Flying Moon (German Edition)
mit einer Hand zurück und lächelte. Ich widerstand dem Bedürfnis, den Briefumschlag oder das Bild näher zu untersuchen, es weiter anzusehen, es umzudrehen, es zu zerreißen. Ich hatte genug mit dem Aufruhr in meinem Magen zu tun.
Ich warf einen Blick unter das Bett und öffnete die Schränke, sie waren leer. Suchend sah ich mich um und entdeckte die Tasche, die Lasse sicher meinte, zwischen Sofa und Schreibtisch. Sie war offen, ein Stapel frischer Wäsche lag darin, T-Shirts, Boxershorts, Sweatshirts. Ich hockte mich vor die Tasche und wählte das T-Shirt aus, das Lasse am ersten Tag in Leipzig getragen hatte und eine Boxershorts.
Als ich Lasses Zimmer verließ, kam Gerion den Gang hinunter. Er sah mich, warf einen Blick auf die Zimmernummer und grinste. Ich wurde rot und ärgerte mich gleichzeitig darüber. Sein überhebliches Grinsen war überflüssig.
Es war Lasses Vorschlag, Frühstück beim Zimmerservice zu bestellen, doch als das Frühstück kam, zog er sich ins Bad zurück, bis der Kellner wieder gegangen war.
»Tut mir leid, ich bin etwas paranoid.«
»Schon okay. In der Zeit habe ich ein kleines Frühstück gezaubert.«
Lasse lachte mich zufrieden an und wir zogen uns zwei Stühle an den Servierwagen, auf dem ein reichliches Frühstück aufgebaut war.
»Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet«, seufzte Lasse.
»Mal richtig zu frühstücken?«
»Nein.« Er blinzelte. »Darauf, mit dir allein zu sein.«
»Du hättest mich ja fragen können.«
»An dich kam man ja gar nicht ran.«
»Du hast es versucht?«
»Klar«, er lächelte. »Ich habe ein paar Mal wie ein Vollidiot vor eurer Tür gestanden.«
»In Leipzig?«
»Und hier auch schon. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der in so kurzer Zeit, so viele Fans gewonnen hat.«
»Fans? Ich hoffe, es sind Freunde.«
»Ach, stimmt«, sagte Lasse und grinste schief, »die Fans habe ja ich.«
Er musterte mich.
»Was?«
»Ich war mir ganz sicher, dass du und Karl ..., dass ihr zusammen seid. Hat er dich nicht immer mit Äpfeln gefüttert?«
»Na ja, immer?!«
»Doch!«, beharrte Lasse. »Und er hat dir deine Jacke hinterher getragen und dich im Schwimmbad geküsst.«
»Wir haben uns nicht geküsst.«
»Aber fast.«
»Auch nicht fast, er ist in Krista verliebt.«
»Autsch!«
»Du und Krista dagegen ...«
Lasse schwieg, dann sagte er ernst. »Hat Krista über uns geredet?«
Ich nickte.
»Wir waren mal zusammen. Kurz.«
»Ich weiß.«
Das Gespräch war Lasse sichtbar unangenehm. »Was hat sie denn so erzählt?«
»Sie hat mir geraten, mich nicht auf dich einzulassen.«
Lasse fuhr sich über das Gesicht. »Tja. Kann ich verstehen. Ich hab mich ihr gegenüber nicht besonders toll verhalten.«
»Ja, so ähnlich war ihre Formulierung.«
Lasse nickte betroffen. »Okay. Stimmt.«
Als wir unser Frühstück beendet hatten, war es schon Mittag und Zeit für die Abholung. Peer wartete vor dem Hotel. Lasse setzte sich mit mir nach hinten, aber wir schwiegen. Peer versuchte Konversation zu machen, erzählte von der tollen neuen Location, einer Naturblumenwiese und den Verhandlungen mit dem Bauern, der sie für die Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hatte, aber keiner von uns stieg wirklich auf das Gespräch ein.
»Uli hat die ganze Zeit darauf geachtet, dass niemand auf die Wiese geht, bevor ihr kommt.«
»Ach, ja«, sagte Lasse höflich.
Dann beugte er sich zu mir. »Ich habe heute irgendwie keine Lust aufs Drehen.«
Mir ging es genauso. Mit Lasse in einer riesigen Wiese zu liegen, ihn zu küssen, uns zu lieben, war eine schöne Vorstellung, aber nicht, wenn einem ein ganzes Filmteam dabei zusah.
Das Set war am Rand der Wiese aufgebaut. Heike, die Kostümbildnerin, erwartete mich schon, sie war selten persönlich am Set. Meist wurde ich von Ingrid betreut und mir wurde klar, dass auch für sie heute ein wichtiger Tag war. Ich ging mit ihr zum Kostümbus. Auf einem Bügel hing schon der blaue Rock, dazu ein weißes T-Shirt. Ich zog mich um und Heike betrachtete mich zufrieden.
»Schön. Ihr habt heute die Liebesszene.«
»Ja.«
»Und - aufgeregt?«
Ich zuckte mit den Achseln, natürlich war ich aufgeregt.
Auf einem anderen Bügel hing eine sandfarbene Hose und ein dünn gestreiftes T-Shirt, darüber eine Art gepolsterter Gürtel. Heike sah meinen Blick.
»Ich werde Lasse für die Szene einen Körperschutz anbieten.«
»Körperschutz?«
Heike lächelte. »Nun, Männer können ihre Erregung in der Regel schlecht verbergen und
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