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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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Nein, das sollte ich mir für später aufheben. Ich schüttelte den Kopf. »Egal. Ich bin ein Engel.«
    Erst rührte sich in Emilias Gesicht kein Muskel. Sie starrte mich einfach nur an, vermutlich unwissend, ob sie lachen, schlucken oder mich der Wohnung verweisen sollte. Irgendwann lockerten sich ihre Züge und sie öffnete den Mund. Es kam aber kein Laut heraus. Stattdessen klappte sie den Mund wieder zu.
    Ich entschied mich dazu, es weiter auszuführen. »Ein Engel ist vielleicht zu viel gesagt. Es ist der Begriff, der meiner Meinung nach am besten dazu passt. Ich habe zwar weder Flügel noch Pfeil und Bogen, aber …« Ich hob die Schultern. »Den Rest.«
    »Pfeil und …«, stammelte Emilia. Ihre Finger hatten sich um den Kugelschreiber verkrampft.
    »Ganz in Amor-Manie«, lächelte ich.
    Endlich kam Bewegung in sie. Erst richtete sie sich auf, legte ihren Notizblock neben sich und sah in Richtung meiner Teetasse. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Es wirkte aber nicht glücklich, sondern mehr bemitleidend. »Nina, ich habe keine Zeit, mich … verarschen zu lassen«, murmelte sie. »Ich bin Journalistin. Keine Drehbuchautorin für Fantasyfilme. Das verstehst du doch.«
    »Ja, aber du verstehst mich anscheinend nicht«, erwiderte ich. »Ich bin ein Engel.« Mir war bewusst gewesen, dass sie mir nicht glauben würde. Zumindest nicht sofort. Meine Nachricht musste erst sacken. Wie lange das dauern würde, wusste ich nicht.
    »Ich glaube nicht, dass du mich verstanden hast«, bestand Emilia. Sie erhob sich seufzend und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, als wollte sie einen längeren Vortrag halten. Hielt sie mich für ein Kind, das keine Ahnung vom Leben hatte? »Ich bin Journalistin.«
    »Ich weiß , was eine Journalistin ist. Und ich brauche keine Autorin, die einen Fantasyroman für mich schreibt. Ich brauche jemanden, der meine Biografie in Form eines Artikels veröffentlichen will.«
    Sie sah mich nur an, ich konnte in ihrem Blick nicht erkennen, ob sie mir endlich glaubte, oder ob sie sich gerade einen Plan überlegte, wie sie mich am höflichsten zur Tür bugsierte. »Gut«, murmelte sie und seufzte. Sie schaffte es nicht ganz, den entnervten Unterton zu verbergen. »Dir ist bewusst, dass das total schräg klingt, oder?«
    Ich nickte. »Ja.«
    »Und dass ich keinen Grund habe, wieso ich dir glauben sollte?«
    Diesmal zögerte ich kurz, bevor ich nickte.
    »Gut, dann ist es jetzt deine Aufgabe, mir einen zu verschaffen.« Sie warf einen demonstrativen Blick auf die Wanduhr, die natürlich auch in Weiß gehalten war. »Meine Zeit ist mir, wie gesagt, zu kostbar, um sie zu vertrödeln.«
    Ich seufzte und lehnte mich zurück. Auf der Suche nach einer Idee, wie ich meine Behauptung stützen konnte, blieb mein Blick an einem Briefstapel auf dem gläsernen Wohnzimmertisch hängen. Ich musste nicht raten, um zu wissen, was es für Briefe waren. Ich wusste es. Dennoch schob ich beiläufig das TV-Programm beiseite und erhaschte einen Blick auf das fett gedruckte Wort, das im Kopf des obersten Briefs prangte. Rechnung.
    Ich lächelte.
    »Was ist?« Emilia klang plötzlich verunsichert.
    »Ich habe den Artikel gelesen, den du mir zugeschickt hast«, begann ich und hob wieder den Blick.
    Emilia stieß sich an der Wand ab und trat näher auf mich zu. Nervös wippte sie mit dem Fuß.
    »Kann es sein, dass du seitdem keine Zeitung mehr hast, die dein Z… deine Artikel verlegen will?«, fragte ich. Emilia hatte sich auf Biografien spezialisiert. Ihre letzte hatte sich um die Vorsitzende des Kölner Dackelvereins gedreht, deren Hund im Alter von 14 Jahren daran verstorben war, dass er Rattengift gefressen hatte. Seitdem war das neue Ziel der alten Dame, dieses barbarische Zeug , wie sie es nannte, vom Markt zu verbannen. Aus der Tatsache, dass dieser Artikel nirgendwo kommentiert oder woanders veröffentlicht worden war, schloss ich, dass sich niemand für das interessierte, was Emilia Kühn zu Papier brachte. Und das spiegelte sich vermutlich in ihrem Kontostand wider, wenn ich die Umschläge richtig deutete.
    Ihre Augen verengten sich zu dünnen Schlitzen. »Das war geschmacklos«, blaffte sie.
    »Das Rattengift?«, fragte ich, in Gedanken noch bei dem Hund. »Keine Ahnung, ich habe es ja nicht selbst probiert.«
    Kurz huschte ein Lächeln über ihre Lippen, das sie aber sofort wieder durch eine finstere Miene verdeckte. »Ja, das war das letzte Mal, dass ich etwas publizieren konnte«, gestand sie nach

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