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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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beschäftigt die Gegenwart, und Baumaterial brauchen diese Leute jetzt! «
    »Seit wann geht das schon so?« fragte Myshtigo.
    »Vor drei Tagen haben wir mit der Abtragung begonnen«, antwortete Rameses.
    »Und was gibt Ihnen das Recht, so etwas zu tun?«
    »Die Arbeiten sind vom Erdbüro, Ministerium Künste, Monumente und Archive genehmigt, Srin.«
    Myshtigo wendete sich zu mir, seine Bernsteinaugen glommen in einem merkwürdigen Licht.
    »Sie also!« sagte er.
    »Ja, ich«, bestätigte ich. »Ich bin der Regierungsbevollmächtigte für diese Sache, ich habe sie in die Wege geleitet – alles hat seine Richtigkeit.«
    »Und warum hat niemand sonst von dieser Ihrer Unternehmung gehört?«
    »Weil nur noch sehr wenige Leute hierherkommen«, erklärte ich. »… Und das ist ein weiterer Grund dafür, dieses Ding zu beseitigen. Kaum jemand schaut es sich heutzutage noch an.«
    »Und ich bin aus einem anderen Sternsystem gekommen, um mir dieses Ding anzusehen!«
    »Dann sollten Sie sich beeilen«, sagte ich.
    Er drehte mir den Rücken zu und starrte hinüber.
    »Offenbar sind Sie sich über den wahren Wert dieses Kunstwerks nicht im klaren. Oder wenn Sie es sind …«
    »Im Gegenteil, ich weiß sehr genau, was es wert ist.«
    »… Und diese unglückseligen Kreaturen, die Sie da drüben schuften lassen –«, seine Stimme wurde lauter, als er den Blick über die Szene schweifen ließ, »– unter den heißen Strahlen eurer häßlichen Sonne – sie plagen sich unter allerprimitivsten Bedingungen! Haben Sie denn noch nie etwas von Transportbändern gehört?«
    »Aber sicher. Sie sind teuer.«
    »Und Ihre Aufseher haben Peitschen! Wie können Sie es wagen, Ihre Mitmenschen so zu behandeln? Das ist ja pervers!«
    »Alle Arbeiter haben sich freiwillig für den Job entschieden – für ein geringes Entgelt –, und die Schauspieler-Gewerkschaft erlaubt nicht, daß wir die Peitschen benützen. Man hat uns nur erlaubt, mit den Peitschen über den Leuten in die Luft zu knallen.«
    »Schauspieler-Gewerkschaft?«
    »Ja. Die Gewerkschaft dieser Leute da unten. – Wollen Sie ein paar Maschinen sehen?« Ich machte eine Handbewegung. »Dann schauen Sie auf den Hügel da drüben.«
    Er tat es.
    »Was ist denn da los?«
    »Wir zeichnen die Sache auf Videoband auf.«
    »Wofür?«
    »Wenn wir fertig sind, werden wir die Geschichte zu einem Film zusammenschneiden und rückwärts laufen lassen. ›Der Bau der Großen Pyramide‹ wollen wir ihn nennen. Könnte Spaß machen – und auch ein bißchen Geld bringen. Ihre Historiker haben, seit sie zum erstenmal davon hörten, die vagesten Vermutungen angestellt, wie wir das Ding gebaut haben.
    Schauen Sie bitte mal hin, wie sie das Ding zerhämmern! – Die Leute achten genau auf die Kameras, sie legen sich hin und stehen rasch wieder auf, wenn eine Kamera auf sie gerichtet wird. Im fertigen Film werden sie überall auf dem Bauplatz zusammenbrechen. Es ist schließlich der erste Erdfilm seit Jahren, die Leute machen wirklich begeistert mit.«
    Dos Santos blickte auf die gebleckten Zähne in Rotperückes Mund und auf die zuckenden Muskeln ihrer Kinnbacken. Dann stierte er zur Pyramide hinüber.
    »Sie sind ein Wahnsinniger«, verkündete er.
    »Nein«, gab ich zurück. »Das Nichtmehrvorhandensein eines Denkmals kann auf seine Art ebenfalls ein Denkmal sein.«
    »Ein Denkmal für Conrad Nomikos«, bemerkte er trocken.
    »Falsch«, sagte Rotperücke plötzlich. »Es gibt ebenso sicher eine destruktive Kunst, wie es eine kreative Kunst gibt. Ich vermute, er hat etwas in dieser Richtung vor. Er spielt Caligula. Und vielleicht kann ich sogar begreifen, warum er das tut.«
    »Vielen Dank.«
    »Was heißt hier ›vielen Dank‹. Ich sagte vielleicht! – Ein Künstler arbeitet mit Liebe!«
    »Liebe ist eine Negativform von Haß.«
    »Ich sterb’, Ägypten, sterbe!« sagte Ellen.
    Myshtigo lachte.
    »Sie sind härter, als ich geglaubt hätte, Nomikos«, bemerkte er. »Aber Sie sind nicht unersetzlich.«
    »Versuchen Sie mal einen Beamten zu feuern – besonders einen wie mich!«
    »Es könnte leichter sein, als Sie vermuten.«
    »Wir werden ja sehen.«
    Wir wendeten uns erneut den neunzig Prozent der Cheops/Khufu-Pyramide zu. Myshtigo begann wieder Notizen zu diktieren.
    »Es wäre mir angenehm, wenn Sie von hier aus zuschauten, vorläufig«, sagte ich. »Wenn wir dazwischenplatzen, ruinieren wir kostbare Filmmeter. Wir können ja nachher während der Kaffeepause ’runtergehen.«
    »Einverstanden«,

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