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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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mich interessierte. Kehren wir also in das Gasthaus zurück, bitte. Ich möchte mit den Eingeborenen reden.«
    Kurz darauf sagte er nachdenklich: »Ich werde also Sakkara zeitlich vorziehen. – Sie haben doch noch nicht damit begonnen, auch die Denkmäler in Luxor, Karnak und im Tal der Könige abzubauen, oder?«
    »Noch nicht.«
    »Gut. Dann werden wir diese Stätten vorzeitig besichtigen.«
    »Dann laßt uns nicht länger hier herumstehen«, bemerkte Ellen. »Die Hitze ist teuflisch.«
    Also machten wir uns auf den Rückweg.
     
    »Ich möchte Ihnen einiges über Boadile erzählen«, sagte ich.
    Unsere Feluke trieb langsam auf dem blitzenden Wasser dahin, das vor den großen grauen Säulenreihen von Luxor fließt. Myshtigo hatte mir den Rücken zugekehrt. Er starrte gebannt auf die Säulen und diktierte ab und zu seine Eindrücke in seinen Taschenrecorder.
    »Wo werden wir an Land gehen?« fragte er.
    »Etwa eine Meile weiter oben. Vielleicht sollte ich Ihnen doch lieber etwas über Boadile sagen.«
    »Ich weiß, was ein Boadil ist. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich mich mit Ihrer Welt befaßt habe.«
    »Hm. Darüber zu lesen, das ist eine Sache ...«
    »Ich habe auch Boadile gesehen! Es gibt im Erdpark auf Taler vier davon.«
    »... und sie in einem Aquarium-Terrarium zu sehen, das ist eine andere Sache.«
    »Sie und Hasan sind ein ganzes wandelndes Waffenlager. Ich sehe an Ihrem Gürtel drei Granaten, an seinem vier.«
    »Man kann keine Granaten verwenden, wenn ein Boadil über einem liegt – das heißt, nicht ohne selbst mit in die Luft zu gehen. Und wenn das Tier weiter weg ist, kann man es nicht mit Granaten treffen. Es bewegt sich viel zu rasch.«
    Er wendete sich endlich um.
    »Und was nehmen Sie also?«
    Ich griff in meine Djellabieh und zog die Waffe heraus, die ich, wenn ich in diese Gegend komme, immer versuche, griffbereit zu haben.
    Er betrachtete sie.
    »Wie heißt dieses Ding?«
    »Es ist eine Maschinenpistole. Spuckt Metazyanid-Patronen aus – eine Tonne Aufschlagkraft pro Salve. Die Waffe ist nach einer Handfeuerwaffe aus dem zwanzigsten Jahrhundert gebaut. Das Ding hieß Schmeisser.«
    »Sieht ziemlich unhandlich aus. Kann man ein Boadil damit erlegen?«
    »Wenn man Glück hat, schon. Ich habe noch ein paar mehr davon in meinem Gepäck. Möchten Sie eine haben?«
    »Nein, vielen Dank.« Er brach ab. »Aber erzählen Sie mir doch etwas mehr über Boadile. Ich habe sie damals wirklich nur kurz gesehen, und sie waren fast ganz unter Wasser.«
    »Gut ... Also: hat einen Kopf etwa wie ein Krokodil, nur größer. Ist etwa zwölf Meter lang. Besitzt die Fähigkeit, sich zu einem großen Ball mit Zähnen zusammenzurollen. Sehr schnell im Wasser und auf dem Land – und hat unglaublich viele kleine Beine auf beiden Seiten ...«
    »Wieviel Beine?« unterbrach er.
    »Also.« Ich zögerte. »Um die Wahrheit zu sagen, ich habe sie nie gezählt. Einen Moment mal. – He, George«, rief ich in die Richtung, in der der berühmte Chefbiologe der Erde im Schatten des Segels schlummerte. »Wieviel Beine pro Boadil?«
    »Ha?« Sein Kopf drehte sich uns zu.
    »Ich habe gesagt: wieviele Beine pro Boadil?«
    Er raffte sich auf, streckte sich ein wenig und kam zu uns herüber.
    »Boadile«, sagte er versonnen. »Sie gehören eindeutig zur Klasse Reptilien – darüber sind wir uns sicher. Aber ob sie zur Gruppe crocodilia, einer Untergruppe davon, oder zur Gruppe squamata, Untergruppe lacertilia, Familie der neopoda gehören – wie ein Kollege von mir auf Taler halb scherzend behauptet –, das können wir nicht mit Sicherheit sagen. Mich erinnern sie ein wenig an die Reproduktionen nach Fotografien aus der Zeit vor den Drei Tagen, auf denen die Phantasien von Künstlern bezüglich des Phytosauros aus dem Mesozoikum zu sehen sind. Also ich bin geneigt, die Gattung crocodilia für wahrscheinlicher zu halten.«
    Er lehnte sich über die Reling und starrte auf das blitzende Wasser hinaus.
    Ich merkte, daß er nichts weiter sagen würde, also hakte ich nach:
    »Na, und wie viele Beine hat nun so ein Boadil?«
    »Beine? Ich habe sie nie gezählt. Aber wenn wir Glück haben, bietet sich uns ja vielleicht die Chance. Es gibt hier eine Menge davon. – Das Jungtier, das ich besaß, hat nicht lange durchgehalten.«
    »Was ist mit ihm geschehen?« fragte Myshtigo.
    »Mein Megadonaplatys hat es gegessen.«
    »Megadonaplatys?«
    »Sowas Ähnliches wie ein entenschnabeliger Piatypus mit Zähnen«, erklärte ich. »Etwa drei

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