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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Barry hat sich in Ihnen völlig geirrt. Er meinte, daß Sie ein aufrechter, grundanständiger Mensch sind und so selbstgerecht, daß einen das große Kotzen überkommt. In Wirklichkeit sind Sie ein echter Schakal.«
    »Barry war immer ein miserabler Psychologe. Er hat die Menschen nie verstanden.«
    »Aber Ihnen gelingt das offenbar auch nicht.« Er stand plötzlich auf und gab den Anhängern oben auf dem Berg ein Zeichen. Sie erhoben sich gleichzeitig und kamen herunter, ein Bataillon in Weiß.
    Ich stand ebenfalls auf.
    »Sie machen einen Fehler, Matthews. Ich habe auch für diese Möglichkeit meine Vorkehrungen getroffen. Wenn ich bis acht nicht in Los Angeles zurück bin, werden meine hinterlegten Umschläge geöffnet. Einer nach dem anderen.«
    »Sie Idiot!« fuhr er mich an. »Als Anwalt habe ich Leute wie Sie durchgekaut und ausgespuckt. Die Schädelschrumpfer waren am leichtesten zu terrorisieren. Einen habe ich mal auf dem Zeugenstand so traktiert, daß er sich in die Hose gemacht hat. Ein ordentlicher Professor, ob Sie’s glauben oder nicht. Ihr einfältiger Versuch, mich aufs Kreuz zu legen, ist ausgesprochen lächerlich. In wenigen Minuten werde ich wissen, wo jede einzelne Ihrer Kopien aufbewahrt ist. Barry hat den Wunsch geäußert, selbst das Verhör leiten zu dürfen. Ich halte das für eine hervorragende Idee. Sein Vergeltungsdrang ist ziemlich robust. Er ist ein gefährlicher kleiner Schleimer, aber für diesen Job bestens geeignet. Es wird ziemlich qualvoll werden, Delaware. Und wenn die Information in meinen Händen ist, lassen wir Sie einfach fallen. Ein bedauerlicher Unfall mehr oder weniger - wen kümmert’s?« Die Sektenmitglieder kamen näher, grimmig und gefühllos wie Roboter.
    »Rufen Sie sie zurück, Matthews. Tauchen Sie sich nicht noch tiefer hinein.«
    »Qualvoll«, wiederholte er und winkte sie näher heran.
    Sie bildeten einen Kreis um uns. Ausdruckslose Gesichter von Menschen in mittleren Jahren. Kleine, zusammengepreßte Münder. Leere Augen. Leere Köpfe…
    Matthias wandte mir den Rücken zu.
    »Und wenn es noch mehr Kopien gibt? Solche, von denen ich Ihnen nichts gesagt habe?«
    »Good-bye, Doktor«, sagte er zornig und verließ die Runde.
    Die anderen traten zur Seite, um ihn hinauszulassen, und schlossen sofort wieder den Kreis. Ich sah Graffius. Sein schwächlicher Körper zitterte vor Erwartung. Auf seiner Unterlippe stand ihm der Geifer. Als wir uns in die Augen sahen, bleckte er haßerfüllt die Zähne.
    »Packt ihn«, befahl er.
    Der schwarzbärtige Riese kam auf mich zu und faßte einen meiner Arme. Ein anderer großer Mann mit muskulösem Körper und Zahnlücken packte mich am anderen Arm. Graffius gab das Signal, und sie schleppten mich auf das Hauptgebäude zu, wobei uns zwei Dutzend Leute folgten und einen wortlosen Totengesang anstimmten.
    Graffius lief an meiner Seite und schlug mir mehrmals ins Gesicht. Kichernd vor Bosheit berichtete er über die Party, die er zu meinen Ehren geplant hatte.
    »Wir haben ein neues künstliches Halluzinogen, daneben ist LSD wie Kinder-Aspirin, Alex. Das spritze ich dir direkt in die Vene, danach noch eine Ladung Methedrin. Das wird dann so, wie wenn man immer wieder in die Hölle eintaucht.«
    Er hatte noch mehr zu sagen, aber seine kleine Ansprache wurde unterbrochen durch eine plötzliche, kurze Salve aus mehreren Schußwaffen, welche die Stille zerriß. Die zweite Salve dauerte länger: das unmißverständliche Bellen von Scharfschützengewehren.
    »Was zum Teufel…«, schrie Graffius. Die Prozession kam zum Stehen.
    Von nun an schien alles wie im Zeitraffertempo zu gehen.
    Der Himmel dröhnte. Wirbelnde Hubschrauberblätter und blinkende Lichter zersprengten die hereinbrechende Dämmerung. Zwei Hubschrauber erschienen über unseren Köpfen, aus einem kam die dröhnende Stimme:
    »Hier spricht Agent Siegel vom Bundesamt zur Bekämpfung des Rauschgifthandels. Die Schüsse waren eine Warnung. Sie sind von einem dichten Polizeikordon umzingelt. Lassen Sie Doktor Delaware frei, und legen Sie sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden.«
    Die Mitteilung wurde wiederholt.
    Graffius begann plötzlich, Unverständliches zu schreien. Die übrigen Sektenmitglieder standen wie angewurzelt da, schauten zum Himmel hinauf und waren völlig verblüfft.
    Die Hubschrauber befanden sich dicht über den Baumwipfeln.
    Agent Siegel von der Rauschgiftfahndung wiederholte erneut sein Kommando. Die Sektenmitglieder leistete ihm keine Folge - aus

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