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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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diese Haltung selbstverständlich, aber ich bin dadurch als Leiter der Tour in eine etwas peinliche Situation versetzt.« Wir wußten beide, daß ich ihn privatim hätte fragen sollen, doch ich war nun einmal giftig und wollte, daß auch er es merkte. Außerdem wollte ich unbedingt das Gespräch in andere Bahnen lenken. Folglich sagte ich: »Ich bin neugierig, ob es hauptsächlich ein Bericht über die Orte und Plätze sein wird, die wir besichtigen, oder ob Sie auf besondere lokale Fakten hingewiesen werden wollen – sagen wir politischer oder zeitgenössisch-kultureller Natur.«
    »Ich bin vorwiegend daran interessiert, eine Reisebeschreibung zu verfassen«, sagte er, »aber ich werde Ihre Kommentare unterwegs gern zur Kenntnis nehmen. Im übrigen besitze ich einen allgemeinen Überblick über die irdischen Traditionen und die gegenwärtige Lage, und ich muß sagen, sie beeindrucken mich nicht besonders.«
    Dos Santos, der rauchend auf und abgegangen war, während unser Essen zubereitet wurde, blieb abrupt stehen und sagte: »Srin Shtigo, wie ist Ihre Einstellung zur Rückkehrbewegung? Stehen Sie unseren Zielen sympathisierend gegenüber? Oder halten Sie die Bewegung für tot?«
    »Ja«, antwortete Myshtigo, »ja, zur letzten Frage. Ich respektiere Ihre Ziele, doch ich verstehe nicht, wie Sie hoffen können, sie je zu verwirklichen. Warum sollten Ihre Leute die Sicherheit preisgeben, die sie jetzt besitzen, um hierher zurückzukehren? Die meisten Angehörigen der derzeitigen Generationen kennen die Erde nur von Videobändern – und Sie müssen zugeben, daß die nicht gerade sehr ermutigend wirken.«
    »Ich kann Ihnen nicht beipflichten«, sagte Dos Santos, »und ich muß sagen, ich finde Ihre Einstellung überheblich und entsetzlich altväterlich.«
    »So gehört es sich auch«, antwortete Myshtigo.
    George und unser Essen trafen fast im gleichen Augenblick ein. Die Kellner begannen zu servieren.
    »Ich ziehe es vor, an einem kleinen Tisch allein zu speisen«, wies Dos Santos einen Kellner an.
    »Sie nehmen an dieser Tour teil, weil Sie darum gebeten haben, mitzudürfen«, sagte ich beiläufig.
    Dos Santos verzog sein Gesicht zu einem dünnen Lächeln und verneigte sich leicht.
    »Ich bitte um Vergebung für mein romanisches Temperament«, sagte er. »Ich sollte nicht erwarten, daß ich jemanden innerhalb von fünf Minuten zur Rückkehrbewegung bekehren könnte – und es ist mir schon immer schwergefallen, meine Gefühle zu verbergen.«
    »Das war ja ziemlich offensichtlich.«
    »Ich bin hungrig«, sagte ich.
    Er setzte sich uns gegenüber neben George.
     
    Steile Sonne, kurze Schatten, heiß – ja, so war es. Ich wollte nicht, daß Sandwagen oder Gleiter uns die Szenerie verdarben, also ordnete ich an, daß wir alle zu Fuß gingen. Es war nicht übermäßig weit, und ich schlug einen kleinen Umweg ein, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen.
    Eine Wanderung zurück in die Zeit, das war es – leuchtende Vögel zogen blitzschnell an uns vorüber, ein paar Kamele tauchten jedesmal vor dem fernen Horizont auf, sobald wir einen kleinen Hang hinaufgestiegen waren (Kamelsilhouetten, mit Kohle gezeichnet; aber das genügte). Eine stämmige dunkelhäutige Frau schleppte sich mit einem hohen Krug auf dem Kopf an uns vorüber. Myshtigo diktierte dies Ereignis in seinen Taschensekretär. Ich nickte der Frau zu und sagte einen Gruß. Ellen, bereits schweißnaß, fächelte sich ständig mit einem großen, grünen Federdreieck Luft zu; Rotperücke stapfte aufrecht dahin, winzige Schweißperlen würzten ihre Oberlippe, die Augen lagen hinter Sonnengläsern versteckt, die so dunkel waren, wie es nur ging. Schließlich kamen wir an. Wir stiegen den letzten niedrigen Hügel hinauf.
    »Schauen Sie«, sagte Rameses.
    »Madre de Dios!« sagte Dos Santos.
    »Was machen die Leute denn da?« fragte Myshtigo. Es war das erste Mal, daß ich ihn wirklich überrascht sah.
    »Wieso? Sie tragen die große Pyramide des Cheops ab«, gab ich zurück.
    Nach einer langen Pause stellte Rotperücke die Frage: »Warum?«
    »Also, es ist so«, erklärte ich ihr, »die Leute hier haben nicht viel Baumaterial, und das Zeug von Alt-Kairo ist radioaktiv, – und deshalb holen sie sich das Notwendige, indem sie diesen alten Haufen Stereometrie da drüben zertrümmern.«
    »Sie entweihen ein Denkmal des vergangenen Glanzes der menschlichen Rasse«, rief sie aus.
    »Es gibt nichts Billigeres als vergangenen Glanz«, bemerkte ich milde. »Uns

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