Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
gehabt.«
    »Unsinn, Kassandra. – Gute Nacht.«
    Und wer weiß, vielleicht waren ihre Träume auf eine zeitliche Bebenwelle zurückzuführen, die von 9.6 auf der Richterskala rückwärts lief?
    In Dos Santos’ Augen stand ein gewisser grausamer Glanz, als er Hasan Beifall klatschte, während dieser »Rolem« mit lautem Getöse auf den Boden schleuderte. Aber diesmal hörte das Beben nicht auf, obwohl der Golem schon lange wieder auf den Beinen war, in die Hocke ging und mit den Armen schlangenähnliche Bewegungen in Richtung auf den Araber vollführte. Der Boden wankte und bebte weiter.
    »Was für eine Kraft! Ich spüre es noch immer!« rief Dos Santos. »Olé!«
    »Es handelt sich um eine seismische Störung«, sagte George. »Erdbeben!« schrillte seine Frau und ließ eine Dattel fallen, die sie gerade Myshtigo hatte reichen wollen.
    Es bestand kein Grund davonzulaufen und es gab keinen Ort, wohin wir hätten laufen können. Es gab nichts in der Gegend, das auf uns hätte stürzen können. Also blieben wir einfach sitzen und ließen uns hin und her schütteln. Ein paarmal wurden wir sogar flach auf den Boden geschleudert.
    »Rolems« Zeit war abgelaufen, er wurde steif. Hasan kam herüber und setzte sich neben George und mich. Die Erschütterungen dauerten fast eine ganze Stunde lang, und sie wiederholten sich, allerdings schwächer, noch mehrere Male während der Nacht. Nachdem der erste schlimme Erdstoß vorübergerollt war, setzten wir uns mit dem Hafen in Verbindung. Die dortigen Instrumente zeigten an, daß das Bebenzentrum ein ganzes Stück weiter nördlich von uns lag.
    Bedenklich weit nördlich sogar.
    … Im Mittelmeer.
    In der Ägäis, um es genauer zu sagen.
    Ich versuchte eine Verbindung nach Kos zu bekommen.
    Keine Antwort.
    Meine Kassandra, meine schöne Geliebte, meine Prinzessin … Wo war sie? Zwei Stunden lang versuchte ich das herauszufinden. Dann rief mich der Hafen an.
    Es war Lorels Stimme.
    »Also, Conrad, – ich weiß wirklich nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, was passiert ist …«
    »Reden Sie nur«, sagte ich, »und hören Sie auf, wenn Sie fertig sind.«
    »Ein Beobachtungs-Satellit hat vor zwölf Minuten Ihre Heimat überflogen«, krächzte er. »Auf den übermittelten Bildern waren einige der Ägäischen Inseln nicht mehr sichtbar …«
    »Nein!« sagte ich.
    »Es tut mir leid, aber Kos war auch darunter.«
    »Nein!« sagte ich wieder.
    »Es tut mir leid«, meinte er. »Aber so sieht es derzeit aus. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst noch sagen könnte …«
    »Es reicht«, sagte ich. »Es reicht mir wirklich. Das ist alles, was ich wissen wollte. Auf Wiedersehen. Wir reden später weiter. Nein!«
    »Warten Sie doch, Conrad!«
    Ich drehte durch.
    Fledermäuse, die die Nacht abgeschüttelt hatte, zuckten um mich herum. Ich hieb mit der rechten Hand in die Luft und tötete eine, die auf mich zuschoß. Ich wartete ein paar Sekunden, dann tötete ich eine zweite. Dann packte ich mit beiden Händen einen großen Felsblock und wollte gerade das Funkgerät zertrümmern, als George mir die Hand auf die Schulter legte. Ich ließ den Stein fallen, stieß seine Hand fort und versetzte ihm mit dem Handrücken einen Schlag auf den Mund. Als ich mich vorbeugte, um den Felsblock ein zweites Mal anzuheben, hörte ich Schritte hinter mir. Ich ließ mich auf ein Knie fallen, drehte mich auf dem Knie herum und griff mir eine Handvoll Sand, um ihn jemandem in die Augen zu werfen. Sie standen alle da: Myshtigo und Rotperücke und Dos Santos, Rameses, Ellen, drei Angestellte des örtlichen Büros und Hasan. Sie kamen geschlossen auf mich zu. Jemand rief gellend: »Auseinander!«, als sie mein Gesicht sahen, und sie fächerten auf.
    Plötzlich waren sie all die Menschen, die ich je gehaßt habe – ich konnte es spüren. Alle, die ich gekannt und gehaßt hatte, die ich zermalmen wollte und zermalmt hatte, standen dort wiedererstanden vor dem Feuer, und nur das Weiß ihrer Zähne zeigte sich in den zuckenden Schatten auf ihren Gesichtern, als sie lächelnd auf mich zukamen – jeder einen anderen Tod in den Händen und sanfte, beschwichtigende Reden auf den Lippen –, also warf ich dem vordersten Mann den Sand ins Gesicht und ging auf ihn los.
    Mein Uppercut brachte ihn rücklings zu Boden, dann stürzten sich zwei Ägypter von beiden Seiten auf mich.
    Ich schüttelte sie ab. Aus dem Winkel meines kälteren Auges sah ich einen großen Araber, der irgend etwas wie eine schwarze Avokadofrucht in der

Weitere Kostenlose Bücher