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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ein entenschnabeliger Piatypus mit Zähnen«, erklärte ich. »Etwa drei Meter hoch. Soweit man bisher weiß, hat man überhaupt nur drei oder vier Exemplare gesichtet, in Australien. Unseren haben wir durch einen glücklichen Zufall bekommen. Wird sich aber wahrscheinlich nicht halten, als Gattung, meine ich. – Die Boadile werden sich halten. Megadonaplatys ist ein eierlegendes Säugetier, und die Eier sind einfach zu groß für eine hungrige Welt, als daß es eine Chance für das Weiterbestehen der Art gäbe – vorausgesetzt, es ist eine echte Spezies.«
    »Möglicherweise«, sagte George und nickte weise. »Andererseits aber auch möglicherweise nicht .«
    Myshtigo wendete sich kopfschüttelnd ab.
    Inzwischen hatte Hasan seinen Roboter-Golem – genannt »Rolem« – weitgehend ausgepackt und fummelte jetzt an den Kontrollknöpfen herum. Ellen lag in der Sonne, um überall braun zu werden. Rotperücke und Dos Santos brüteten am Heck des Bootes irgendwelche finsteren Pläne aus. Unsere Feluke glitt langsam die glitzernde Wasserstraße hinauf, die vor den großen grauen Säulenreihen von Luxor fließt, und ich entschied, nun sei es an der Zeit, auf das Ufer zuzusteuern.
    Die nächsten sechs Tage waren ausgesprochen ereignisreich, sie waren in gewisser Weise unvergeßlich, prall voll Aktivität und irgendwie häßlich-schön. Hier der Gang der Ereignisse …
    Myshtigo muß wohl jeden einzelnen der steinernen Widder auf der vier Meilen langen Prozessionsstraße nach Karnak interviewt haben. In der flirrenden Hitze des Tages und bei Fackellicht steuerten wir durch die Ruinen, störten Fledermäuse, Ratten, Schlangen und Insekten auf, und mußten der monotonen Diktierstimme des Weganers zuhören. Nachts kampierten wir auf Wüstensand. Wir bauten einen zweihundert Meter weiten elektrischen Warnkreis auf und hatten zwei Wachtposten. Boadile sind Kaltblüter, und die Nächte waren kühl. Also bestand von außen relativ wenig Gefahr.
    Riesige Lagerfeuer erhellten überall, wo wir Station machten, die Nacht, denn der Weganer wünschte, daß alles primitiv sein solle – aus Gründen der Atmosphäre, nehme ich an. Unsere Gleiter hatten wir an einer sicheren Stelle deponiert und der Aufsicht eines Wachtpostens des Büros überlassen. Wir hatten die Feluke gechartert, um die Reise des Gott-Königs von Karnak nach Luxor möglichst echt nachzuvollziehen. Das hatte Myshtigo so gewollt. In den Nächten pflegte Hasan entweder mit dem Assegai zu üben, den er von einem fetten Nubier im Tausch erworben hatte, oder er trainierte mit seinem unermüdlichen Golem.
    Und er war ein würdiger Gegner, dieser Golem. Hasan hatte ihn auf die zweifache statistische Durchschnittskraft eines menschlichen Mannes programmiert und seine Reflexzeit um fünfzig Prozent erhöht. In seinem »Gedächtnis« waren Hunderte von Ringergriffen gespeichert, und sein Reglersystem verhinderte theoretisch, daß er seine Kampfpartner tötete oder verstümmelte. »Rolem« war etwa einen Meter achtzig groß und wog zirka hundertzehn Kilogramm; er war auf Bakab gebaut, ziemlich teuer; seine Haut war teigfarben, der Gesichtsausdruck eine Karikatur, und das »Gehirn« saß irgendwo in der Gegend, wo bei uns der Nabel sitzt, um seine Denkutensilien vor griechisch-römischen Erschütterungen zu bewahren. Aber auch so können natürlich mitunter Unfälle passieren. Es sind schon Leute von diesen Dingern umgebracht worden, dann nämlich, wenn irgendwas im »Gehirn« oder in den »Afferentien« Amok läuft, oder auch nur weil die Leute einfach ausgleiten oder sich loszumachen versuchen, wodurch sie den nötigen Extradruck bewirken.
    Jedenfalls: Hasan pflegte mit »Rolem« zu ringen, und wir saßen auf Decken und schauten zu, und manchmal huschten Fledermäuse tief über uns hinweg wie große Stücke Papierasche, dünne Wolkenschleier zogen vor den Mond und wanderten wieder weiter. Genauso war es auch in der dritten Nacht, als ich durchdrehte.
    Ich erinnere mich daran nur, wie man sich vielleicht an eine vorüberfliegende Landschaft erinnert, die man an einem Spätsommerabend im Sturm sah: eine Serie von einzelnen, blitzedurchzuckten Schnappschüssen …
    Nachdem ich fast eine Stunde lang mit Kassandra gesprochen hatte, beendete ich das Gespräch mit dem Versprechen, am Nachmittag darauf einen Gleiter zu kapern und die Nacht bei ihr auf Kos zu verbringen. Ich erinnere mich noch an unsere letzten Worte.
    »Paß auf dich auf, Konstantin. Ich habe böse Träume

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