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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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vereinzelte Löcher der schwachen Blätterdächer, weshalb ein fremdes Zusammenspiel von Lichteffekten entstand. Ich konnte weit zwischen die Bäume hindurchspähen, doch es waren keine Gestalten in meiner Sichtweite. Aber ich war sicher, dass ich sie hörte.
    Ich wandte meinen Kopf zu ihr. „Schritte!“, erklärte ich.
    Sie erstarrte, schlagartig wurde ihr Atem schnell und gedämpft. Den Blick auf den Waldrand fixiert, lauschte sie in das Wirrwarr aus Holz und Grünzeug. Für ihre Ohren waren da noch keine Schritte, höchstens ein Tier, das durch das Dickicht hetzte. „Ich höre nichts“, sagte sie verständnislos.
    Ich konnte mir ein schwaches Lächeln nicht verkneifen. „Sie sind noch ein Stück weg. Aber, wenn wir jetzt losfahren, hören sie es bestimmt. Und wenn sie ein Auto haben …“ Der Rest war logische Schlussfolgerung.
    Sie nickte leicht. „Verstehe, also wäre Gehen die nächste Option, aber ich bin sicher, du willst dein Bike hier nicht allein zurücklassen, oder? Außerdem könnte uns genau das zum Verhängnis werden, wenn sie es entdecken.“
    „Korrekt!“
    „Aber du würdest mich auch nicht allein losziehen lassen, da ich erstens in der Stadt gesucht werde – was bedeutet, dass ich keine drei Straßenkreuzungen weit kommen würde – und zweitens zu schwach bin, um mich gegen eine blonde Tussi zu wehren.“ Sie tippte mit einem Finger konzentriert an ihr Kinn. Meinte sie mit der Tussi Amanda? Gegen sie hätte ich auch ohne Handicap nur eine Fifty-fifty-Chance. Aber das behielt ich erst mal für mich. „Somit warten wir, bis wir sehen, mit wem wir es zu tun haben, und reagieren dann dementsprechend, um aus dem Ganzen heil wieder rauszukommen. Richtig?“
    Seit wann behielt sie so einen kühlen, klaren Kopf? Ich musste sie irgendwie dumm angestarrt haben, denn sie sagte auf einmal schulterzuckend: „Ich versuche nur mich der Situation anzupassen. So schnell es eben geht.“ Sie schwang ein Bein von dem Sitz und stellte sich neben mich. „Ich glaub, so verträgt mein Verstand das alles besser.“ Ein schwaches Lächeln umspielte ihre beschatteten Züge. Ihre Haare standen kraus nach allen Seiten von ihrem Kopf. „Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen, das hab ich damals auch Ca…“ Sie verstummte und starrte zur Seite.
    Cass! Sie wollte Cass sagen. Tja, wir hatten uns wohl beide mehr von ihm erwartet, als das.
    Loras Aufzählung, was unser weiteres Vorgehen betraf, war weitgehend richtig, aber da war noch etwas. Es war dieses Gefühl, das mich nach und nach in ihren Bann zu ziehen versuchte. Und ich wusste ganz genau, woher es kam. Verdammt! Vielleicht ist es doch sicherer, einfach loszufahren? Aber wenn sie ein Auto haben, sitzen wir erst recht in der Scheiße! Mist!
    Die Schritte kamen immer näher, während ich nach einer Lösung suchte. Auch Lora schien nachzudenken, bis sie plötzlich aufblickte.
    Von ihr gingen unterschiedliche Emotionen aus. Verwirrung, Angst. „Was ist?“, fragte ich und folgte ihrem Blick in den Wald. Gehört hatte ich nichts.
    „Da war ein Schatten“, flüsterte sie. Ihr Blick ließ keine Zweifel zu.
    Dann vernahm ich ein leises Klicken. Es war weit genug weg, sodass man sich eigentlich keine Sorgen hätte machen müssen, aber ich wusste es besser. Mit einem Satz war ich vom Bike herunten, packte, ohne genauer hinzusehen, Loras Handgelenk und zog sie Richtung Wald. Ein lauter Knall ertränkte die Luft um uns, ließ sie ein Blinzeln lang vibrieren.
    Etwas schoss knapp an meinen Rippen vorbei und bohrte sich hörbar in den Tank meines Bikes. Von dieser Erkenntnis an musste mein Herz ausgesetzt haben, denn ich bewegte mich nur noch mechanisch und in einer Art Zeitlupe.
    Eine Druckwelle fegte über den Rand des Waldes hinweg, weiter hinaus über das Feld und hob mich vom Boden aus, schleuderte Lora und mich durch die Luft. Noch im Flug schlang ich meine Arme um Lora, bevor wir hart am Boden aufschlugen. Meine Schulter krachte und meine Hand schrammte auf, da ich Loras Kopf fest an mich drückte. Eine offene Kopfverletzung war wirklich das Letzte, das wir nun gebrauchen konnten.
    Stechende Gerüche wie Rauch, verbrannter Kunststoff, Gas entzündeten Benzins hüllten uns ein. Hitze (die ich auch roch) flutete über mich hinweg und drohte mir die Haut vom Rücken zu reißen.
    Ich hustete, um zumindest gewaltsam Luft in meine geschrumpften Lungen zu bekommen. Lora klammerte sich an meine Jacke, rang ebenfalls nach Luft. Hoffentlich ist ihr Rücken nicht

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