Foundation 04: Das galaktische Imperium
den
Siedler-Welten riskieren«, meinte Daneel. »Und dazu kann es
doch ohne weiteres kommen, wenn das Schiff des Siedlers zerstört
wird. Die kleine Freude, daß dabei auch wir vernichtet werden,
würde doch sicherlich dieses Risiko nicht wert sein.«
»Ist es denn nicht möglich, Freund Daneel, daß ein
solcher Krieg genau das ist, was Dr. Amadiro im Sinn hat –
daß es nach seiner Einschätzung überhaupt kein Risiko
bedeutet, so daß das Vergnügen, uns gleichzeitig
loszuwerden, ein überhaupt nicht existierendes Risiko
natürlich auch nicht vergrößern
könnte?«
Darauf sagte Daneel ruhig: »Freund Giskard, das gibt keinen
Sinn. In jedem Krieg, der unter den augenblicklichen Umständen
stattfinden würde, würden die Siedler gewinnen. Sie sind
psychologisch besser auf die Härten eines Krieges vorbereitet.
Außerdem sind sie weiter verstreut und können deshalb an
viel mehr Fronten kämpfen, können immer wieder zuschlagen,
untertauchen und erneut zuschlagen. Sie haben auf ihren relativ
primitiven Welten vergleichsweise wenig zu verlieren, während
die Spacer auf ihren komfortablen, hochgradig organisierten Welten
viel aufs Spiel setzen würden. Wenn die Siedler bereit
wären, die Zerstörung einer ihrer Welten im Austausch
für eine der Spacer-Welten anzubieten, würden die Spacer
sofort kapitulieren müssen.«
»Aber würde denn ein solcher Krieg ›unter den
augenblicklichen Umständen‹ geführt werden? Was ist,
wenn die Spacer eine neue Waffe hätten, die man einsetzen
könnte, um die Siedler schnell zu besiegen? Könnte nicht
genau das die Krise sein, vor der wir stehen?«
»In dem Fall, Freund Giskard, könnte man den Sieg
schneller und wirksamer durch einen Überraschungsangriff
erzielen. Warum sich die Mühe machen, auf so komplizierte Weise
einen Krieg anzuzetteln, wo die Siedler doch mit einem
überraschenden Überfall auf die Spacer-Welten viel
größeren Schaden anrichten könnten?«
»Vielleicht ist es für die Spacer nötig, ihre Waffe
zu erproben, und die Zerstörung einiger Schiffe auf Solaria
stellt diese Erprobung dar.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Spacer nicht
über Methoden zur Erprobung solcher hypothetischen Waffen
verfügen, die ihre Existenz nicht verraten.«
Jetzt war Giskard an der Reihe nachzudenken. »Nun gut, Freund
Daneel. Wie würdest du dann diese Reise erklären? Wie
würdest du die Bereitschaft – ja den Eifer – des Rates
erklären, uns mit dem Siedler auf Reisen zu schicken? Der
Siedler hat gesagt, sie würden Gladia den Befehl zur Reise
erteilen, und das haben sie praktisch getan.«
»Darüber habe ich nicht nachgedacht, Freund
Giskard.«
»Dann tu es jetzt!« Es klang wiederum wie ein
Befehl.
Und Daneel sagte: »Das werde ich tun.«
Schweigen herrschte; ein Schweigen, das sich in die Länge
zog. Aber Giskard ließ sich durch kein Wort und keine Geste
irgendwelche Ungeduld anmerken.
Schließlich sagte Daneel – langsam, als
müßte er sich durch ihm fremde Gedankenbahnen tasten:
»Ich glaube nicht, daß Baleys Welt oder irgendeine der
Siedler-Welten ein Recht darauf hat, sich robotischen Besitz auf
Solaria anzueignen. Obwohl die Solarianer selbst abgezogen oder
vielleicht sogar ausgestorben sind, bleibt Solana eine Spacer-Welt,
wenn auch eine unbesetzte. Die übrigen neunundvierzig
Spacer-Welten würden ganz sicher so argumentieren; ganz
besonders Aurora würde das tun – falls man auf Aurora der
Ansicht ist, die Situation zu beherrschen.«
Giskard überlegte. »Willst du damit sagen, Freund
Daneel, die Zerstörung der beiden Siedler-Schiffe sei eine
Demonstration der Spacer gewesen, um ihre Eigentumsrechte an Solaria
zu dokumentieren?«
»Nein. Wenn Aurora als Führungsmacht der Spacer das
Gefühl hätte, die Situation zu beherrschen, würde es
nicht so handeln. Es hätte dann einfach erklärt, Solaria
– ob nun leer oder nicht – sei für die Siedler-Schiffe
off limits, und hätte mit Vergeltungsmaßnahmen gegen die
Siedler-Welten gedroht, falls irgendeines ihrer Schiffe in das
Solaria-System eindringen sollte. Und dann hätten sie einen
Kordon aus Schiffen und Sensoren-Stationen um das System errichtet.
Eine solche Warnung hat es nicht gegeben und auch kein solches
Verhalten, Freund Giskard. Warum dann Schiffe zerstören, die man
mit Leichtigkeit von der Welt hätte fernhalten
können?«
»Aber die Schiffe sind doch zerstört worden,
Freund Daneel? Willst du jetzt die grundlegende Unlogik des
menschlichen Geistes als Erklärung
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