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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Gewürzes gehalten hatten. Es war also unabdingbar, daß Eliza auf eine attraktive Mitgift bauen konnte und daß Jerry sie adoptierte, so wäre wenigstens die Frage ihrer Herkunft kein Hindernis.
    Michael Steward war athletisch gebaut, hatte unschuldig blickende blaue Augen, blonden Backenbart und Schnurrbart, gute Zähne und eine aristokratische Nase.
    Das fliehende Kinn schmälerte das hübsche Gesamtbild ein wenig, und Miss Rose hoffte, so vertraut mit ihm zu werden, daß sie ihn überreden konnte, sich auch dort einen Bart wachsen zu lassen, um es zu verstecken.
    Nach dem, was Kapitän Sommers sagte, war die Moral des jungen Mannes beispielhaft, und seine tadellose Akte garantierte ihm eine brillante Laufbahn in der Manne. In den Augen von Miss Rose stellte die Tatsache, daß er soviel Zeit auf See verbrachte, einen beträchtlichen Vorteil für die Frau dar, die er heiraten würde. Je mehr sie darüber nachdachte, um so sicherer war sie, den idealen Mann gefunden zu haben, aber so, wie Eliza geartet war, würde sie ihn nicht bloßer Konvention wegen nehmen, sie mußte sich in ihn verlieben. Aber da konnte man hoffen, der Mann sah bildhübsch aus in seiner Uniform, und ohne sie hatte ihn bisher noch niemand gesehen.
    »Steward ist nur ein Trottel mit guten Manieren. Eliza würde eingehen vor Langeweile, wenn sie mit ihm verheiratet wäre«, meinte Kapitän John, als sie ihm von ihren Plänen erzählte.
    »Alle Ehemänner sind langweilig, John. Keine Frau mit zwei Fingerbreit Stirn unterm Pony heiratet, weil es unterhaltsam ist, sondern weil sie unterhalten werden will.«
    Mochte Eliza immer noch sehr mädchenhaft wirken, so war ihre Erziehung doch abgeschlossen, und bald würde sie im heiratsfähigen Alter sein. Es blieb ja noch ein wenig Zeit, überlegte Miss Rose, dennoch hieß es zielgerichtet handeln, damit nicht inzwischen eine andere, Aufgewecktere den Kandidaten wegschnappte. Einmal entschlossen, setzte sie alles daran, den Offizier ins Haus zu locken unter jedem Vorwand, der ihr einfiel. Sie verlegte die musikalischen Gesellschaften so, daß sie mit den Tagen zusammenfielen, an denen Michael Steward Landurlaub hatte, ohne Rücksicht auf die übrigen Teilnehmer, die seit Jahren den Mittwoch für diese geheiligten Geselligkeiten freigehalten hatten. Verärgert stellten einige ihre Besuche ein. Genau das aber hatte sie beabsichtigt, so konnte sie die etwas steifen musikalischen Unterhaltungen in fröhliche Festlichkeiten umwandeln und die Liste der Gäste mit unverheirateten jungen Männern und heiratsfähigen jungen Damen aus der Ausländerkolonie auffrischen an Stelle der langweiligen Ebeling, Scott und Applegreen, die schon ein wenig an Fossilien erinnerten. Die Darbietungen von Gedichten und Liedern wichen munteren Gesellschaftsspielen, zwang– losen Tänzen und Scharaden. Sie veranstaltete ländliche Picknicks und Spazierfahrten zum Strand.
    Früh am Morgen setzten sich zuerst schwere Karren mit Lederboden und Strohdach in Bewegung, auf denen die Dienstboten saßen, die beauftragt waren, die Eßwaren in den unzähligen Körben unter Zelten und Sonnenschirmen anzurichten; die Gesellschaft folgte in Kutschen. Vor ihren Blicken zogen fruchtbare, mit Obstbäumen bepflanzte Täler, Weinberge, Felder mit Weizen und Mais vorbei, sie sahen schroffe Küsten, gegen die der Pazifik brandete, Wolken von Schaum hochschleudernd, und in der Ferne den erhabenen Umriß der schneebedeckten Kordilleren. Irgendwie brachte Miss Rose es immer zustande, daß Eliza und Steward in derselben Kutsche fuhren, neben– einander saßen und natürliche Partner bei den Ballspielen und den Pantomimen waren, aber beim Kartenspiel und beim Domino mußte sie sie trennen, weil Eliza sich rundweg weigerte, sich besiegen zu lassen.
    »Du mußt dafür sorgen, daß der Mann sich immer überlegen fühlt, Kind«, erklärte Miss Rose ihr geduldig.
    »Das kostet aber viel Arbeit«, erklärte Eliza unbewegt. Jeremy Sommers gelang es nicht, die Ausgabenflut seiner Schwester zu dämmen. Miss Rose kaufte Stoffe en gros ein und stellte zwei Dienstmädchen dazu an, den ganzen Tag aus den Zeitschriften kopierte Kleider nach neuester Mode zu nähen. Sie stürzte sich aufs unvernünftigste bei schmuggelnden Seeleuten in Un– kosten, damit es ihr nie fehlte an Parfüms, am karmin– farbenen Türkischrot, Belladonna und Khol für den geheimnisvollen Blick und Creme aus echten Perlen, um die Haut zu bleichen. Zum erstenmal hatte sie keine Zeit zum

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