Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
ich meine, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Soll ich Ihnen später beim Ankleiden helfen?«
»Oh – nein!« Sie ließ das Tablett los und umklammerte verzweifelt den Rand der Bettdecke, daß die Kaffeekanne sich bedrohlich neigte. Steif und unbeweglich blieb sie so sitzen, bis die Tür hinter ihm zufiel. Dann sank sie hilflos in ihr Kissen zurück.
Irgendwie gelang es ihr, das Frühstück hinunterzuzwingen. Er ist nur eine Maschine, sagte sie sich, aber wenn man es wenigstens deutlicher sehen könnte, dann wäre es nicht so beängstigend. Oder wenn sich sein Gesichtsausdruck verändern würde! Aber er blieb immer gleich. Man wußte nicht, was hinter diesen dunklen Augen und der olivfarbenen, hautähnlichen Oberfläche vorging. Sie trank ihre Tasse leer, stellte sie zurück und erschrak über den leisen Kastagnettenklang beim Aufsetzen. Dann merkte sie, daß sie den Kaffee ohne Zucker und ohne Milch getrunken hatte, und dabei konnte sie schwarzen Kaffee nicht ausstehen.
Nachdem sie sich angekleidet hatte, ging sie schnurstracks in die Küche. Schließlich war es ihr Haus, und sie hielt auf Sauberkeit, gerade in der Küche. Er hätte warten können, daß sie die Bereitung des Frühstücks überwachte…
Aber als sie die Küche betrat, fand sie alles so makellos sauber, als wäre die Einrichtung gerade erst von der Fabrik geliefert worden.
Sie blieb stehen, starrte umher, machte kehrt und wäre beinahe mit Tony zusammengeprallt. Mit einem Aufschrei fuhr sie zurück.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte er.
»Tony.« Sie überwand ihre Panik und faßte sich ein Herz. »Tony, Sie müssen irgendein Geräusch machen, wenn Sie sich bewegen. Ich ertrage es nicht, daß Sie so hinter mir herumschleichen. Haben Sie das Frühstück nicht in der Küche zubereitet?«
»Doch, Mrs. Belmont.«
»Es sieht nicht danach aus.«
»Ich habe danach saubergemacht. Ist das nicht üblich?«
Claires Augen weiteten sich. Was sollte sie dazu sagen? Sie öffnete die Schiebetür unter der Anrichte, wo sie ihre Töpfe und Pfannen verwahrte, warf einen kurzen Blick auf das metallische Schimmern im Innern und sagte mit einem Zittern in der Stimme: »Sehr gut. Ich bin zufrieden.«
Wenn er in diesem Augenblick gestrahlt oder wenigstens gelächelt hätte, wäre es ihr vielleicht möglich gewesen, sich für ihn zu erwärmen. Aber er blieb unbewegt wie ein englischer Butler. »Danke, Mrs. Belmont. Darf ich Ihnen jetzt das Wohnzimmer zeigen?«
Sie folgte ihm, und es fiel ihr schon beim ersten Blick auf. »Haben Sie die Möbel poliert?«
»Ja. Ist es zufriedenstellend, Mrs. Belmont?«
»Aber wann? Gestern haben Sie es nicht getan.«
»In der Nacht, natürlich.«
»Sie haben die ganze Nacht das Licht brennen lassen?«
»O nein. Das war nicht notwendig. Ich habe eine eingebaute ultraviolette Lichtquelle. Und natürlich brauche ich auch keinen Schlaf.«
Auf Bewunderung schien er immerhin Wert zu legen, das erkannte sie jetzt. Er wollte wissen, was ihr gefiel. Aber sie brachte es nicht über sich, ihm diesen Gefallen zu tun. So sagte sie etwas säuerlich: »Sie und Ihresgleichen werden die gewöhnlichen Putzfrauen und Dienstmädchen arbeitslos machen.«
»Es gibt viel wichtigere Arbeiten, die man ihnen geben kann, sobald sie einmal von dieser Plackerei befreit sind. Schließlich kann man Maschinen wie mich herstellen, Mrs. Belmont. Aber nichts kann die schöpferische Fähigkeit und die Vielseitigkeit eines menschlichen Gehirns ersetzen, wie Sie es haben.«
Obwohl sein Gesicht keine Regung zu erkennen gab, klang seine Stimme so ehrfürchtig und bewundernd, daß Claire errötete und murmelte: »Mein Gehirn! Sie können es haben.«
Tony näherte sich ihr ein wenig. »Sie müssen unglücklich sein, daß Sie so etwas sagen. Kann ich Ihnen auf irgendeine Weise helfen?«
Einen Augenblick lang war Claire zum Lachen zumute. Die Situation war lächerlich. Da lieferte die Fabrik einen maschinellen Teppichkehrer, Tellerwäscher, Möbelpolierer und Haushaltsgehilfen – und er bot ihr seine Dienste als Tröster und Vertrauter an.
Trotzdem ließ sie sich von ihrer Stimmung mitreißen, und es brach aus ihr hervor: »Mr. Belmont glaubt, ich habe kein Gehirn, und – und vielleicht hat er sogar recht.« Sie fühlte sich den Tränen nahe, aber sie konnte in seiner Gegenwart nicht weinen.
»Es ist erst in letzter Zeit so«, fügte sie hinzu. »Als er noch jung und ein unbedeutender Angestellter war, war alles in Ordnung. Aber ich kann nicht die Frau
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