Foundation 02: Die Stahlhöhlen
angeschlossen. Und seitdem bin ich immer zu den Zusammenkünften gegangen.«
Baley sah sie traurig an. »Und das hast du mir nie gesagt?«
Jessies Stimme zitterte. »Es tut mir leid, Lije.«
»Nun, das hilft uns nichts. Daß es dir leid tut, meine ich. Ich möchte mehr über diese Zusammenkünfte wissen. Zuerst einmal: Wo fanden sie statt?«
Ein Gefühl, von all dem völlig losgelöst zu sein, begann ihn zu erfassen; ein Abstumpfen seiner Gefühle. Was er versucht hatte, nicht zu glauben, war so, war ganz offensichtlich so. Unverkennbar. In gewissem Sinn war es eine Erleichterung, jetzt wenigstens Gewißheit zu haben.
»Hier unten«, sagte sie.
»Hier unten? Du meinst, an dieser Stelle? Was meinst du?«
»Hier, auf der Autobahn. Deshalb wollte ich nicht hierherkommen. Aber als Ort für unsere Zusammenkünfte eignete es sich ganz hervorragend. Wir kamen zusammen…«
»Wie viele?«
»Ich weiß nicht genau. Vielleicht sechzig oder siebzig. Das war nur eine Ortsgruppe. Da standen immer Klappstühle und Erfrischungen, und irgend jemand hielt eine Rede, hauptsächlich darüber, wie schön das Leben doch in der guten, alten Zeit war und wie wir eines Tages die Ungeheuer beseitigen würden, die Roboter, und die Spacer auch. Die Reden waren wirklich alle recht langweilig, weil immer dasselbe gesagt wurde. Wir haben das einfach erduldet. Ich ging hauptsächlich hin, weil es Spaß machte, mit den anderen zusammenzukommen und sich wichtig zu fühlen. Dann legten wir Eide ab, und dann gab es auch Geheimzeichen, womit wir uns draußen begrüßen konnten.«
»Hat man euch nie unterbrochen? Sind nie Streifenwagen oder Feuerwehrfahrzeuge vorbeigekommen?«
»Nein, niemals.«
R. Daneel unterbrach sie. »Ist das ungewöhnlich, Elijah?«
»Vielleicht nicht«, antwortete Baley nachdenklich. »Es gibt einige Abzweigungen, die praktisch nie benutzt werden. Aber man muß schon Bescheid wissen, um sie zu kennen. Ist das alles, was ihr bei den Zusammenkünften getan habt, Jessie? Reden gehalten und Verschwörung gespielt?«
»So ziemlich. Manchmal haben wir auch Lieder gesungen. Und dann gab es natürlich Erfrischungen. Nicht viel. Gewöhnlich Sandwiches und Obstsaft.«
»Wenn das so ist«, sagte er fast brutal, »was belastet dich dann jetzt so?«
Jessie zuckte zusammen. »Jetzt bist du böse.«
»Bitte!« sagte Baley mit eiserner Geduld. »Beantworte meine Frage! Wenn alles so harmlos war, warum warst du dann die letzten anderthalb Tage so durcheinander?«
»Ich dachte, sie würden dir weh tun, Lije. Und, um Himmels willen, warum tust du denn so, als würdest du nicht verstehen? Ich hab’ es dir doch erklärt.«
»Nein, das hast du nicht. Noch nicht. Du hast mir da von einem harmlosen, kleinen, geheimen Kaffeeklatsch erzählt, an dem du teilgenommen hast. Habt ihr je offene Demonstrationen abgehalten? Roboter zerstört? Krawalle angezettelt? Menschen getötet?«
»Nein, Lije, so etwas würde ich doch nicht tun. Wenn die so etwas versucht hätten, wäre ich doch nicht Mitglied geblieben.«
»Nun, warum sagst du dann, daß du etwas Schreckliches getan hättest? Warum hast du denn Angst, man konnte dich ins Gefängnis stecken?«
»Nun… nun, sie redeten davon, daß sie eines Tages Druck auf die Regierung ausüben würden. Wir wollten uns organisieren, und nachher sollte es riesige Streiks geben und Arbeitsniederlegungen.
Die sagten, wir könnten die Regierung zwingen, alle Roboter zu verbieten und dafür zu sorgen, daß die Spacer dorthin zurückkehrten, wo sie hergekommen sind. Ich dachte immer, das Ganze sei nur Gerede. Und dann fing diese Sache an – das mit dir und Daneel meine ich. Und dann sagten die: ›Jetzt wird etwas passieren‹ und ›An denen werden wir jetzt ein Exempel statuieren und dieser Roboter-Invasion ein Ende machen‹. Im Personal haben sie das gesagt, ohne zu wissen, daß das du warst, von dem sie redeten. Aber ich wußte es. Sofort habe ich es gewußt.«
Sie fing an zu schluchzen.
Und Baley wurde weich. »Komm schon, Jessie. Das war doch alles nichts. Das war nur Gerede. Du siehst ja selbst, daß überhaupt nichts passiert ist.«
»Ich hatte solche… solche Angst. Und ich dachte: Ich bin selbst beteiligt. Wenn es zu Krawallen kommen würde, zu Gewalttaten, könntest du getötet werden und Bentley auch, und irgendwie würde das alles meine… meine Schuld sein, weil ich auch mit dabei war, und deshalb müßte man mich ins Gefängnis schicken.«
Baley ließ sie sich ausweinen. Er legte ihr
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