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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Entscheidung in äußerster Not gewesen. Hatte er es irgendwo anders als in Volos versucht, so war es völlig offen, wann er zurückkommen würde. Doch würde er auf jeden Fall meine Spur finden und ihr wieder folgen. Wir marschierten weiter und versuchten eine möglichst große Strecke hinter uns zu bringen.
    Ungefähr zehn Kilometer taumelten wir mit letzter Kraft dahin. Wir wußten, wir würden es ohne Rastpause nicht weiter schaffen, deshalb schauten wir nach einem möglichst sicheren Schlafplatz aus.
    Schließlich entdeckte ich einen steilen Felshügel, unter dem ich als Junge Schafe gehütet hatte. Die kleine Schäferhöhle in Dreiviertelhöhe unter dem Gipfel am Hang war trocken und unbewohnt. Die hölzerne Stirnwand vor der Höhle war verrottet, aber sie erfüllte noch ihren Zweck.
    Wir sammelten ein paar Büschel sauberes Gras als Matratze, befestigten die Tür und streckten uns drinnen aus. Eine Sekunde später schnarchte Hasan bereits. Mein Kopf wirbelte einen Augenblick lang, ehe ich in den Schlaf sank.
    Schlaf ist die größte aller Wonnen ...
     
    Ich könnte sagen, daß die ganze Geschichte nicht passiert wäre, wenn wir die längere Strecke von Lamia nach Volos genommen hätten – die Küstenstraße –, zumindest nicht so passiert, wie sie passierte, und daß Phil heute noch am Leben sein könnte. Aber ich überblicke das ganze Geschehen wirklich nicht; selbst jetzt, wenn ich so zurückblicke, kann ich nicht sagen, wie ich die Ereignisse ändern würde, wenn alles noch einmal wiederholt werden müßte.
    Am nächsten Nachmittag erreichten wir Volos, dann ging es weiter den Pelion hinauf nach Portaria. Jenseits einer steilen Schlucht lag Makrynitsa.
    Wir überquerten sie und stießen auf die anderen.
    Phil hatte sie nach Makrynitsa geführt, dann um eine Flasche Wein und ein Exemplar des Entfesselten Prometheus gebeten und mit beidem bis tief in die Nacht wachend dagesessen.
    Am Morgen hatte ihn Diane gefunden: lächelnd und kalt. Ich baute einen Scheiterhaufen für ihn, mitten zwischen den Zedern der zerstörten Episkopi, denn er hatte nicht in der Erde begraben werden wollen. Der Scheiterhaufen war doppelt mannshoch. In dieser Nacht würde er brennen, und ich würde wieder einem Freund adieu sagen müssen. Im Rückblick, will mir scheinen, bestand mein Leben vorwiegend aus einer Reihe von Ankünften und Abschieden.
     
    Und so wanderte ich mit meiner Gruppe an diesem Nachmittag hinaus nach Pagasae, dem Hafen des antiken Jolchos, das auf einem Vorgebirge gegenüber von Volos liegt. Wir standen im Schatten unter den Mandelbäumen auf dem Hügel, der einen guten Blick über die See und den Felskamm ermöglicht.
    »Von hier stachen die Argonauten bei ihrer Suche nach dem Goldenen Vlies in See«, sagte ich.
    »Wer war denn alles dabei?« fragte Ellen. »Ich habe die Geschichte zwar in der Schule gelesen, aber ich habe es vergessen.«
    »Es waren Herakles, Theseus und Orpheus, der Sänger, Asklepios und die Söhne des Nordwinds und der Anführer, Jason, der ein Zögling des Kentauren Cheiron war – dessen Höhle übrigens dort oben dicht unter dem Gipfel des Pelion liegt.«
    »Wirklich?«
    »Ich werde sie dir gelegentlich zeigen.«
    »Fein.«
    »Auch die Götter und die Titanen kämpften hier in der Nähe«, sagte Diane, während sie an meine andere Seite trat. »Haben nicht die Titanen versucht, den Pelion aus dem Boden zu reißen und auf den Ossa zu stülpen, um so den Olymp zu erstürmen?«
    »So geht die Sage. Aber die Götter stellten nach der blutigen Schlacht die Landschaft wieder her.«
    »Ein Segel«, sagte Hasan und deutete mit einer halbgeschälten Orange hinaus.
    Ich blickte über das Wasser und sah einen winzigen Fleck am Horizont.
    »Ja. Der Ort wird immer noch als Hafen benutzt.«
    »Vielleicht ist es eine Schiffsladung voller Helden«, sagte Ellen, »die wieder mit ein bißchen Vlies heimkehren. Was werden sie überhaupt mit dem ganzen Schafspelz anfangen?«
    »Nicht das Vlies ist wichtig«, sagte Rotperücke, »daß man es erringt, das ist wichtig. Die Frauen können sich dann aus den Vliesen Gewänder machen. Sie sind es gewöhnt, aufzulesen, was bei den Abenteuern abfällt.«
    »Es würde nicht zu Ihrem Haar passen, meine Liebe.«
    »Zu Ihrem auch nicht, mein Kind.«
    »Das läßt sich ändern. Nicht ganz so leicht wie bei Ihnen, natürlich ...«
    »Drüben, jenseits der Straße«, sagte ich mit lauter Stimme, »liegt eine zerstörte byzantinische Kirche, die ich in etwa zwei Jahren

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