Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Homologe
ausarbeitet, soll schließlich um ein Vielfaches breiter
gestreut sein als das eines simplen Telemetrikers.«
William überhörte die Ironie der Worte.
»Wir fangen damit an«, sagte er, »daß der
Robot gehen lernen muß.«
8
Eine Woche später stakste der Robot tausend Meilen von Dallas
entfernt durch die Wüste Arizonas. Manchmal stürzte er,
manchmal schlug er mit dem Knöchel gegen einen Stein, und
manchmal drehte er sich plötzlich auf einem Fuß und nahm
eine total andere Richtung ein.
»Wie ein Kind, das laufen lernt«, sagte William.
Dimitri Large kam ab und zu, um sich nach den Fortschritten zu
erkundigen.
»Bemerkenswert«, sagte er dann jedesmal.
Anthony war anderer Meinung. Wochen vergingen und Monate. Je mehr
Programme dem Computer eingegeben wurden – William pflegte ihn
›Gehirn‹ zu nennen –, desto mehr leistete der Robot.
Aber alles reichte noch längst nicht aus.
Eines Morgens sprach Anthony es aus. Er hatte die Nacht zuvor kein
Auge zugetan.
»Seltsam«, entgegnete William gelassen. »Und ich
wollte gerade sagen, daß wir es meiner Meinung nach geschafft
haben.«
Anthony konnte sich kaum noch beherrschen. Der Streß,
tagtäglich mit William zusammenzuarbeiten und den Robot
herumhampeln zu sehen – er konnte es nicht mehr ertragen.
»Ich gebe auf, William«, sagte er. »Den ganzen Job.
Tut mir leid… mit dir hat das nichts zu tun.«
»O doch.«
»Nein, William. Die Sache haut nicht hin. Wir schaffen es
nicht. Schau dir doch bloß an, wie unbeholfen der Robot
herumtrampelt, dabei befindet er sich auf der Erde und ist nur
tausend Meilen von hier entfernt. Die Signalzeit hin und zurück
beträgt den winzigen Bruchteil einer Sekunde. Wenn der Robot
einmal auf dem Merkur ist, wird sie Minuten dauern. Sich einzubilden,
daß die Sache funktionieren wird, ist heller
Wahnsinn.«
»Du kannst jetzt nicht aufgeben, Anthony«, sagte
William. »Ich schlage vor, daß wir den Robot auf den
Merkur transportieren lassen. Ich bin überzeugt davon, daß
er ausreichend trainiert ist.«
Anthony lachte laut auf. »Du bist verrückt,
William.«
»Nein, das bin ich nicht. Du denkst, daß die
Bedingungen auf dem Merkur härter sind, aber das ist nicht der
Fall. Auf der Erde sind die Bedingungen härter. Der Robot ist
für ein Drittel der normalen Erdschwerkraft konstruiert und
muß hier bei voller Erdschwerkraft arbeiten. Er ist für
vierhundert Grad Celsius gebaut und arbeitet hier bei dreißig
Grad. Er ist für ein Vakuum ausgelegt und arbeitet in einer
atmosphärischen Suppe.«
»Dieser Robot kann die Unterschiede aushalten.«
»Das Metallgehäuse ja. Aber wie steht es mit dem
Computer? Er arbeitet nicht mit voller Leistung, weil sich der Robot
nicht in der Umgebung befindet, für die er konstruiert ist. Wenn
du einen Computer haben willst, der so komplex ist wie ein Gehirn,
dann mußt du auch mit Idiosynkrasien rechnen. Ich schlage dir
folgendes vor: Du setzt dich mit mir zusammen dafür ein,
daß der Roboter zum Merkur transportiert wird, was sechs Monate
dauern wird, und ich verdrücke mich für die Zeit, und du
bist mich los.«
»Und wer kümmert sich um den Merkur-Computer?«
»Du kannst dich mittlerweile mit ihm unterhalten, meine
beiden Assistenten werden dir helfen.«
Anthony schüttelte den Kopf. »Ich übernehme weder
die Verantwortung für den Computer, noch setze ich mich
dafür ein, daß der Robot zum Merkur transportiert wird.
Die Sache wird nicht funktionieren.«
»Ich bin überzeugt davon, daß sie
funktioniert.«
»Das kannst du nicht sein. Außerdem wird man mir den
Vorwurf machen, was dir allerdings egal sein kann.«
Anthony wurde erst sehr viel später klar, daß dies der
kritische Moment gewesen war. Wenn William aufgegeben hätte,
würde auch Anthony das Handtuch geworfen haben, und alles
wäre umsonst gewesen.
»Mir egal sein?« fragte William. »Jetzt hör
mir einmal gut zu. Vater war offensichtlich verrückt nach
Mutter. Ich finde das genauso bedauernswert wie du, aber diese
Tatsache ist nun einmal nicht mehr zu ändern, aber etwas sehr
Komisches ist dabei herausgekommen. Wenn ich von Vater spreche, dann
meine ich damit auch deinen Vater, und es gibt viele Menschen, die
dasselbe sagen können: zwei Brüder, zwei Schwestern oder
Bruder und Schwester. Und wenn ich Mutter sage, dann meine ich damit
auch deine Mutter, und es gibt wiederum viele Paare, die dasselbe
sagen können. Aber es existiert kein zweites Geschwisterpaar,
das Vater und Mutter
Weitere Kostenlose Bücher