Flucht ins All - Band 1 (Terra 5500 - Rebellen der Galaxis) (German Edition)
festzunehmen. Sie wissen alle, wie das so geht, meine Damen und Herren, und Sie wissen alle, welches Verhalten in einem solchen Fall opportun ist. Ich aber denke nicht daran, den Rest meines Lebens unter Eis und Tag im Bergwerk zu schuften. Mehr noch: Ich fordere Sie auf meinem Beispiel zu folgen, und den befohlenen Massenmord nicht auszuführen. Was mich persönlich betrifft, so werde ich dieses Sonnensystem in einer halben Stunde mit meinem Flaggschiff verlassen. Solange haben Sie also Zeit, sich mir anzuschließen, falls Sie mögen. Ansonsten leben Sie wohl.“
Nach dieser Durchsage verließ er die Zentrale. Veron vermutete, dass er sich in seiner Kabine einschließen und seinen Gefühlen am Piano freien Lauf lassen würde. Das tat er hin und wieder, wenn der Stress besonders hoch war. Sein blauer Roboter blieb neben dem Kommandostand stehen, als wollte er ihn bewachen.
In der Zentrale entbrannte eine heftige Diskussion. Die einen verlangten, Robinson und Cahn eine Loyalitätserklärung zu übermitteln, die anderen, die Mehrheit, stellte sich bedingungslos auf Bergens Seite. Zehn Minuten später verließ Oberst Ruud Zähring die Johann Sebastian Bach in einem Beiboot. Acht Offiziere und etwa doppelt so viele einfache Soldaten schlossen sich ihm an.
Dreißig Minuten später betrat Bergen wieder die Zentrale. Er wirkte vollkommen entspannt und ließ sich in seinen Sessel fallen. Bald perlten Pianoakkorde durch die Kommandozentrale. Zum ersten Mal fand Veron die Musik schön. „Bergen an alle. Es ist soweit. Sollten sich unsere Wege trennen, wünsche ich Ihnen Glück und Frieden. Leben Sie wohl!“
Calibo Veron ging zu seinem Kommandeur. Sein Roboter Heinrich trat zur Seite. „Folgende Männer und Frauen haben den Dienst auf Ihrem Flaggschiff quittiert, mein Subgeneral...“ Merican Bergen brachte seinen Sessel in Sitzstellung, die Musik wurde leiser, Veron nannte die Namen.
„Und Sie, Veron?“
„Ich bleibe, und folgende Männer und Frauen ebenfalls...“
Kurz darauf nahm die Johann Sebastian Bach Fahrt auf. Die Brüssel unter Ralbur Robinson und die Troja unter Sibyrian Cludwich schlossen sich ihr an. Am Rande des Maligniz-Systems sprang der kleine Verband mit unbekanntem Ziel ins Hyperuniversum...
*
Im Sternengeglitzer hinter der Frontkuppel war Doxa IV kaum noch von den Fixsternen seiner Umgebung zu unterschieden. Auf dem Viquafeld sah Venus drei schwarze Hufeisen, etwa so groß wie ihr Daumennagel. Wenn sie den Angaben der Instrumente auf der Konsole glauben konnte, waren die Verfolger noch über drei Millionen Kilometer entfernt. „Wir schaffen es!“ Der Einäugige im Kommandantensessel ballte die Fäuste. Ein Vogel hockte über ihm auf der Lehnenkante. „Verdammt noch mal – wir schaffen es...!“
Der Vogel hatte schwarzes Gefieder. Mit einer Mischung aus Furcht und Faszination behielt Venus ihn im Auge. Ihre Eltern hatten ihr von ähnlichen Geschöpfen berichtet. Venus hatte sie sich anders vorgestellt.
„KRV-Triebwerke aktivieren!“, rief der Mann im Kommandantensessel. Sein Haar war dicht und weiß, und sein Gesicht wie gemeißelt. Das schwarze Ding in seiner linken Augenhöhle verlieh ihm etwas Unheimliches. Er kam ihr nur wenig jünger vor, als ihr Vater. Seine Stimme allerdings schien ihr älter zu sein. Diese Stimme klang heiser und rau. Sie solle ihn Yaku nennen, hatte er gesagt. Aus irgendeinem Grund vertraute Venus ihm. Wahrscheinlich, weil er ihre letzte Hoffnung war. Sollte er sich als Lügner entpuppen, würde sie ihn töten.
Sie brach eine Ampulle auf, stach die Kanüle hinein und zog die vorletzte Dosis Serophium auf. Plutejo lag zitternd und zuckend und mit Schaum vor dem Mund unter dem Sessel vor der Navigationskonsole. Sie krempelte ihm den Jackenärmel am rechten Arm hoch, band den Oberarm knapp über dem Ellenbogen mit dem Waffenriemen ab und setzte die Spritze. Sekunden später hörte Plutejo auf zu zittern und zu zucken. Venus wischte ihm Schleim und Schaum aus dem Gesicht. Er setzte sich auf und blickte um sich, als wäre er aus einem schlimmen Traum erwacht. „Wo fliegen wir hin?“, krächzte er.
„Scheißegal!“, rief der Weißhaarige im Kommandantensessel. „Weg von hier, Hauptsache weg!“
„Wir müssen zur Erde“, sagte Venus.
Der Mann namens Yaku stieß ein grimmiges Lachen aus. „Ihr seid ja übergeschnappt! Aber warum nicht? Ich hätte mal ein ernstes Wort mit George dem siebenundsiebzigsten zu reden! Aber erst müssen wir die Scheißkerle
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