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Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Titel: Foundation 02: Die Stahlhöhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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hatte.
    Das Kosmetikdöschen hatte einige Öffnungen, die sie der
Reihe nach benutzte. Jede einzelne Sprühschicht, mit Ausnahme
der letzten, war unsichtbar. Sie benutzte sie mit der
Geschicklichkeit und der Eleganz, die, selbst in Zeiten
größter Anspannung, das Geburtsrecht der Frauen zu sein
scheinen.
    Zuerst kam eine glatte, gleichmäßige Emulsionsschicht,
die die Haut glättete, ohne zu glänzen, so daß sie in
einem weichen, goldenen Ton von innen heraus zu leuchten schien
– einem Farbton, den Jessie schon seit langer Zeit als den am
besten zu ihrer natürlichen Haar- und Augenfarbe passend erkannt
hatte. Dann etwas Make-up an Kinn und Stirn, ein Hauch Rouge auf
beide Wangen, um die Kinnlinie zu betonen, und schließlich ein
wenig Blau auf den Augenlidern und an den Ohrläppchen. Am Ende
das karminrote Lippenrot. Das war die einzige sichtbare
Sprühschicht, ein schwach rosafarbener Nebel, der feucht in der
Luft glitzerte und bei Berührung ihrer Lippen sofort trocknete
und in tiefem Rot erstrahlte.
    »So«, sagte Jessie und fuhr sich noch ein paarmal durchs
Haar, um sich gleich darauf mit zutiefst unbefriedigter Miene im
Spiegel zu mustern. »Ich denke, das geht so.«
    Der ganze Vorgang hatte zwar mehr als die eine Sekunde gedauert,
die sie versprochen hatte, aber weniger als fünfzehn. Dennoch
war es Baley endlos erschienen.
    »Komm!« sagte er.
    Sie hatte kaum noch Zeit, das Kosmetikdöschen in die
Handtasche zurückzustecken, als er Jessie auch schon durch die
Tür geschoben hatte.
     
    Das gespenstische Schweigen der Autobahn lastete schwer auf
ihnen.
    »Also, Jessie«, sagte Baley.
    Die ausdruckslose Maske, die Jessies Gesicht seit dem Verlassen
des Büros gezeigt hatte, schien im Begriff zu zerspringen. Sie
sah zuerst ihren Mann und dann Daneel mit hilflosem Schweigen an.
    »Bring es hinter dich, Jessie«, sagte Baley. »Hast
du wirklich ein Verbrechen begangen? Ein regelrechtes
Verbrechen?«
    »Ein Verbrechen?« Sie schüttelte unsicher den
Kopf.
    »Jetzt reiß dich zusammen, und, bitte, keinen
hysterischen Anfall. Sag einfach ja oder nein, Jessie. Hast
du…« – er zögerte – »jemanden
getötet?«
    Jessies Ausdruck verwandelte sich in Indigniertheit. »Aber
Lije Baley!«
    »Ja oder nein, Jessie?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Der harte Knoten, der bis zu diesem Augenblick die Stelle von
Baleys Magen eingenommen hatte, lockerte sich spürbar.
»Hast du etwas gestohlen? Portionen gefälscht? Jemanden
angegriffen? Fremdes Eigentum zerstört? Rede schon,
Jessie!«
    »Ich habe gar nichts getan – gar nichts Bestimmtes. So
etwas habe ich nicht gemeint.« Sie blickte sich um. »Lije,
müssen wir da unten bleiben?«
    »Genau an dieser Stelle, bis das vorbei ist. Und jetzt fang
ganz von vorne an! Was wolltest du uns sagen – weshalb bist du
zu uns gekommen?« Über Jessies gebeugtem Kopf begegnete
Baleys Blick dem von R. Daneel.
    Jessie sprach mit leiser Stimme, die kräftiger und deutlicher
wurde.
    »Es geht um diese Leute, diese Traditionalisten. Du weißt schon, Lije. Sie sind immer um einen herum, reden die
ganze Zeit. Selbst früher, als ich noch Diätassistentin
war, war das so. Erinnerst du dich an Elizabeth Thornbowe? Sie war
Traditionalistin. Die ganze Zeit hat sie davon geredet, daß all
unser Ärger von der City käme und daß alles viel
besser gewesen sei, ehe es die Cities gab.
    Ich fragte sie immer, weshalb sie dessen so sicher sei, besonders
nachdem wir beide uns kennengelernt hatten, Lije – du erinnerst
dich doch an unsere Gespräche damals? –, und dann zitierte
sie immer aus diesen kleinen Buchbänden, die die ganze Zeit von
Hand zu Hand gehen. Du weißt schon, wie Die Schmach der
Cities, die dieser Bursche geschrieben hat. Ich erinnere mich
nicht an seinen Namen.«
    »Ogrinsky«, sagte Baley geistesabwesend.
    »Ja. Nur daß die meisten von ihnen noch viel schlimmer
waren. Dann, als ich dich heiratete, wurde sie echt sarkastisch. Sie
sagte: ›Ich kann mir vorstellen, daß du jetzt eine
richtige City-Frau wirst, wo du doch einen Polizisten geheiratet
hast.‹ Von da an redete sie nicht mehr viel mit mir. Als ich die
Stelle aufgab, war das natürlich vorbei. Vieles von dem, was sie
zu mir sagte, sollte mich wahrscheinlich bloß schockieren,
denke ich. Oder sie wollte geheimnisvoll oder wichtig erscheinen. Du
weißt ja, sie war eine alte Jungfer; sie ist ledig geblieben
bis zu ihrem Tod. Viele von diesen Traditionalisten sind irgendwie
Einzelgänger und sondern sich auf die

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