Foundation 02: Die Stahlhöhlen
eine oder andere Weise ab.
Erinnerst du dich, du hast einmal gesagt, Lije, manche Leute
verwechseln ihre eigenen Probleme mit denen der Gesellschaft und
wollen die Cities reparieren und verändern, weil sie nicht
wissen, wie sie sich selbst richtig ins Lot bringen
können.«
Baley erinnerte sich, und seine Worte klangen ihm jetzt
oberflächlich und banal. »Komm zur Sache, Jessie«,
sagte er mit sanfter Stimme.
Und sie fuhr fort: »Jedenfalls redete Lizzy die ganze Zeit
davon, daß einmal ein Tag kommen würde, an dem alle Leute
sich zusammentun müßten. Sie sagte, das Ganze sei die
Schuld der Spacer, weil die eine schwache, dekadente Erde wollen. Das
war eines ihrer Lieblingsworte: ›dekadent‹. Ich erinnere
mich noch gut, wie sie sich die Speisepläne ansah, die ich
für die nächste Woche vorbereitete, und dann die Nase
hochzog und sagte: ›Dekadent, dekadent.‹ Jane Myers hat sie
immer nachgemacht, und wir mußten schrecklich darüber
lachen. Sie hat gesagt, Elizabeth meine ich, daß wir eines
Tages die Cities aufbrechen und wieder zur Scholle zurückkehren
würden. Und dann würden wir mit den Spacern abrechnen, die
nichts anderes im Sinn hätten, als uns für immer an die
Cities zu binden, indem sie uns Roboter aufzwingen. Nur daß sie
sie nie Roboter genannt hat. Sie sagte immer: ›diese seelenlosen
Maschinenungeheuer‹, wenn Sie mir den Ausdruck verzeihen,
Daneel.«
»Ich weiß nicht, welche Bedeutung das Adjektiv hat, das
Sie benutzt haben, Jessie«, meinte der Roboter. »Aber mich
stört der Ausdruck jedenfalls nicht. Bitte, fahren Sie
fort!«
Baley begann unruhig zu werden. So war das eben mit Jessie. Keine
noch so große Katastrophe und keine Krise konnte sie dazu
veranlassen, etwas auf eine andere als ihre eigene umschweifige Art
zu erzählen.
»Elizabeth versuchte es immer so hinzustellen, als wären
da eine ganze Menge Leute mit ihr zusammen. Sie sagte beispielsweise,
›bei der letzten Zusammenkunft‹, und dann hielt sie inne
und sah mich an, irgendwie halb stolz und halb verängstigt, als
wollte sie, daß ich mich näher erkundigte, damit sie sich
dann wichtigtun könnte; aber gleichzeitig hatte sie Angst, ich
könnte ihr Ärger machen. Natürlich habe ich nie
gefragt. Den Triumph wollte ich ihr nicht lassen.
Jedenfalls war das Ganze vorbei, nachdem wir heirateten, Lije,
bis…« Sie hielt inne.
»Weiter, Jessie!« sagte Baley.
»Erinnerst du dich an den Streit, den wir damals hatten,
Lije? Wegen Isebel, meine ich?«
»Was ist damit?« Baley brauchte ein oder zwei Sekunden,
bis er sich daran erinnerte, daß das ja Jessies eigentlicher
Name war und sie nicht etwa eine andere Frau meinte.
Er wandte sich zu R. Daneel und erklärte, als müsse er
sich verteidigen: »Jessie heißt mit vollem Namen Isebel.
Sie mag den Namen nicht sehr und benutzt ihn nicht.«
R. Daneel nickte ernst, und Baley dachte: Jehoshaphat, warum
kümmere ich mich eigentlich um ihn?
»Mich hat das damals sehr beunruhigt, Lije«, sagte
Jessie. »Das hat es wirklich. Wahrscheinlich war das dumm, aber
ich mußte die ganze Zeit an das denken, was du gesagt hattest.
Ich meine, du hattest gesagt, Isebel sei nur eine Konservative
gewesen, die sich für die Lebensweise ihrer Vorfahren einsetzte
und gegen die neue Art zu leben ankämpfte, die die
Neuankömmlinge mit sich gebracht hatten. Schließlich war ich Isebel, und ich habe mich immer…«
Sie suchte nach einem Begriff, und Baley versuchte zu helfen.
»Dich identifiziert?«
»Ja.« Aber gleich darauf schüttelte sie den Kopf
und wandte den Blick ab. »Natürlich nicht wirklich. Nicht
buchstäblich. So, wie ich sie einschätzte, weißt du?
Ich war nicht so.«
»Das weiß ich doch, Jessie. Sei nicht
kindisch.«
»Trotzdem habe ich viel an sie gedacht, und irgendwie hatte
ich das Gefühl, daß es jetzt ganz genauso war wie damals.
Ich meine, wir Erdenmenschen hatten unsere alte Art zu leben, und da
kamen die Spacer daher mit einer ganzen Menge Neuem und versuchten
uns zu ändern. Vielleicht hatten die Traditionalisten recht.
Vielleicht sollten wir uns wieder unserer alten, vertrauten
Lebensweise zuwenden, so wie es früher in der guten, alten Zeit
war. Also suchte ich Elizabeth und fand sie auch.«
»Ja. Nur weiter.«
»Sie sagte, sie wüßte gar nicht, wovon ich redete.
Und außerdem sei mein Mann schließlich ein Bulle. Ich
sagte, das hätte überhaupt nichts damit zu tun. Und
schließlich meinte sie, nun, sie würde mit jemandem reden.
Und dann, etwa einen Monat
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