Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
was unsere Aufmerksamkeit geweckt hat. Das Ohr kann das Laserdetail nicht aufnehmen, das Auge aber schon. Das flackernde Licht nämlich wirkt auf das Gehirn, nicht der Ton. Der Ton allein bewirkt gar nichts. Er verstärkt jedoch den Effekt, wenn das Licht seine Wirkung tut.«
»Kann man den Ton nicht weiter verstärken?«
»Doch«, sagte Dr. Cray. »Aber die Verstärkung reicht nicht aus. Die ruhigen, feinen, unendlich reichen Variationen, die durch eine Laseraufnahme festgehalten werden, werden vom Ohr nicht registriert. Zu viel ist gleichzeitig vorhanden und erstickt den Anteil, der verstärkt.«
»Wieso glauben Sie, daß ein solcher Anteil vorhanden ist?«
»Weil wir gelegentlich etwas produzieren – meistens durch Zufall –, was besser zu funktionieren scheint als die ganze Gehirnwelle, aber wir begreifen nicht, warum. Wir brauchen daher einen Musiker, nämlich Sie. Wenn Sie sich zwei Aufzeichnungen von Gehirnwellen anhören, können Sie vielleicht eine Melodie oder eine Klangfärbung erfinden, welche zu der jeweiligen Aufzeichnung besser paßt als die gegebene. Das wiederum könnte dann den Lichteffekt verstärken und die Wirksamkeit der Therapie steigern.«
»Moment mal!« sagte Bishop. »Da wollen Sie mir aber einen ganz schönen Haufen Verantwortung aufladen. Wenn ich Musik mache, streichle ich lediglich das Ohr und lasse Muskeln hüpfen, aber ich versuche nicht, ein krankes Gehirn zu heilen.«
»Wir verlangen von Ihnen lediglich, daß Sie das Ohr streicheln und Muskeln hüpfen lassen, aber in der Weise, daß Ihre Musik zur normalen Musik von Gehirnwellen paßt… Ich versichere Ihnen, Mr. Bishop, daß Sie bezüglich der Verantwortung keinerlei Bedenken zu haben brauchen. Ihre Musik kann keinen Schaden anrichten, sie kann nur Gutes bewirken. Außerdem werden Sie bezahlt dafür, Mr. Bishop, auch wenn nichts dabei herauskommt.«
»Na ja. Ich kann es ja mal versuchen«, sagte Bishop. »Aber versprechen kann ich nichts.«
Nach zwei Tagen kam er zurück. Dr. Cray wurde aus einer Besprechung geholt und sah ihn mit müden Augen an.
»Haben Sie etwas?«
»Ja«, sagte Bishop. »Vielleicht funktioniert es sogar.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich weiß es eben nicht. Ich habe nur so das Gefühl… Folgendes: Ich habe mir die Laserbänder angehört, die Sie mir mitgegeben haben. Sowohl die originale Gehirnwellenmusik, wie der depressive Patient sie gespielt hat, als auch ihre zum Normalen hin veränderte Musik. Sie haben recht, ohne das flackernde Licht hat mich keines der beiden Tonwerke beeindruckt. Ich habe sie aber trotzdem gegeneinander abgewogen, um den Unterschied festzustellen.«
»Haben Sie denn einen Computer?« fragte Dr. Cray erstaunt.
»Nein, ein Computer hätte mir dabei auch nichts genützt. Das Ergebnis wäre zu umfangreich. Der Computer nimmt ein kompliziertes Ineinanderklingen von Gehirnwellen in sich auf und zieht davon ein zweites kompliziertes Ineinanderklingen von Gehirnwellen ab, und es bleibt immer noch ein kompliziertes Ineinanderklingen von Gehirnwellen übrig. Nein, ich habe es im Kopf gemacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß die kranke Musik durch eine Gegenmusik ausgeschaltet werden müßte.«
»Wie können Sie das denn im Kopf machen?«
»Das weiß ich auch nicht«, sagte Bishop, einen Anflug von Ungeduld in der Stimme. »Wie hat denn Beethoven seine Neunte im Kopf hören können, bevor er die Noten aufgeschrieben hat? Weiß der Kuckuck. Auch das Gehirn ist ein ganz guter Computer, oder vielleicht nicht?«
»Doch«, gab Dr. Cray zu. »Haben Sie die Gegenmusik dabei?«
»Ja, aber auf einem ganz normalen Tonband. Der Rhythmus ist ungefähr so: di-di-did-da… di-di-did-da… di-di-did-da-da-da-did-da… und so weiter. Ich habe eine Melodie auf den Rhythmus gesetzt, und Sie können sie der Patientin ja vorspielen, solange diese gerade das normale Gehirnwellenbild auf die Lider gestrahlt bekommt. Wenn ich mich nicht täusche, funktioniert die Angelegenheit.«
»Sind Sie sich sicher?«
»Wenn ich mir sicher wäre, müßte man es nicht ausprobieren, oder?«
Dr. Cray überlegte einen Moment lang. »Gut«, sagte sie schließlich. »Ich mache mit der Patientin einen Termin aus. Ich hätte Sie gerne dabei.«
»Wie Sie wollen.«
»Sie können natürlich nicht mit im Behandlungsraum sein, aber hier draußen.«
»Ist mir auch recht.«
Die Patientin wirkte bedrückt. Ihre Lider waren schwer, ihre Stimme klang leise.
Bishop saß ruhig und unbemerkt in einer Ecke.
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