Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
zügelte sie ihr Pferd, stand in den Steigbügeln auf, nahm ihren Helm ab und schüttelte das lange, güldene Haar. Dann lächelte sie zum Torhaus herauf. Ich duckte mich, ohne genau zu wissen, wieso eigentlich.
    »Mein!«, rief sie, lachte und führte die Kolonne auf die Burg.
    Ich weiß, Süße, aber es ist doch schlechter Stil, mit Hilfe einer ganzen Armee Anspruch auf die erstbeste Immobilie zu erheben, oder? Nicht gerade ladylike.
    Sie war einfach umwerfend.
    Ja, ein kleiner Snack wäre nett. Ich lachte selbst ein wenig und tänzelte zur Großen Halle hinüber, wobei ich unterwegs den einen oder anderen Purzelbaum schlug.
     
     
    Vielleicht war es nicht eben die beste Idee gewesen, in der Großen Halle nach etwas Essbarem Ausschau zu halten, und vielleicht hatte ich es auch gar nicht wirklich vorgehabt, was auch ganz okay war, denn statt eines Festmahls fand ich die Leichen Lears und seiner beiden Töchter vor, auf drei hohen Tischen aufgebahrt, Lear auf seinem Thronpodest, Regan und Goneril darunter, zu beiden Seiten. Cordelia beugte sich über ihren Vater, trug noch immer ihre Rüstung, den Helm unterm Arm. Ihr langes Haar hing ihr ins Gesicht, sodass ich nicht erkennen konnte, ob sie weinte.
    »Jetzt ist er um einiges umgänglicher«, sagte ich. »Stiller. Obwohl er sich genauso schnell bewegt.«
    Sie blickte auf und strahlte mich an, grinste breit, dann schien ihr wieder einzufallen, dass sie trauerte, und sie ließ den Kopf hängen. »Danke für dein Beileid, Pocket. Wie ich sehe, hast du es geschafft, dir während meiner Abwesenheit die Höflichkeit vom Leib zu halten.«
    »Nur indem ich unablässig an Euch dachte.«
    »Du hast mir gefehlt, Pocket.«
    »Du mir auch, Lämmchen.«
    Sie streichelte das Haar ihres Vaters. Er trug die schwere Krone, die er vor so langer Zeit – wie es schien – Cornwall und Albany auf den Tisch geworfen hatte.
    »Hat er gelitten?«, fragte Cordelia.
    Ich überlegte, was ich antworten sollte, was ich sonst nie tat. Ich hätte meinem Zorn Luft machen und den Alten verfluchen können, hätte von seinem Leben in Grausamkeit und Niedertracht berichten können, doch das hätte Cordelia kein bisschen genützt – und mir nur sehr wenig. Dennoch musste ich meine Mär mit etwas Wahrheit würzen.
    »Ja, am Ende litt er grauenvoll am Herzen. So wie Eure Schwestern ihn behandelt haben und wie er unter der Last seiner Reue litt, weil er Euch Unrecht getan hatte. Er litt, wenn auch nicht körperlich. Der Schmerz war tief in seiner Seele, meine Kleine.«
    Sie nickte und wandte sich von dem Alten ab. »Du solltest mich nicht ›Kleine‹ nennen, Pocket. Ich bin jetzt Königin.«
    »Das sehe ich. Schicke Rüstung übrigens, voll der St. Georg-Look. Den Drachen gab’s dazu, oder?«
    »Nein, eigentlich eine Armee.«
    »Und natürlich ein Königreich.«
    »Nein, das musste ich mir selbst nehmen.«
    »Ich habe Euch ja gesagt, dass Euer garstiges Wesen Euch in Frankreich nützen wird.«
    »Das hast du gesagt. Kurz nachdem du mir erklärt hast, Prinzessinnen seien nur nütze für – wie war das? – ›Drachenfutter und Lösegeld‹?« Da war es wieder, dieses Lächeln, das sich anfühlte, als schiene die Sonne in mein erfrorenes Herz. Und wie bei Frostbeulen pieksten tausend Stecknadeln, als ich wieder etwas fühlen konnte. Plötzlich spürte ich den kleinen Beutel mit dem Hexenstäubling schwer an meinem Gürtel.
    »Ja, nun, man kann ja nicht immer recht behalten. Es würde nur meine Glaubwürdigkeit als Narr untergraben.«
    »Deine Glaubwürdigkeit steht ohnehin infrage. Kent sagt, das Königreich sei mir nur aufgrund deines Zutuns so leicht in die Hände gefallen.«
    »Ich wusste ja nicht, dass Ihr es wart. Ich dachte, es sei der blöde Jeff. Wo ist Jeff eigentlich?«
    »In Burgund beim Herzog – nein, bei der Königin von Burgund. Beide bestehen darauf, als Königin von Burgund angesprochen zu werden. Wie sich herausstellte, hattest du recht, was die beiden anging, wodurch wiederum dein Ruf als Narr Schaden nehmen dürfte. Ich habe die beiden im Palast von Paris in flagranti erwischt. Sie haben mir gestanden, dass sie sich schon als kleine Jungen zueinander hingezogen fühlten. Jeff und ich haben ein Arrangement getroffen.«
    »Aye, in solchen Situationen kommt es für gewöhnlich zu einem Arrangement … Man arrangiert Kopf und Körper der Königin an verschiedenen Orten.«
    »Nichts dergleichen, Pocket. Jeff ist ein netter Typ. Ich habe ihn nicht geliebt, aber er war ein guter Kerl.

Weitere Kostenlose Bücher