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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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Schule nicht nach Hause wollte. Es war wirklich gemütlich hier. Obwohl nicht wenige Leute hier waren, konnte man sich noch normal unterhalten und die moccafarbene Einrichtung machte einen zumindest nicht aggressiv.
    „Diese Stadt ist wirklich ätzend.“
    Ich sah zu Simon, er hielt seine Tasse Kaffee vor den Mund, sodass ich nicht erkennen konnte, ob er das im Scherz gesagt hatte oder ernst meinte.
    Er nahm einen Schluck, bevor er es mir erklärte. „Alle starren mich an, als wäre ich ein sprechender, bunter Hund mit Flügeln …“
    Es stimmte. Das war mir gleich aufgefallen, als wir noch auf der Straße unterwegs gewesen waren. Sie warfen Simon vorsichtige Blicke zu. Tja, mit blauen Haaren fiel man nun mal auf.
    „Na ja“, sagte ich gespielt seufzend. „So falsch liegen sie doch gar nicht.“ Ich machte eine abfällige Bewegung mit der Hand.
    Er wellte seine rechte Augenbraue. Simon war wohl der einzige Mensch auf Erden, der diesen Trick draufhatte. „Ach, vielleicht beneiden sie mich aber nur, weil ich mit dem attraktivsten Mädchen dieser Zeit unterwegs bin!“
    Ich verschluckte mich an meinem Tee, bevor ich seinen forschenden Blick auffing.
    Ich merkte, wie er den Moment wirken ließ. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, worauf er zu lachen begann. „Eins zu null für mich!“
    Er wusste nur zu gut, dass er mich mit dieser Masche immer in die Irre (und in Verlegenheit) führen konnte.
    „Das gilt nicht!“, räumte ich mein Recht ein. „Du weißt, dass mich das … durcheinander bringt …“
    Er lehnte sich im Sessel zurück. „Ja, unsere keusche Lora. Deshalb ist es ja doppelt so lustig.“
    Ich knurrte ein Idiot , worauf wir beide zu lachen begannen. Wie lange war es her, dass ich mich so wohl in meiner Haut gefühlt hatte? Ohne irgendwelchen Hokuspokus, der mich beeinflusste.
    „Ach ja!“ Simon lehnte sich mit einem Ellbogen auf den Tisch und stützte seinen Kopf. „In euer altes Haus sind irgendwelche Neureichen gezogen, die meinen, sie seien etwas Besseres … Fahren ’n bomben Cabrio, kutschieren die Kinder überallhin und ich glaube, die haben sogar daheim Privatunterricht.“
    „Wenn das stimmt, sind sie etwas Besseres“, sagte ich amüsiert. Immerhin wohnte ich zurzeit in einem umgebauten Wohnwagen … Früher hatten Simon und ich immer wieder stille Konversationen durch unsere Fenster geführt. Es fehlte mir, ihn gleich neben mir zu haben.
    „Wahrscheinlich, aber bei denen ist irgendwas total seltsam. Und dann habe ich auch noch diese mutierten Lackaffen bei dir daheim gesehen.“ Er zog eine Strähne zwischen Zeigefinger und Daumen hervor, betrachtete die silberne Spitze. „Ich komme mir vor, als würde man mich verfolgen.“
    Mutierte Lackaffen? Bei mir? „Was meinst du?“
    „Als ich heute kurz bei dir war und von Miss Margret wieder verjagt wurde, hab ich ’n paar Männer und glatt gebügelte Frauen drinnen gesehen, die aussahen, als wären sie FBI-Agenten. Keine Ahnung, um was es da ging, aber es sah nicht normal aus.“
    Männer bei Margret? Vielleicht von ihrer Arbeit? Ich stutzte bei diesem Gedanken. Sie hat noch nie jemanden von der Arbeit mit nach Hause gebracht.
    „Kannst du mir noch etwas über sie sagen?“, fragte ich nach.
    Simon zuckte mit den Schultern, dann beugte er sich tief über den Tisch. „Die sahen alle so gepflegt und sauber aus“, flüsterte er mit verheißungsvoller Stimme.
    „Das bist du gar nicht gewohnt, was?“ Ich lachte gezwungen, aber in Wahrheit machte ich mir Sorgen. Dads Warnung war wahrscheinlich nicht umsonst gewesen. Etwas an Margret war seltsam. Und ich musste herausfinden, was es war!
    Ich hatte keinen Schimmer, wie lange wir in dem Café gesessen waren und nur geredet hatten. Über alles Mögliche und Unwichtige in unserem Leben. Es fühlte sich toll an. Nach weiß Gott wie vielen Tassen Tee und Kaffee hatten wir uns eine einfache Bude gesucht, wo wir uns etwas zu essen besorgt hatten. Zum Schluss landeten wir in einer Spielhalle (so was gab es hier wirklich!). Und trotz allem war ich bemüht, immer in der Nähe von Nicks Waggon zu bleiben. Nur zur Sicherheit. Ich wollte jedem weiteren Streit aus dem Weg gehen.
    „Wenn ich könnte, würde ich mit dir zurückgehen. Heim, meine ich“, sagte ich mit gesenktem Blick, drückte das kopfkissengroße Plüschtier, das Simon an einem Automaten gewonnen hatte, fester an mich.
    Es dämmerte bereits und wir machten uns auf den Weg zu Simons Hotel, das hier irgendwo sein musste.

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