Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
wirklich praktisch für solche Aktionen. Mit ihrem Account Teufelchen schrieb sie nur von ihrem Stand-PC aus. Sie wusste nicht, inwieweit die Admins des Forums Zugriff auf IP Adressen hatten, aber sicher war sicher.
Daniela loggte sich aus und fuhr Windows herunter. Dann klappte sie den kleinen Bildschirm herab und stellte das Gerät zurück ins Regal. Sie gähnte. Die Müdigkeit kam über sie und sie wusste, dass sie jetzt schlafen konnte. Mit kalten Füßen ging sie zurück in ihr Schlafzimmer und schlüpfte ins Bett. Sie kuschelte sich ein und fand fast sofort eine bequeme Liegeposition. Wenige Minuten später schlief sie fest.
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Es waren nur wenige Stunden der Ruhe und eigentlich hätte sie sich müde fühlen müssen. Vielleicht war sie todmüde und ihr Körper schüttete irgendwelche Botenstoffe aus, als die Erinnerung zurückkam … Daniela fühlte sich hellwach, als sie sich im Bett aufsetzte. Und sie war ein wenig aufgeregt. Sie schlug die Bettdecke zurück und ging sofort Richtung Wohnzimmer. Sie drückte den Startknopf, der PC sog die Luft ein und erwachte zum Leben. Qualvolle Minuten vergingen, bis sie endlich den Browser öffnen und nachsehen konnte. Dingdong hatte die Beiträge über Alex hoffentlich schon gelöscht. In ihren Postkasten mit den Fakeaccounts konnte sie gleich noch reinschauen, vom Notebook aus. Sie öffnete die Diskussion und atmete enttäuscht aus. Es stand noch da. Dingdong hatte vielleicht noch nicht ins Forum hineingeschaut am frühen Morgen. Und das war unerträglich, denn gleich musste sie zur Arbeit und konnte nicht sehen oder kontrollieren, was in ihrer Abwesenheit im Forum passierte. Die Aussicht auf eine Frühschicht ohne jede Information … grauenhaft.
Daniela stand auf und ging erst mal ins Bad. Sie duschte schnell und lief in ein Handtuch gewickelt wieder zum PC und startete parallel das Notebook. Immer noch nichts. Auch keine Antworten auf ihre privaten Nachrichten an Dingdong. Sie zog sich an und setzte Kaffeewasser auf. Ihr stand nicht der Sinn nach Frühstück. Erst musste sie wissen, ob sie etwas erreicht hatte und herausfinden, ob an den Gerüchten was dran war.
Einmal hatte jemand behauptet, dass Kiran Advani auf Jungs stehen würde, und da waren sogar die größten Schnarchnasen des Forums erwacht und mobbten die Gerüchteköchin aus ihrer Mitte, während sie gleichzeitig Stapel an Gegenbeweisen zusammentrugen. Die Aufregung legte sich wieder und es kehrte Ruhe ein. Bis gestern. Aber sie würde auch diese Spamerin in den Griff bekommen.
Daniela suchte ihre Sachen zusammen und ärgerte sich, dass sie keinen UMTS-Stick besaß. Das musste sie nachholen. Dann konnte sie im Notfall das Notebook mit zur Arbeit nehmen. Bevor sie die Wohnung verließ, schaute sie ein letztes Mal ins Forum. Dann fuhr sie den PC wieder runter.
Daniela lenkte ihren kleinen Fiat durch den morgendlichen Berufsverkehr. Das Altenheim lag nur wenige Autominuten von ihrer Wohnung entfernt und sie konnte sich einen schnellen Abstecher zur Tankstelle leisten. Am Monatsanfang kam das neue BIH-Fanheft heraus und das musste sie haben. Vielleicht gab es dort die offizielle Entwarnung oder eben das Gegenteil. Aber ganz sicher erfuhr man, ob diese Kristina ab jetzt fest zur Darstellerriege gehörte. Sie ließ das Auto in die Einfahrt der Tankstelle rollen und parkte etwas abseits der Zapfsäulen. Dann stieg sie aus und ging mit schnellen Schritten zu der gläsernen Kiosktür, die diensteifrig vor ihr zur Seite glitt. Das Zeitschriftenregal war nicht zu übersehen und Daniela wusste genau, wo sie suchen musste. Knallige Farben markierten die Ecke, in der die Zeitschriften für die Zielgruppe im Alter von zwölf bis etwa siebzehn angeboten wurden. Danielas Blick glitt über die chaotischen Cover, die in erster Linie strahlende Jungstars zeigten. Dann sah sie es. Das Emblem von „Berlin im Herzen“ prangte auf der oberen Ecke der Zeitung und Daniela griff zu. Sie stöhnte leise auf. Kristina auf dem Titelblatt. Strahlend und gut gestylt.
Verena Gint spielt ab jetzt in „Berlin im Herzen“! Lest mehr auf Seite 4 …
Daniela sah auf. Der Mann hinter dem Tresen beobachtete sie bereits. Es war besser, die Zeitung erst zu kaufen und dann zu lesen, auch wenn ihr der Weg zur Kasse und dann bis zum Auto endlos erschien. Sie ging flott durch das Regallabyrinth bis zum Verkaufstresen und legte die BIH-Fanzeitung auf den Tisch.
„Welche Nummer?“, fragte der junge Verkäufer.
„Keine. Hab
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