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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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aus den Erzählungen ihrer Eltern.
    Er steuerte den Sparklancer näher an Aqualung heran und ging in eine Umlaufbahn. Die Aufklärungsinstrumente begannen die Planetenoberfläche abzutasten. Bald drangen sie in die Wolkendecke ein. Minutenlang nichts als gelblich-graue Dampfschwaden vor dem Sichtfenster. Das Bordhirn rechnete die Ortungsdaten als visuelle Darstellung ins Viquafeld. Das Flüchtlingstrio sah Meeresküsten, Gebirgsrücken und eine schier endlose Waldfläche. Yakubars Rabe spreizte unablässig die Schwingen. Er krächzte aufgeregt und tippelte auf der Lehnenkante hin und her.
    »Werden sie uns hier finden?« Plutejo sprach von den Omegaraumern der Galaktischen Republik Terra.
    Yaku neigte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Schon möglich, mein Junge, ziemlich wahrscheinlich sogar.« Er drehte den Kopf zur Seite und betrachtete das Profil des Jüngeren. Plutejos Stimme klang fester und klarer als noch vor ein paar Tagen. Nicht nur sein kräftiger, großer Körper schien den brutalen Drogenentzug verkraftet zu haben – auch seelisch kam er Yaku irgendwie ausgeglichener vor.
    »Vielleicht werden sie uns ja gar nicht suchen«, sagte Venus.
    »Das würde ich mir an deiner Stelle auch wünschen.« Yaku lachte bitter, und plötzlich wurde ihm bewußt, daß er schon seit zwei Wochen nicht mehr richtig gelacht hatte.
    »Das Tarkus-System liegt doch außerhalb des Republikterritoriums!« Venus wurde laut. »Außerdem hast du doch die Kommunikatoranlage der MEXIKO zerstört! Das Schiff kann nicht einmal seine Position durch die Galaxis funken!«
    »Schminken Sie sich das ab, junge Frau.« Endlich brachen sie aus der Wolkendecke. Links erstreckte sich der rote Ozean bis an den Horizont, rechts und unter ihnen wucherte er in zahllosen Fjorden zwischen bewaldeten Berghängen. »Sie werden uns suchen, Venus Tigern, verlaß dich drauf!« Der Weißhaarige schnitt eine grimmige Miene. »Du hast einen Direktor der Republik getötet, Mädchen! Weißt du nicht, was das bedeutet? Bis ans andere Ende der Milchstraße werde sie uns verfolgen, um dich zu kriegen!«
    Venus sah den alten Reeder von der Seite an. Die Kaumuskeln unter ihrer bronzefarbenen Haut zuckten.
    »Und jetzt, wo Garp und Porto wieder die MEXIKO kontrollieren, nützt uns die zerstörte Kommunikationsanlage überhaupt nichts mehr!« Hart klang Yakus Stimme. Je weniger Illusionen, desto kühler der Kopf eines seiner Prinzipien. »Sie steuern einfach den nächsten Außenstützpunkt an, schicken einen der anderen beiden Sparklancer raus, und schon kennt irgendein Patrouillenkommandant unsere letzte Position.«
    Wendolyn Garp war der Kommandant des Aufklärers MEXIKO, den das Trio tagelang beherrscht hatte, und James Porto ein Flottengeneral, der an Bord gekommen war, um sie, die Schiffbrüchigen, zu begrüßen – gemeinsam mit dem Direktor, den Venus getötet hatte.
    »So viele Sonnensysteme mit Planeten, auf denen man sich verstecken kann, gibt es in der Nähe unserer letzten Position nämlich nicht. Sie sind schon unterwegs hierher, Venus Tigern, glaub mir das!«
    Fakt war: Der nächste Planet mit Sauerstoffatmosphäre lag über siebzig Lichtjahre entfernt. Aber Yaku wollte die junge Frau nicht noch mehr frustrieren.
    »Ich stelle mich der Republik«, sagte Venus trotzig. »Aber nur dem P.O.L. persönlich!«
    »Dem P.O.L. persönlich …« Yaku seufzte und schüttelte den Kopf über so viel Eigensinn. »Nichts dagegen, Mädchen, wahrhaftig nicht. Ich hätte ihm auch ein paar Fragen zu stellen, dem hochverehrten Regenten unserer glorreichen Republik. Im Moment aber sind wir soweit von Terra Prima entfernt wie du vom Amt eines Primgenerals der Galaktischen Republik Terra …!«
    Das war nicht einmal die halbe Wahrheit. Mit dem restlichen Glaurux im Tank des Sparklancers würden sie noch höchstens fünfzehn Lichtjahre überbrücken können; ein Radius, in dem exakt sieben Sonnensysteme lagen, allesamt unbekannt oder für Menschen uninteressant.
    Und dort unten auf Aqualung wimmelte es von wilden und kriegerischen Völkern, in deren Vorstellung das All nur als göttliche Wohnstatt und Raumfahrer als Engel oder Dämonen vorkamen. Wenn nicht ein Wunder geschah, würden sie nie wieder wegkommen von dort. Das war in etwa die ganze Wahrheit.
    Fast wünschte Yaku sich, die Republik würde sie hier entdecken. Doch solche Gedanken behielt er für sich. Er hielt es für besser, die jungen Menschen nicht unnötig zu entmutigen.
    Der rote Ozean war jetzt nur noch ein

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