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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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breiter Streifen am linken Rand des Frontfensters. Das Bergland unter ihnen stieg zu einer Hochebene an. Einzelne Waldflecken aus niedrigen Bäumen wechselten sich mit Buschwerk und weiten Grünflächen ab. Auch kleine Seen und Sümpfe entdeckte Yaku hier und dort.
    Hin und wieder sah er zur Seite auf das Profil der Frau neben ihm. Venus Tigern hatte die Mundwinkel herabgezogen, ihre Kaumuskeln pulsierten noch immer, und zwischen ihren schwarzen Brauen stand eine tiefe Falte. Er wünschte sich, ihr etwas Schönes oder wenigstens etwas Lustiges sagen zu können, etwas, das wieder ein wenig Glück in ihre sonst so schönen Züge zaubern konnte.
    Es fiel ihm nichts ein.
    Er faßte nach ihrer Hand und drückte sie. Sie hielt ihn fest. »Wir bleiben zusammen?« fragte sie leise. Er nickte stumm.
    Wahrscheinlich hätte er an ihrer Stelle den Direktor ebenfalls getötet. Plutejo war durchgedreht, als der Kommunikator die Nachricht von der Vernichtung der Sträflingskolonie auf Genna und damit vom Tod seiner Eltern durchgegeben hatte. Eine entfesselte Bestie war er geworden und über Porto hergefallen. Nansen, der Direktor, wollte den General retten, zielte auf Plutejo, aber Venus war schneller. Schade um Nansen, der Mann hatte einen guten Eindruck auf Yaku gemacht. Dennoch hätte er an Venus' Stelle auch geschossen.
    »Da ist was!« Plutejo zeigte auf das Ortungssichtfeld. Infrarotstrahlung, Metallecho, erhöhtes Energieniveau auf engstem Raum – alles, was in ihrer Situation überflüssig war, meldete das Bordhirn auf einmal. Und keine Sekunde später zauberte es einen Umriß des angepeilten Objekts in das VQ-Feld. »Ein Omegaraumer!« Plutejo schluckte. »Leck mich am Arsch – da unten steht ein Omegaraumer! Und was für ein fetter …!«
    Blitzartig schlug Yaku auf den Hauptschalter – das Bordhirn zog sich in seinen Quantenkern zurück, sämtliche Systeme rauschten in den Ruhemodus hinunter, das VQ-Feld erlosch, das Summen des Triebwerks verstummte, die Navigationsinstrumente fielen aus.
    »Spinnst du, Yakumann!?« Steif und mit gespreizten Fingern saß Venus in ihrem Sessel. »Wir sind manövrierunfähig! Wir sind blind!« Sie riß Mund und Augen auf und starrte auf die toten Instrumente.
    »Wenn sie uns anpeilen, sind wir tot!« zischte Yakubar. Wie ein Stein stürzte das Beiboot dem Boden von Aqualung entgegen.

 
    2.
     
    Schwer und dumpf hämmerten seine Schritte über den Kunststoffboden. EMC-Muster von Kampfmaschinen auf 3-9-28-81Sek und 0-4-34-45Sek! Insgesamt konnte er die Cerebralmuster von zehn Kunsthirnen unterscheiden. Zehn Kampfmaschinen auf einem Reisekreuzer? Mindestens acht bewegten sich auf ihn zu.
    Weiter. Zum Hangar. Er rief den Bauplan eines Sechzigmeterraumers in seinen Quantenfokus und glich ihn mit den gespeicherten Wegen ab, die er seit dem Verlassen der Hangarschleuse zurückgelegt hatte. Der Hangar war noch etwa vierzehn Meter entfernt, lag aber eine Ebene unter ihm. Der kleine Reisekreuzer hatte nur vier Ebenen. Auf der unteren und zugleich niedrigsten lagen Hangars, Laderäume und gewöhnlich auch die Reisekabinen.
    Weiter.
    Mit jedem seiner langen Schritte prallten hundertfünfzig Kilo auf den Boden. Alle Möglichkeiten hatte er durchgerechnet: Die Zentrale kapern, zurück in die Messe und Bergen und Stein herausschießen, mit dem Sparklancer fliehen, die JOHANN SEBASTIAN BACH alarmieren und so weiter und so weiter – einer nur verhieß seine Wahrscheinlichkeitsrechnung einen gewissen Erfolg. Er wußte genau, was er zu tun hatte.
    Weiter, schneller!
    Noch einmal die Kampfkegel anpeilen. Zwei waren gefährlich nahe. Er lauschte in sich hinein, während die Wände an ihm vorbeiflogen. Angst? Oder was bohrte da tief in seinem Quantenkern? Nein, keine Angst – Sorge um Merican.
    Das Gehämmer seiner Schritte mußte durch alle Ebenen des kleinen Schiffes hallen. Erneut sandte er einen Peilstrahl aus. Die Kampfmaschinen! Eine Ebene über ihm, nur noch elf Meter! Nur sieben Sekunden noch! Er blieb vor einer Luke stehen, peilte den Sensor an, sandte einen Code aus – die Luke öffnete sich.
    Hinein. Eine Kühlkammer für Vorräte. Das körpereigene Controgravsystem aktivieren, durch den kleinen Raum schweben, den Rücken an die Decke drücken, das eigene EMC im Quantenkern konzentrieren, mit dem Neutralisationsfeld abschirmen …
    Still! Lauschen! Peilen!
    Vor der wieder verschlossenen Luke rollten zwei Kampfmaschinen vorbei. Nach wenigen Metern blieb eine stehen, kehrte um, öffnete die

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