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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Nonplusultra. Was natürlich ungeheuer rassistisch und sexistisch ist, aber ich hab eigentlich noch niemand getroffen, der nicht irgendwelche Vorlieben gehabt hätte - du vielleicht?
    Caterina war Italienerin, aber auch katholisch (das gehört irgendwie zusammen), was ein ziemliches Pech für mich war. Katholische Mädchen kriegen von Kindesbeinen an beigebracht, jeder Lust aus dem Weg zu gehen, und die Sache wurde in meinem Fall noch dadurch beträchtlich verschlimmert, daß ich aus einer halbprotestantischen Familie stamme. Ich probierte alle normalen Annäherungstechniken aus, und sie weigerte sich, irgend etwas mit mir zu tun zu haben. Und dann, nach Wochen ununterbrochener Qual, setzte ich mich hin und schrieb ihr eine Erzählung. Dreiundzwanzig Seiten. Und gut war sie auch noch - das Beste, was ich bis dahin geschrieben hatte. Ich tippte sie, machte ein paar Kopien und gab eine davon Caterina.
    Vier Monate später, an meinem sechzehnten Geburtstag, gab sie sich geschlagen und schlief mit mir.« (Hier bellte der Bernhardiner wieder, und George nickte.) »Ich weiß. Hat mich auch überrascht. Es war natürlich nicht die Erzählung allein, aber die hat mir eindeutig den Einstieg verschafft, hat sie dazu gebracht, mich wenigstens zur Kenntnis zu nehmen. Wir gingen eine Zeitlang miteinander, und dann gab’s am Abend meines Geburtstags diese Fete im Haus meines Onkels, zu der alle meine Freunde kamen. Als die Sache gegen Mitternacht zu Ende war, schlenderten Caterina und ich rüber zum Flushing Meadow Park. Wir saßen da und tranken Bier bis zwei, und dann legten wir uns unter diese große Stahlkugel, die sie für die Weltausstellung gebaut haben, und fingen an zu knutschen und machten einfach immer weiter.
    Auf einmal ging die Sonne auf, und wie sich rausstellte, war in der Zwischenzeit jemand vorbeigekommen und hatte die restlichen Bierdosen mitgehen lassen.«
    Der Bernhardiner bellte zweimal in fragendem Ton.
    »Was dann passierte? Na ja, eine Woche lang konnte ich kein einziges Wort schreiben. Das Leben war vollkommen, nicht die allerkleinste Sorge, und so hatte ich nichts, was mich beflügelt hätte. Das Problem löste sich allerdings früh genug von selbst: Bei ihrer nächsten Beichte gelangte Caterina zu der Überzeugung, daß wir eine Todsünde begangen hatten, und machte Schluß mit mir. Danach habe ich sieben Jahre lang, bis auf den heutigen Tag, nur versucht, zu dieser Geburtstagsnacht unter der Weltkugel zurückzukehren.«
    Wau.
    »Ganz einfach. Fortuna ließ mich sitzen. Vielleicht hatte ich einen Spiegel zerbrochen, ohne es zu merken. Das einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, daß ich von da an jedesmal, wenn ich in die Nähe einer Frau kam, wieder daran denken mußte, wie es mit Caterina gewesen war, und das endete dann immer damit, daß ich mich viel zu krampfhaft bemühte und sie in die Flucht schlug. Gleichzeitig aber wurde mein Schreibstil, vor allem durch die viele Übung, besser und besser.
    Als ich siebzehn war, kam einmal auf der Fifth Avenue eine Frau angerannt, die ich noch nie gesehen hatte, küßte mich und machte sich davon, bevor ich überhaupt wußte, was geschehen war; ich ging heim und schrieb meine erste Kurzgeschichte, die veröffentlicht wurde. An einem meiner letzten Tage auf der High-School sah ich eine Rothaarige, die in einem Corvette durch die Gegend kurvte, und der ›New Yorker‹ zahlte mir für das Ergebnis dreihundert Dollar. Und dann kam ich hierher.
    In meinem zweiten Jahr in Cornell entbrannte ich erneut total und hoffnungslos in Lust. Diesmal auf eine taiwanesische Punkerin. Absolut irre aussehende Frau. In den Weihnachtsferien schrieb ich ihr einen Roman. Vierhundert Seiten in einem einzigen Monat in die Maschine gehauen. Geschlafen hab ich mit ihr nicht, ich weiß bis heute nicht mal, wie sie hieß, aber das Buch wurde veröffentlicht und ein Bestseller. Ebenso die zwei folgenden...«
    Der Bernhardiner stand auf und schüttelte sich wild.
    »Ehrenwort!« sagte George zu ihm. »Warum sollte ich wohl einen Hund belügen? Immer wenn ich meinen Onkel in Queens besuche, lächelt er mich bloß an und sagt: ›Du bist eindeutig nach mir geschlagen, was, George? Ein Glück, daß dein Vater nicht mehr lebt, sonst würde er mir noch unterstellen, ich hält was dran gedreht.‹ Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt, habe schon jetzt mehr Geld, als ich vermutlich für den Rest meines Lebens brauchen werde, habe summa cum laude abgeschlossen und bin gerade zum Campusschreiber

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