Flurfunk (German Edition)

Justus auf die Schulter, ob Beifall spendend oder mitfühlend, konnte ich nicht ganz erkennen. »Zum Glück habe ich Verstärkung in diesem Weiberhaushalt bekommen. Wir müssen uns mehr zusammentun«, raunte er Justus hörbar zu. Mein Vater war schon nicht mehr ganz nüchtern.
    »Machen wir!« Justus wusste, wie man mit meinem Vater umgehen musste.
    Katharina und ihr neuer Verlobter schlichen, kaum dass sie Justus erblickt hatten, um ihn herum.
    »Hallo, Justus. Na, wie geht’s? Wollte dir noch mal zu deinem riesigen Erfolg mit Erspare dir die Liebe gratulieren! Super Film! Und ausgezeichnet ist er auch noch worden! Wann fängst du denn wieder an zu filmen?«
    »Erst im Herbst. Ich brauche dieses halbe Jahr Theaterspielen einfach. Endlich am Stück in einer Stadt sein und Charlotte regelmäßig sehen können.«
    Hach, war er nicht charmant!
    Und das, obwohl wir jetzt fast ein Jahr zusammen waren. Na ja, genau gerechnet ein halbes, ohne die Pause.
    Katharina wollte etwas von Justus, sie war nicht sehr gut im Verstecken.
    »Und was macht ihr diesen Sommer?«
    Justus, stets höflich, antwortete: »Wir wollten erst meinen Vater in Wien und dann meine Mutter in New York besuchen. Je nachdem, wie Charlotte freibekommt.«
    »Also wir …«, setzte Katharina an, »wir werden ja auf die Bahamas fliegen, sozusagen als Flitterwochen im Anschluss an die Hochzeit.«
    Nein! War das die Möglichkeit?
    »Wo wir gerade über die Hochzeit sprechen«, druckste Katharina herum.
    »Würdest du für uns ein Gedicht oder so was vortragen?«
    Na also, ging doch ganz einfach! Jetzt war es raus.
    »Aber das mache ich gerne, Katharina!«
    Glückselig drehte sie mit ihrem neuen Verlobten ab und spielte an ihrem Verlobungsring, den sie übrigens praktischerweise von Yannick gleich behalten hatte, schließlich konnte der Ring ja nichts dafür.
    »Ich könnte vielleicht nach Wilhelm Busch zitieren: ›Julchen ist nun wirklich groß, pfiffig, fett und tadellos. Und mit teilnahmsvollem Sinn schaut sie gern zu Knaben hin …‹, irgendetwas Passendes wird mir schon einfallen.«
    »Du spinnst!«, sagte ich und musste lachen.
    »Huhu, Charlotte, Justus, kommt her. Ich werde gleich meinen Brautstrauß werfen!«, rief meine Mutter lautstark durch den Garten.
    »Eines muss man ihr lassen. So schnell gibt sie nicht auf!«
    Allerdings. Sie hatte auch eine Busenfreundin namens Marlene, die ihr im Nacken saß.
    »Sag mal, Charlotte. Wann sagen wir denn deiner Mutter, wer ich wirklich bin?«
    »Hm, deine Familiengeschichte wird ihr die gesellschaftliche Vormachtstellung für mindestens zwei Monate sichern. Ich würde sagen, das bekommt sie von uns zum Geburtstag, falls die Medien es nicht schon früher herausfinden.«
    Justus zwickte mich. »Du und deine Freunde seid doch die Medien!«
    »Ja, und wenn du mich noch mal zwickst, fliegt die Tarnung morgen auf, Herr Dornbaum!«
    »Uuuuuh! Jetzt habe ich aber Angst!«
    »Das solltest du auch! Ich habe dich nämlich in der Hand!«, triumphierte ich.
    Er setzte sein unverschämtes Grinsen auf. »Glaub mir, das ist ein verdammt gutes Gefühl!«

DANKSAGUNG
    Ich danke Hagen, meinen Eltern, meinem Bruder Henning, der Agentur Schlück, besonders Tanja »Tanina« Heitmann und Bastian Schlück, Karin Schmidt, Sylvia Gredig, Nicola Bartels, Norbert Sindram, Manou, Jochen, Pia, Franz, Helga, Atha, Kochi, Nicola und Winston.

ÜBER DIE AUTORIN
    Geb. 1972, studierte Jura in Konstanz, wo sie »weder Gerechtigkeit noch einen Ehemann fand«. Sie tauchte ab in die Medienwelt und leitete zunächst die Programmplanung für MTV in London, heute in Berlin. FLURFUNK ist nach KLATSCHMOHN ihr zweiter Roman.
    Weitere Informationen zu der Autorin finden Sie unter www.anke-greifeneder.com

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