Necare (Verlangen) (German Edition)
Prolog
Die
Sonnenstrahlen drangen auch an diesem Tag kaum durch die dichten Blätter der
Bäume. Der Wind ließ sie rascheln und wehte einige auf die alte Hütte hinab.
Sie bestand aus Holz, das nach all den Jahren schwarz geworden war. Das Dach
wies Unmengen an Löchern und undichten Stellen auf; jeder Windstreich ließ die
Wände ächzen. Niemand hätte angenommen, dass hier jemand lebte und genauso
sollte es sein.
Eine Person befand
sich in dem kleinen Haus und beugte sich über die Apparatur, die aus vielen
aneinandergereihten Glasgefäßen, Kolben, Schläuchen und Röhren bestand. Seufzend
betrachtete sie die Flüssigkeiten darin, die teilweise kochten, brodelten oder
verdampften. Es würden weitere Wochen verstreichen müssen, bis der Trank
endlich einsatzbereit war und das, wo sie unter solchem Zeitdruck stand. Der
Kaiser hatte bei ihrem letzten Gespräch allzu deutlich gemacht, was er von ihr
erwartete. Mit Schrecken, aber auch einer elektrisierenden Nervosität dachte sie
an ihren Besuch zurück:
Er hatte sie
in den Thronsaal rufen lassen, ein imposanter Raum, mit Wänden aus schwarzem
Stein. Fenster gab es keine, so dass lediglich lodernde Fackeln und
Feuerschüsseln den Raum erhellten. Auf dem schweren dunklen Thron saß Kaiser
Velmont; eingehüllt in eine bordeauxfarbene Kutte, die seine komplette Gestalt
verhüllte. Nur seine dunklen Augen blitzten hin und wieder aus dem Schatten
hervor.
Sie musste
schwer schlucken bei dieser Erinnerung. Ja, sie hatte sich gefürchtet und das,
obwohl sie doch eine gute Nachricht zu überbringen gehabt hatte. Dank ihrer
eigenen Beobachtungen und der Gabe des Mytha war sie sich recht sicher, dass
sie den Occasus endlich gefunden hatte. Leider hatte sich der Kaiser wenig
begeistert über diese Aussage gezeigt. Ihre Vermutungen interessierten ihn
nicht, hatte er mit kalter Stimme verkündet. Er wolle Ergebnisse sehen. Sie
solle für diese sorgen.
Sie hatte
sehr genau gewusst, dass dies ihre letzte Chance war. Wie hatte sie nur diesen
Auftrag annehmen können? Allerdings war es auch nicht so, als hätte sie eine
Wahl gehabt…
Mit angstgeweiteten
Augen betrachtete sie erneut die silbrig glänzende Oberfläche des Tranks.
Dieser war ihre letzte Möglichkeit und einzige Hoffnung. Sie würde ihn damit
binden, so dass er nicht wieder verschwinden konnte, ohne dass sie wusste
wohin.
Die
eigentliche Aufgabe war jedoch eine ganz andere: Der Trank würde das
hervorholen, was solange tief in ihm verborgen gelegen hatte.
Es konnte im
Grunde nichts mehr schiefgehen und dennoch wusste sie, in welcher Gefahr sie
schwebte. Sie würde sich sehr in Acht nehmen müssen, weiterhin ihre Rolle
spielen und vor allem als Beobachter fungieren.
Sie gab eine
weitere Zutat zu den Flüssigkeiten und beobachtete, wie sie sich vermischten. Ihr
Schicksal und das aller Welten hingen von den nächsten Wochen ab. Ihre Augen
verfinsterten sich. Sie würde auf keinen Fall versagen; sie würde es sein, die
den Legendären ins Leben zurückrief.
Ein langer Sommer
Ich lümmelte
nun schon seit geraumer Zeit auf dem Sofa herum und räkelte mich müde. Noch
eine Woche Ferien. Ich konnte es kaum erwarten, dass die Schule endlich wieder
losging. Ich vermisste meine Freundinnen, ja sogar ein wenig den Unterricht. Noch
immer konnte ich kaum fassen, was in dem einen Jahr geschehen war. Zum Glück
hatten wir alles heil überstanden und ich war endlich im Besitz meiner
magischen Kräfte.
Die
restlichen Wochen des Schuljahres waren anstrengend gewesen. Eine Prüfung nach
der anderen und das nur, weil ich meine Kräfte so spät erlangt hatte. Auch der Test
bei Herrn Smith war gut verlaufen. Dank Night und meinen Freundinnen hatte ich
alle verlangten Zauber vorweisen können.
Dennoch war
es keine einfache Zeit gewesen. Mein Zeugnis konnte sich aber durchaus sehen
lassen. Im Durchschnitt eine drei plus. Im Grunde war ich damit sehr zufrieden,
auch wenn ich mir für kommendes Schuljahr mehr vornahm.
Ich schlug
das Buch auf meinem Schoß zu. Für heute hatte ich genug gelernt. Ich versuchte
jede freie Minute in meinen Schulbüchern zu lesen, um den Rückstand zu den
anderen aufzuholen.Leider konnte ich in
Morbus keine Zauber üben, da die magischen Kräfte weitestgehend blockiert
waren. Man war lediglich in der Lage, den Portal Zauber auszuführen. Bei den
Radrym und Mitgliedern der Regierung sah dies jedoch ganz anders aus. Sie waren
die einzigen, die auch hier ihre Magie benutzen konnten.
Ich
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