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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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gute Idee gewesen; sie würde diese Verstellung beibehalten, bis sie von seiner Ehrlichkeit überzeugt war – oder vielleicht sogar, bis sie unter dem Schutz des Königs Sicherheit gefunden hatte.
    Sie konnte jedoch nicht umhin zu bemerken, dass FitzRoger ein starker Mann war. Er stieg die steile Treppe rasch hinauf, ohne ein Zeichen von Anstrengung erkennen zu lassen, obwohl man Imogen nicht unbedingt zierlich nennen konnte. Sie war von mittlerer Größe und wohlgeformt. Ihr Vater hatte immer gesagt, sie habe Hüften, die wie geschaffen wären zum Kinderkriegen.
    Da sie sich nun in die Hand dieses Mannes begeben hatte, sollte sie angesichts seiner Stärke eigentlich froh sein, doch sie war vielmehr nervös. Zum ersten Mal musste Imogen sich der Möglichkeit stellen, dass ein Beschützer seine Stärke auch gegen sie einsetzen konnte. Die simple Wahrheit war, dass FitzRoger, der Bastard, mit ihr letztlich tun konnte, was er wollte, und alles, was sie ihm entgegensetzen konnte, war ihr Verstand.
    Andererseits übte gerade seine Stärke eine ganz spezielle Wirkung auf sie aus. So behütet, wie sie aufgewachsen war, hatte sie kaum je einen anderen Mann berührt als ihren Vater. Nun spürte sie unter ihrer Hand eine stahlharte Schulter – aber diese Schulter war gleichzeitig warm, lebendig und beweglich. Seine Arme, sein Oberkörper, alles an ihm war voller Kraft und Festigkeit.
    Auch ihr Vater war groß und stark gewesen, aber nicht so muskulös . Es war, als sei die massige Stärke von Lord Bernard im schlankeren Körper dieses Mannes konzentriert – er barst schier vor Kraft.
    Das machte ihr Angst, aber es erregte sie auch auf eine nie gekannte Weise …
    Sie befahl sich, solchen Gedanken Einhalt zu gebieten, damit sie am Ende nicht noch ganz den Verstand verlor. Die letzten Tage waren entsetzlich gewesen, aber sie konnte es sich nicht leisten, jetzt schwach zu werden. Noch nicht.
    Die simple Frage war: Wie weit konnte sie diesem Mann vertrauen?
    Sie bezweifelte, dass sie irgendeinem Mann vertrauen konnte.
    Hoffnungslos klammerte sie sich an den einzigen klaren Gedanken, den sie fassen konnte. Ob er nun ein freundlicher Mensch war oder nicht, Lord FitzRoger war ihre missliche Lage bekannt, und er setzte sich bereits für sie ein.
    Er trug sie durch den mit einem Bogen versehenen Eingang in den Saal der Burg. Es war ein großer Raum voller Tücher und Banner, doch er strahlte etwas Hartes, Unedles aus, ganz anders als ihr eigenes elegantes Zuhause. Die Wände bestanden aus ungetünchtem Stein, die Behänge waren grob und schmutzig und die Binsenmatten auf dem Holzboden vertrocknet. Und der Raum war leer und verlassen. Vermutlich waren alle draußen mit den Vorbereitungen zum Marsch auf Carrisford beschäftigt. Das heiterte Imogen immerhin ein wenig auf.
    FitzRoger durchquerte den Saal und hielt auf eine schmale Turmtreppe zu. Diese mit Imogen auf den Armen zu bezwingen erwies sich als schwierig, doch er schaffte es, ohne mit ihrem Kopf oder ihren Füßen anzustoßen. Sie konnte sein Geschick nur bewundern. Das Obergeschoss des Hauptturms war in mehrere einfache Kammern aufgeteilt. In der ersten hielt er an und setzte Imogen auf dem Boden ab. In dem Raum stand ein Bett, das sie sinnend betrachtete.
    »Die Flöhe«, sagte er kühl und rieb sich die Hände, als habe er soeben eine wirklich widerwärtige Last getragen – was wohl auch der Fall gewesen war, dachte Imogen. »Ich schicke ein paar Frauen mit einem Badezuber hierher. So lange, bis etwas anderes bewiesen ist, gehe ich davon aus, dass Ihr Imogen von Carrisford seid, und werde Euch entsprechend behandeln. Aber versucht nicht, diesen Raum ohne meine Erlaubnis zu verlassen.«
    Er brauchte ihr nicht zu drohen. Sein Ton und sein Gesichtsausdruck verliehen den Worten des jungen Mannes Nachdruck. In Cleeve gab es nur ein Verbrechen: die Befehle des Herrn nicht zu befolgen. Und er würde sein Urteil rasch und ohne Skrupel vollziehen.
    Er wandte sich der Treppe zu. »Halt!«, rief Imogen ihm nach, »bitte, was geschieht mit meinem Begleiter?«
    Er drehte sich abrupt zu ihr um und ließ den Blick über ihren aufgeschwollenen Körper wandern. »Wie steht er zu Euch?«
    »Er ist mein Seneschall«, erklärte sie rasch. »Ein alter Mann. Seid freundlich mit ihm.«
    »Er wird dieselbe Behandlung bekommen wie Ihr.« Wieder wandte er sich zum Gehen.
    »Lord FitzRoger«, hielt sie ihn weiter zurück, und er wandte sich erneut ungeduldig um.
    »Werdet Ihr mir helfen, Carrisford

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