Flurfunk (German Edition)
Liebe!
Ich freute mich, Caroline wiederzusehen, vor allem unter besseren Vorzeichen.
»Wo sind denn unsere Eltern?«
»Im Garten vor dem Pavillon mit dem Fotografen.«
Und weg war sie.
Dafür trudelte Mimi mit Tim, Yannick und Felix ein.
Felix sah verkleidet aus in seinem Smoking und fühlte sich sichtlich unwohl, was man von Tim und Yannick nicht behaupten konnte.
»Wo sind denn deine Eltern? Wir haben ein Geschenk dabei!«
»Kommt mit, ich bring euch hin.«
Lena flüsterte: »Wie hast du denn das geschafft, dass Tim und Yannick eingeladen wurden?«
»Meine Mutter fand, das gebe ihrem Fest einen Hauch von liberté . Wahrscheinlich wollte sie nur Marlene ärgern und für Gesprächsstoff sorgen, was sie aber im Leben nie zugeben würde. Ein Alibi hat sie ja. Es sind schließlich Freunde von mir.«
»Wenn sie dich und deine missratenen Freunde nicht hätte, wäre ihr Leben nur halb so spannend.«
Da war allerdings etwas dran.
Das Fotoshooting meiner Eltern war in vollem Gange. Während mein Vater sich sichtlich unwohl ob des Rummels fühlte und sein gleich bleibendes Fotogesicht aufsetzte, hatte meine Mutter großen Spaß und nahm eine Pose nach der anderen ein. »Hallo, ihr Lieben! Das ist ja schön, dass ihr kommen konntet! Ein Geschenk für uns? Ach, wie reizend. Stellt es bitte auf den Geschenketisch, ja? Ach, Tim und Yannick. Bleibt ihr schnell da? Ich hätte zu gerne ein Foto mit euch beiden. Zwei so gut aussehende junge Männer hat man ja nicht alle Tage!«
Wie peinlich! Meine Mutter hatte ihre Ich-bin-eine-aufgeklärte-Weltbürgerin-und-das-bin-ich-mit-meinen-schwulen-Bekannten-auf-dem-Foto-Phase.
Ausgerechnet in dem Moment, als sich die drei umeinander drapiert hatten, lief Katharina vorbei. Sofort machte sie eine Kehrtwende, nicht etwa, weil sie so verletzt war, Yannick und Tim zu sehen, nein, sie kehrte schnell um, um ihren neuen Ersatzverlobten zu holen, damit er mal den schwulen Ex sehen konnte.
»Der Rechte ist es!«, zeigte Katharina so gar nicht fein auf Yannick.
Jörg, ihr neuer Verlobter, der mit ihr die Hochzeit exakt wie geplant durchführen würde, schüttelte den Kopf! »Sei froh, dass das vorbei ist, Sonnenschein!«, und zog sie weiter.
Einige Meter entfernt hörte ich, wie die beiden mit Marlene diskutierten, wer bei Tim und Yannick wohl die Frau sei. Nicht auszuhalten!
Das Shooting war vorbei, und meine Mutter eilte auf mich zu.
» Carlotta , wir wollen gleich mit der Zeremonie beginnen. Wann kommt denn Justus?«
»Ich habe dir gesagt, dass er es zur Zeremonie nicht schaffen wird. Seine Vorstellung fängt jetzt erst an.«
Verständnisvoll nickte sie. »Ja, so ist das, wenn man Künstler ist. Kein leichtes Brot ist das … Aber zum Essen ist er da?«
»Ja, Mama!«
Zufrieden ging sie weiter. Der Tag war gerettet.
Caroline kam mir mit zwei Gläsern Champagner entgegen.
»So, Schwesterlein. Jetzt lass uns mal anstoßen! Auf die Liebe und das Leben!«
Zwei Dinge, auf die man immer trinken konnte.
»Sag mal, Lotte. Ich hab gerade Mimi kennen gelernt. Die ist ja ein Geschoss! Alle Achtung. Dass die Männer da scharenweise umfallen, wundert mich nicht. Hat sie eigentlich noch den Popstar?«
»Um Himmels willen nein! Zum Glück nicht mehr! Und sprich sie ja nicht darauf an, hörst du?«
Carolines Neugierde war geweckt.
»Wieso, was ist denn passiert?«
»Der Popstar hatte sie spontan nach Südamerika eingeladen. Leider wurde Mimi in letzter Minute krank, konnte nicht mit, musste zu Hause bleiben und durfte live dabei sein, wie ein Interview mit ihm und seiner Frau ausgestrahlt wurde, in dem sie gegenseitig versichern, wie sehr sie sich nach all den Jahren lieben und was für eine wichtige Rolle Treue spielt. Böse Zungen behaupten, das Timing und die Einladung der Reise war extra so gelegt, dass Mimi eigentlich außer Landes gewesen wäre. Na ja, das war schon hart genug, aber den Rest hat ihr schließlich gegeben, dass der Popstar nicht alleine nach Südamerika aufgebrochen ist, sondern sich ein neues junges Ding mitnahm.«
»So ein Arsch! Und jetzt?«
»Jetzt ist endgültig Schluss. Es wird wohl dauern, bis sie drüber weg ist, aber sie macht schon Fortschritte. Und außerdem weicht Felix ihr nicht von der Seite und muntert sie auf. Vielleicht findet sie ihn ja irgendwann sogar gut.«
»Wer findet wen gut?«
Die anderen waren zu uns getreten.
»Nichts Wichtiges«, bog ich schnell ab.
Zum Glück wurden alle in das eigens aufgebaute Hochzeitszelt gerufen, wo meine
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