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Noch ein Kuss

Noch ein Kuss

Titel: Noch ein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Kapitel 1
    Carly Wexler trat einen Schritt zurück und bewunderte die Schaufensterauslage. Die Sonnenstrahlen, die durch die Scheibe fielen, beschienen eine Auswahl von goldenen und diamantenbesetzten Eheringen. Beim Anblick dieser Symbole für ewige Liebe und Treue verkrampfte sich plötzlich ihr Magen. Schnell machte Carly die Augen zu. Bestimmt würden sich ihre Nerven schnell wieder beruhigen, wenn sie sich die funkelnden Ringe noch einmal ansah. Schließlich konnte bei einer Hochzeit, die so minutiös geplant war wie ihre, nichts schiefgehen.
    Sie schlug die Augen auf und riskierte einen zweiten Blick. Links von ihr lagen zwei zueinander passende glänzende Ringe auf einer schwarzen Samtunterlage. Einer für ihn und einer für sie: Peter und Carly. Auch sie waren ein Paar, das – wie ihr Verlobter immer wieder betonte – sehr gut zueinander passte, denn sie hatten gemeinsame Freunde und Interessen. Sie waren wie füreinander geschaffen, dachte Carly, während ihr Blick über das glitzernde Angebot glitt.
    Für jeden Trauring im Fenster gab es ein Gegenstück  – ebenfalls ein treffender Ausdruck für ihren Verlobten. Ihre eher partnerschaftliche Beziehung basierte nicht auf großer Leidenschaft, aber genau das machte die Verbindung perfekt. In einer idealen Welt mochten Liebe und Leidenschaft zusammenkommen und aus einem Pärchen ein Traumpaar machen – nicht nur ein gut eingespieltes Team. Aber Carly glaubte nicht mehr an Märchen. Dank der Verfehlungen ihres Vaters hatte sie gelernt, wie viel Schaden es anrichtete, sich von Gefühlen leiten zu lassen. Besser, man gab sich mit gegenseitiger Achtung und Fürsorge zufrieden, als es zu riskieren, dass man verletzt und enttäuscht wurde. Sie strich sich den frisch geschnittenen Pony aus der Stirn und achtete nicht weiter darauf, dass die Fransen ihr gleich wieder in die Augen fielen.
    Ein Set aus reinem Platin und achtzehnkarätigem Gold sprang ihr ins Auge. Obwohl die zweifarbigen Ringe zu beiden Seiten von diamantenbesetzten Eheringen flankiert wurden, schaffte Carly es nicht, den Blick von dem schlichteren Paar loszureißen. »Perfekt«, sagte sie zu sich selbst. Zu schade, dass ihr Verlobter einen mit Edelsteinen besetzten Ring vorziehen würde, ein Exemplar, das etwas mehr hermachte.
    »So wie dieser da«, sagte sie und klopfte mit dem Finger an das Fenster.
    Doch sie hatte ebenso viel Verständnis für Peters Bedürfnis zu brillieren wie er für ihren Wunsch nach einer perfekten Hochzeit mit allem Drum und Dran. Das Leben war ein Geben und Nehmen, ermahnte sie sich, während sie mit ihrem Finger Muster auf das Schaufensterglas malte.
    »Welche Frau brächte es wohl fertig, all diesen funkelnden Steinen zu widerstehen?«, raunte eine aufreizende, unbekannte Stimme ihr von hinten ins Ohr.
    Die Frage reizte Carly. »Eine mit Charakter vielleicht?«, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen, ganz auf den Ring ihrer Wahl konzentriert.
    »Und Esprit«, fügte der Mann in bewunderndem Tonfall hinzu.
    Carly legte die Hände hinter dem Rücken zusammen. »Sowie gutem Geschmack«, fuhr sie fort, denn sie fand Gefallen an dem lockeren Wortspiel.
    Das tiefe, sonore Lachen, das sie damit provozierte, weckte ihr Interesse und hielt sie davon ab, sich für einen Ring zu entscheiden, der sie für immer an ihren zukünftigen Ehemann binden sollte.
    »Man braucht Köpfchen, um sich nicht vom Glitzern der Diamanten blenden zu lassen«, sagte der Fremde beifällig in seiner melodischen Sprechweise.
    »Mag schon sein.« Neugierig drehte Carly sich um, sodass ihr langer Rock um ihre bloßen Beine flog.
    Ein lässig attraktiver Mann lächelte sie an. Sie sah ihm in die Augen. Sie waren haselnussbraun mit goldenen Flecken, die in der Nachmittagssonne funkelten, und sein sinnlicher Mund wurde von Lachfältchen gerahmt.
    Die faszinierenden Augen musterten sie interessiert. »Eine Schönheit wie Sie fällt doch von ganz allein auf.«
    Das unerwartete Kompliment ließ Carly erröten. »Danke«, murmelte sie.
    »Das war bloß eine Feststellung.«
    In ihrer Verlegenheit nickte Carly nur stumm. Dass sie sich auf den ersten Blick zu diesem Fremden hingezogen fühlte, widersprach jeglicher Logik. Durch sein langes, sonnengebleichtes helles Haar und die aufreizende Art, wie er sich auf den Absätzen seiner abgetragenen Stiefel wiegte, strahlte er etwas Wildes und Ungezähmtes aus, pure Männlichkeit gepaart mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein. Verunsichert strich sie sich den Pony aus

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