Flug des Adlers
Werkzeugkoffern in der Kabine befanden. Sollten die auf seine fehlenden Schuhe aufmerksam geworden sein, so sagten sie nichts dazu. Valentine stieg auf seiner Etage aus und vertrieb sich die Zeit, während er auf eine andere Kabine wartete. Diese war leer.
Er drückte den Knopf für das zweitoberste Stockwerk, kletterte auf die Schutzleiste und klammerte sich mit den Zehenspitzen in der Ecke fest. Dann öffnete er die Wartungsklappe im Dach mit Hilfe einer Haarnadel und betete, dass der Fahrstuhl auf dem Weg nach oben nicht halten würde.
Er warf den Seesack durch die Öffnung und mühte sich auf das Dach der Kabine. Seile und Umlenkrollen zogen die Kabine gleichmäßig hinauf, während die Gegengewichte auf der anderen Seite sanft vibrierten.
Valentine wollte nicht, dass der Aufzug im obersten Stock hielt; wann immer er dort ankam, läutete eine Glocke, um die Wachen darüber zu informieren, dass jemand heraufgekommen war.
Es war nicht schwer, ein weiteres Stockwerk hinaufzuklettern; in den Schacht waren Sprossen für Techniker und Feuerwehrleute und für den Fall eines Stromausfalls eingebaut worden. Mit seiner Taschenlampe, die auf das Gewehr montiert werden konnte, untersuchte er die Tür im obersten Stockwerk und entdeckte den Auslöser für die Glocke. Dann entriegelte er die Tür und öffnete sie gerade so weit, dass er hindurchschlüpfen konnte.
Valentine versteckte seinen Dolch im Ärmel und lauschte, kontrollierte den Gang, der zu dem Maschinengewehrposten führte. Ein Wachmann saß an einer Kreuzung und las ein Buch.
Ihm blieb nur zu bluffen. Valentine stolzierte den Korridor hinunter. Der Wachmann ließ sein Buch sinken.
»Antenne B ist ausgefallen«, sagte Valentine. »Ich überprüfe die Kabel, ehe ich ein großes Trara bei den Technikern mache.« Valentine wusste nicht, ob es eine Antenne B gab, aber es war durchaus möglich, dass der Wachmann es auch nicht wusste.
Der Wachmann rührte sich kaum, griff nicht nach seinem Gewehr, aber er legte die Hand an sein Pistolenhalfter. »Wir brauchen eine …«
Valentine sprang und stieß dem Wachmann die Außenkante seines Stiefels in den Bauch. Die Atemluft entwich hörbar aus der Lunge des Mannes, und Valentine stellte einen Fuß auf sein Handgelenk und das Knie auf seinen Nacken und presste ihn gewaltsam zu Boden. Dann zog er das Messer aus dem Ärmel und drückte es dem Mann unter das Kinn.
»Das Letzte, was ich will, ist dich verletzten, mein Freund«, sagte Valentine. »Wenn du mich zwingst, dir die Halsschlagadern zu öffnen, quält mich das tagelang.«
»Mrfph«, stimmte der Wachmann zu.
Valentine erleichterte ihn um seine Pistole und entdeckte an seinem Gürtel erfreut einen Satz Handschellen und einen Elektroschocker. »Bleib mit der Nase am Boden liegen, Arme und Beine ausgestreckt. Ich wurde erst vor ein paar Tagen geweiht und bin höllisch nervös. Wie heißt du?«
»Appleton.«
Valentine erteilte Appleton genaue Anweisungen, und drei Minuten später steckte der Mann mit zusammengebundenen Schnürsenkeln und Handschellen an den Unterarmen in dem Seesack.
»Ich lasse dein Gewehr zusammen mit dem Schlüssel für die Handschellen in der Nähe des Ausgangs. Ich
schätze, es wird dir nicht allzu schwerfallen, dich aus dem Ding zu befreien.«
Der Wachmann atmete inzwischen ruhiger und hörte ihm genau zu.
»Ich werde mich vor dem Ausgang eine Weile umsehen. Gibt es da irgendwelche Sprengfallen, von denen ich wissen sollte?«
»Nein.«
»Sollte ich, während ich mich umsehe, hören, dass du dich bewegst, dann komme ich zurück und verpasse dir eins mit dem Elektroschocker. Du hast also zwei Möglichkeiten, Appleton. Du kannst ein guter Soldat sein und dich aus dem Sack befreien und im ganzen Labyrinth Alarm schlagen. Allerdings könnte dich jemand fragen, warum du die Fahrstuhlglocke nicht gehört hast und wie ich dich so unvorbereitet erwischen und überwältigen konnte.«
»Draußen sind Patrouillen unterwegs«, sagte Appleton. »Sie schießen bei Sichtkontakt, wenn Sie versuchen, auf der Westseite des Berges runterzusteigen.«
»Mach dir darüber keine Sorgen. Deine andere Möglichkeit besteht darin, den Seesack loszuwerden und dich dumm zu stellen. Sollte ich den Alarm losgehen hören und geschnappt werden, tja, dann werde ich denen sagen müssen, ich hätte dich erwischt, wie du dir mit den Handschellen an den Füßen einen runtergeholt hast.«
»Ich habe nicht …«
»Das weiß ich. Aber ich bin ein guter Lügner. Was meinst
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