Foundation 02: Die Stahlhöhlen
galaktischer Forschung
befaßte, und ganz offensichtlich war der Held der Geschichte
ein Erdenmensch.
Baley murmelte verärgert etwas vor sich hin und hielt dann
gleich den Atem an, als ihm bewußt wurde, wie unmöglich er
sich benahm – Geräusche zu machen, undenkbar!
Trotzdem war es absolut lächerlich. Geradezu kindisch war es,
so zu tun, als könnten Erdenmenschen in den Weltraum eindringen.
Galaktische Erforschung! Die Galaxis war den Erdenmenschen
verschlossen. Die Spacers erhoben Anspruch auf sie; die Spacer, deren
Ahnen vor Jahrhunderten Erdenmenschen gewesen waren. Jene Ahnen
hatten als erste die Äußeren Welten erreicht,
festgestellt, daß es sich dort angenehm leben ließ, und
dann hatten ihre Nachkommen gegen weitere Einwanderer Schranken
errichtet. Sie hatten die Erde und die Erdenmenschen, ihre Vettern,
gleichsam eingepfercht. Und die Citykultur der Erde vollendete die
Aufgabe, indem sie die Erdenmenschen in die Gefängnisse der
Cities einschloß, durch ihre Furcht vor offenen Räumen,
die sie selbst daran hinderte, die von Robotern betriebenen Farm- und
Bergwerkszonen ihres eigenen Planeten zu betreten; selbst daran.
Baley dachte bitter: Jehoshaphat! Wenn uns das nicht paßt,
müssen wir eben etwas dagegen unternehmen. Wir sollten keine
Zeit mit Märchen vergeuden.
Aber es gab nichts, was man unternehmen konnte, und das
wußte er.
Dann landete das Flugzeug. Er und seine Mitreisenden stiegen aus
und trennten sich, ohne einander anzusehen.
Baley blickte auf die Uhr und sah, daß er noch Zeit hatte,
sich etwas frischzumachen, ehe er den Expreßway zum
Justizministerium betrat. Darüber war er froh. Die
Geräusche und der Lärm des Lebens, der riesige Kuppelsaal
des Flughafens, von dem zahllose Citykorridore in mehreren Etagen
abzweigten, alles, was er sah und hörte, vermittelte ihm das
Gefühl, sicher und warm vom Mutterleib der City umschlossen zu
sein. Dieses Gefühl spülte die Angst weg, und jetzt
brauchte er nur noch eine Dusche, um die Aufgabe zu vollenden.
Er brauchte eine Besuchergenehmigung, um eines der
Gemeinschaftsgebäude benutzen zu dürfen; aber als er seine
Reiseanweisung vorlegte, räumte die alle Schwierigkeiten aus dem
Weg. Sie wurde routinemäßig abgestempelt, und dann bekam
er eine Karte für eine Einzelkabine, natürlich mit genauer
Datumsangabe, um jeden Mißbrauch unmöglich zu machen, und
einen kleinen Streifen, damit er die ihm zugewiesene Kabine fand.
Baley war dankbar, wieder die Streifen unter seinen
Füßen zu spüren. Ein Gefühl von Luxus
erfüllte ihn, als er bemerkte, wie er immer schneller wurde,
während er sich von einem Streifen zum nächsten nach innen
zu bewegte, auf den Expreßway zu. Er schwang sich
leichtfüßig hinauf und nahm den Sitzplatz ein, auf den er
seinem Rang gemäß Anspruch hatte.
Es war keine Stoßzeit; Sitze waren frei. Auch das Bad war
nicht übermäßig voll gewesen. Die Kabine, die man ihm
zugewiesen hatte, war in gutem Zustand gewesen, und der Waschautomat
hatte tadellos funktioniert.
Nachdem er seine Wasserration verbraucht und seine Kleidung
aufgefrischt hatte, fühlte er sich der Aufgabe gewachsen, das
Justizministerium in Angriff zu nehmen. Ein geradezu vergnügtes
Gefühl erfüllte ihn.
Untersekretär Albert Minnim war ein kleiner, kompakter Mann
mit rötlicher Haut und ergrauendem Haar; ein Mann mit gerundeten
und geglätteten Kanten. Er strahlte eine Aura von Sauberkeit aus
und roch ein wenig nach Tonicwasser. Das alles verriet die
Annehmlichkeiten des Lebens, die einem mit den reichlichen Rationen
zur Verfügung standen, wie sie hohen Mitgliedern der Regierung
zugeteilt wurden.
Baley kam sich im Vergleich zu ihm schäbig und
grobschlächtig vor. Seine großen Hände, seine
tiefliegenden Augen und ein allgemeines Gefühl der Kantigkeit
waren ihm bewußt.
Minnim meinte herzlich: »Setzen Sie sich, Baley! Rauchen
Sie?«
»Nur Pfeife, Sir«, sagte Baley.
Er zog sie aus der Tasche, und Minnim schob die Zigarre wieder ins
Etui zurück, die er schon zur Hälfte herausgezogen
hatte.
Baley tat das sofort leid. Eine Zigarre war besser als nichts, und
er wäre für das Geschenk dankbar gewesen. Seine
kürzliche Beförderung in Stufe C-6 hatte zwar auch zu einer
Steigerung seiner Tabakration geführt; trotzdem schwamm er nicht
gerade in Tabak.
»Bitte, rauchen Sie ruhig, wenn Sie wollen«, sagte
Minnim und wartete mit einer Art väterlicher Geduld,
während Baley sorgfältig seinen Tabak abmaß und dann
den Filter über die
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