätte überhaupt keinen Gedanken an Liz verschwendet, wenn nicht sein Bruder gewesen wäre. Na ja, das stimmte nicht ganz, aber jedenfalls hatte er bis jetzt noch nie Halluzinationen von ihr gehabt.
Es musste schlimmer um ihn stehen, als er gedacht hatte.
Unwillkürlich pfiff er durch die Zähne, als er die glänzende Limousine näher betrachtete. In einer Kleinstadt voller Pick-ups fiel so ein Luxusschlitten natürlich auf, vor allem nachts um halb eins. Die Frau kniete jetzt neben dem linken Hinterrad.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er.
Die Frau hatte den Wagenheber angesetzt und war dabei, das Rad hochzukurbeln. Fasziniert verfolgte Mitch, wie sich ihr kleiner fester Po dabei rhythmisch bewegte.
„Danke, nicht nötig“, erwiderte sie. „Ich habe schon öfter Reifen gewechselt.“
Mitch sah
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