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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aus der Scheide, während er sich über die Schulter abrollte. Rochaid stieß einen schrillen, gurgelnden Schrei aus, während Rand wieder hochkam und in geduckter Stellung herumwirbelte.
    Raefar Kisman stand da und starrte ungläubig auf Rochaid; die Klinge, mit der er Rand hatte aufspießen wollen, steckte nun in der Brust des Murandianers. Blut sprudelte aus Rochaids Mund, er grub die Absätze in den Boden und beschmutzte seine Hände mit Blut, da er den scharfen Stahl umklammerte, als könnte er ihn aus seinem Leib ziehen. Kisman war von durchschnittlicher Größe und blass für einen Tairener; abgesehen von dem Schwertgürtel war seine Kleidung so unauffällig wie Rands. Solange er diesen unter dem Umhang versteckte, hätte er in Far Madding überall hingehen können, ohne aufzufallen.
    Seine Verzweiflung währte nur einen Augenblick. Im gleichen Moment, als Rand mit dem Schwert in beiden Händen auf die Beine kam, riss Kisman die Klinge aus dem Leib und hatte für seinen sich windenden Komplizen keinen Blick mehr übrig. Er beobachtete Rand und seine Hände an dem langen Schwertgriff verlagerten nervös ihre Position. Zweifellos gehörte er zu jenen, die so stolz darauf waren, die Macht als Waffe benutzen zu können, dass er die Ausbildung mit dem Schwert sträflich vernachlässigt hatte. Rand hatte sie nicht gering geschätzt. Rochaid zuckte ein letztes Mal, lag dann still da und starrte mit weit aufgerissenen Augen in den Himmel.
    »Zeit zu sterben«, sagte Rand leise, aber als er sich vorwärts bewegte, ertönte hinter dem Tairener ein nicht enden wollendes Rasseln, dem noch weitere folgten. Die Straßenhüter.
    »Sie verhaften uns beide«, flüsterte Kisman. Es klang verzweifelt. »Wenn sie uns neben einer Leiche finden, hängen sie uns beide auf! Das wisst Ihr!«
    Er hatte Recht, zumindest in gewisser Weise. Wenn die Wächter sie hier fanden, würden sie beide in den Verließen unterhalb der Ratsherrinnenhalle landen. Noch mehr Rasseln ertönten. Die Hüter mussten bemerkt haben, dass drei Männer nacheinander in die Gasse geschlüpft waren. Vielleicht hatten sie sogar Kismans Schwert gesehen. Rand nickte zögernd.
    Der Tairener wich vorsichtig zurück, und als er sah, dass Rand keinerlei Anstalten machte, ihm zu folgen, stieß er das Schwert in die Scheide und rannte mit wehendem Umhang los.
    Rand warf das geborgte Schwert auf Rochaids Leiche und rannte in die andere Richtung. Aus dieser Richtung ertönten noch keine Rasseln. Mit etwas Glück würde er wieder auf der Straße sein und in der Menge untertauchen können, bevor er entdeckt wurde. Er hatte andere Dinge als die Schlinge zu fürchten. Um dem Henker zu entgehen, musste er bloß die Handschuhe ausziehen und die Drachen auf den Armen zeigen, davon war er überzeugt. Aber der Rat hatte verkündet, dass er Elaidas seltsame Proklamation anerkannte. Sobald er in einer Zelle steckte, würde er dort auch bleiben, bis ihn die Weiße Burg abholen ließ. Also rannte er so schnell, wie er nur konnte.
    Kisman tauchte in der Menge unter und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als drei Straßenhüter in die Gasse liefen, aus der er gerade gekommen war. Er hielt den Umhang fest, um das Schwert zu verbergen, und passte sich an den Verkehrsstrom an. Nur nicht die Aufmerksamkeit eines Hüters erregen. Zwei von ihnen passierten ihn; sie hatten einen Gefangenen gefesselt und in einen großen Sack gesteckt, den sie an einem quer über die Schultern gelegten Stab trugen. Nur der Kopf des Mannes ragte heraus; sein Blick war wild und irrte umher. Kisman erschauderte. Sollten seine Augen zu Asche verbrennen, das hätte er sein können! Er!
    Er war ein Narr gewesen, sich überhaupt von Rochaid dazu überreden zu lassen. Eigentlich hatten sie warten sollen, bis alle eingetroffen waren; sie waren einer nach dem anderen in die Stadt gekommen, um jede Aufmerksamkeit zu vermeiden. Rochaid hatte den Ruhm begehrt, derjenige zu sein, der al'Thor tötete. Der Murandianer war von dem Verlangen verzehrt worden, sich als besserer Mann als al'Thor zu beweisen. Jetzt war er tot, und um ein Haar wäre Raefar Kisman mit ihm gestorben, und das machte ihn sehr wütend. Er wollte eher Macht als Ruhm, vielleicht Tear vom Stein aus regieren. Vielleicht auch mehr. Er wollte unsterblich werden. Dies hatte man ihnen versprochen, das stand ihm zu. Ein Teil seiner Wut rührte daher, dass er sich nicht einmal sicher war, ob sie al'Thor tatsächlich töten sollten. Der Große Herr wusste,

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