Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
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E R HÄTTE NICHT den Schleichweg nehmen sollen.
Das wurde Bahzell Bahnakson in dem Augenblick klar, als er in dem pechschwarzen Quergang die Geräusche hörte. Leider war er auf diese Geheimgänge angewiesen – die außer ihm nur die Palastbediensteten und eine noch größere Zahl von Sklaven benutzten –, wenn er Brandark unbemerkt von der Palastwache besuchen wollte. Mit seiner Statur konnte er nicht hoffen, dass ihn irgendjemand übersah, wenn er einfach so herumspazierte. Trotzdem hätte er auf diese Abkürzung verzichten sollen, auch wenn er die gefährlicheren Gänge des alten Burgfrieds vermeiden wollte.
Er blieb in der spärlich erleuchteten Halle stehen, die vom Qualm der wenigen Fackeln verpestet wurde. Die teureren Öllampen waren natürlich für Churnazh und seine Hofschranzen reserviert. Bahzell richtete seine fuchsartigen Ohren auf die Quelle dieser schwachen Geräusche. Als er erkannte, um was es sich handelte, legte er die Ohren flach an und fluchte. Es war nicht seine Sache – und er sollte tunlichst jeden Ärger vermeiden. Außerdem hatte er in Navahk schon schrecklichere Schreie gehört, und auch damals hatte er, ein Prinz des verfeindeten Hurgrums, den Opfern nicht zu Hilfe kommen können.
Bahzell krampfte die Faust um seinen Dolchgriff und knirschte vor Wut mit den Zähnen. Er hütete sich allerdings, diese Wut seinen so genannten Gastgebern offen zu zeigen. Bahzell hatte sich – selbst für einen Hradani – nicht gerade für zart besaitet gehalten, doch das war noch, bevor ihn sein Vater als Gesandten hierher nach Navahk geschickt hatte. Genau genommen eher als Geisel, räumte Bahzell grimmig ein. Prinz Bahnaks Armee hatte Navahk und seine Bundesgenossen zerschmettert, aber
Hurgrum war nur ein Stadtstaat. Ihm fehlten die Soldaten, um das Land ihrer Feinde wirkungsvoll besetzen zu können, auch wenn so mancher Hradani-Führer sein eigenes Land aus blinder Machtgier zerstört hätte, weil er andere unterwerfen wollte.
Allerdings war Bahnak kein gewöhnlicher Staatslenker. Ihm war zwar klar, dass es keinen dauerhaften Frieden geben würde, solange Churnazh lebte, doch er war auch weise genug zu erkennen, was geschähe, wenn er seine Streitmacht in kleine Garnisonen zersplitterte, die alleine niemals überleben konnten. Er vermochte zwar Navahk und seine Bundesgenossen in der Schlacht zu besiegen – um das Land zu erobern, brauchte er jedoch Zeit, seine eigenen Alliierten, die ihm nach seinen ständigen Siegen scharenweise zuliefen, fester an sich zu binden. Er erkaufte sich diese Zeit, indem er Churnazh und seine Spießgesellen in ein Netz aus Verträgen, gegenseitigen Nicht-Angriffspakten und Fußnoten fesselte, das selbst ein Roter Lord nur unter äußersten Schwierigkeiten hätte entwirren können. Das halbe Dutzend höchst misstrauischer, feindlicher Kriegsherren der Hradani empfand diese Aufgabe schlichtweg als unmöglich. Um sicher zu stellen, dass sie es weiter versuchten, statt zu direkteren und ihnen von jeher vertrauteren Mitteln zu greifen, bestand Bahnak darauf, Geiseln auszutauschen. Bahzells Pech war, dass Navahk als mächtigster Widersacher Hurgrums das Recht auf eine Geisel aus Hurgrums Herrscherfamilie geltend machen konnte.
Das verstand Bahzell zwar, aber dieses eine Mal wünschte er sich doch, er hätte die Konsequenzen umgehen können, die seine Position als Prinz Bahnaks ältester Sohn mit sich brachte. Nicht genug, dass er dem Stamm der Pferdediebe angehörte, deren Kämpfer selbst die größten Blutklingen-Krieger um mehr als Kopfeslänge überragten und ihn zum Außenseiter stempelten, nein, Hurgrums vernichtende Siege hatten Navahk gedemütigt, was Bahzells Lage verschlimmerte, weil er auch noch ein verhasster Außenseiter war. Dennoch hätte Bahzell damit leben können, wäre Navahk nicht ausgerechnet von Prinz Churnazh regiert worden, der nicht nur Prinz Bahnak bis aufs Blut hasste – und
diesen Hass auf seinen Sohn übertrug –, sondern die Pferdediebe darüber hinaus als degenerierte, verzärtelte Weichlinge verachtete. Seine Hofschranzen und Günstlinge äfften die Haltung ihres Prinzen nach, und wie vorherzusehen war, wetteiferten sie darum, zu beweisen, dass seine Verachtung weiter ging als die seiner Konkurrenten um die Gunst Churnazhs.
Bis jetzt hatte Bahzells Status als Geisel verhindert, dass man ihm einen Dolch in den Rücken rammte, und verhütet, dass er selbst sein Schwert ziehen musste. Doch die Hradani waren nicht gerade für ihre
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