Fluch, Der: Roman
Gericht verantworten zu müssen, war ihm als allererstes Ginelli eingefallen.
Aber der gute, alte, busengrapschende Cary Rossington hatte diese Sache ja für ihn in die Hand genommen, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Warum denkst du also jetzt an Ginelli? Mohonk – du solltest an Mohonk denken. Und an David Duganfield, den Beweis dafür, daß der Gute nicht immer als Verlierer aus der Sache hervorgeht. Und darüber, daß du noch ein paar Pfund abnehmen könntest.
Doch als er in die Hausauffahrt einbog, stellte er fest, daß er wieder über Ginelli nachdachte, über etwas, das er ihm einmal gesagt hatte: William, ich hoffe, du wirst es nie herausfinden müssen.
Was herausfinden? fragte Billy sich, und dann stürmte Heidi ihm aus der Haustür entgegen, um ihm einen Kuß zu geben, und er vergaß alles für eine Weile.
3. Kapitel: Mohonk
Es war ihre dritte Nacht in Mohonk, und sie harten sich gerade geliebt. Es war das sechste Mal innerhalb von drei Tagen gewesen, eine schwindelerregende Abwechslung gegenüber ihrem normalen, ruhigen Zweimal-die-Woche-Rhythmus. Billy lag neben ihr und genoß es, ihren Herzschlag zu hören, genoß den Duft ihres Parfüms - Anai's Anais - gemischt mit dem sauberen Geruch ihres Schweißes und ihres Geschlechts. Einen Moment lang nahmen seine Gedanken eine grauenhafte Wendung, und er sah die alte Zigeunerin vor sich, genau in dem Augenblick, bevor der Olds sie erwischt hatte. Einen Moment lang hörte er, wie eine Flasche Mineralwasser auf dem Asphalt zerschellte. Dann war die Vision vorüber.
Er drehte sich zu seiner Frau um und zog sie fest an sich. Sie umfaßte ihn mit einem Arm und ihre freie Hand glitt seinen Oberschenkel hinauf. »Weißt du was«, sagte sie, »Wenn ich noch einmal so komme, daß meine Gehirnzellen rausfliegen, dann werde ich bald nicht mehr viel übrig haben.«
»Das ist ein Mythos«, antwortete Billy lachend.
»Daß einem beim Kommen die Gehirnzellen absterben?«
»Nee, das ist wahr. Der Mythos besteht darin, daß man diese Zellen für immer verlieren würde. Diejenigen, die absterben, wachsen wieder nach.«
»Ja... das sagt man, das sagt man.«
Sie kuschelte sich näher an ihn. Ihre Hand wanderte von seinem Schenkel herauf, berührte seinen Perus sanft, liebevoll, spielte mit einem Büschel seiner Schamhaare (letztes Jahr war er traurig überrascht gewesen, als er feststellte, daß er dort unten an der Stelle, die sein Vater immer › Adamsdickicht‹ genannt hatte, schon die ersten grauen Fäden bekommen hatte), und glitt dann den Hügel seines unteren Bauches herauf.
Sie stützte sich plötzlich auf ihren Ellenbogen, wodurch sie ihn leicht erschreckte. Er war noch nicht eingeschlafen, aber er war gerade am Wegdösen gewesen.
»Du hast wirklich abgenommen!«
»Häh?«
»Billy Halleck, du bist magerer geworden!«
Er klopfte sich auf den Bauch, den er manchmal scherzhaft das Haus nannte, das Budweiser ihm gebaut hatte, und lachte.
»Nicht gerade viel. Ich sehe immer noch wie der einzige Mann der Welt aus, der im siebten Monat schwanger ist.«
»Du bist immer noch dick, aber nicht so dick, wie du vorher warst. Ich weiß es. Ich kann es doch sehen. Wann hast du dich das letztemal gewogen?«
Er dachte nach. Es war an dem Morgen gewesen, an dem der Canley-Prozeß zu Ende gegangen war. Damals war er auf 221 Pfund runtergewesen. »Ich habe dir doch erzählt, daß ich drei Pfund verloren, hätte, erinnerst du dich?«
»Na gut. Du wirst dich morgen früh als erstes wieder wiegen«, sagte sie.
»Keine Waage im Badezimmer«, erwiderte Billy genüßlich.
»Mach keine Witze.«
»Nein. Mohonk ist ein zivilisierter Ort.«
»Wir werden eine finden.«
Billy döste langsam ein. »Klar, wenn du willst.«
»Ich will.«
Sie ist eine gute Frau, dachte er. Während der letzten fünf Jahre, in denen sein ständiges Zunehmen immer auffälliger geworden war, hatte er an schlimmen Tagen eine Diät und/oder ein Fitnessprogramm angekündigt. Die Diäten zeichneten sich hauptsächlich durch Selbstbetrug aus. Ein oder zwei Hot Dogs am Nachmittag, um das Yoghurtlunch aufzubessern, oder vielleicht ein oder zwei hastig hinuntergeschlungene Hamburger am Sonnabendnachmittag, während Heidi an irgendeiner Auktion oder einem Flohmarkt teilnahm. Ein oder zweimal hatte er sich gar zu einem der gräßlichen heißen Sandwiches herabgelassen, die in einer kleinen Imbißstube eine Meile die Straße runter erhältlich waren. Das Fleisch in diesen Sandwiches sah aus wie
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