Foundation 05: Das Foundation-Projekt
einmal
beschrieb, wie er die Bewegung über zehn Jahre steil nach oben
geführt habe, bis nun endlich der Höhepunkt erreicht sei.
Mußte sich das eigentlich jeder immer und immer wieder
anhören? Oder wurde nur er, Andorin, damit beglückt?
Die helle Schadenfreude strahlte Namarti aus den Augen, als er in
einem eigenartigen Singsang nahezu mechanisch herunterleierte:
»Jahr um Jahr habe ich, unangefochten von Verzweiflung und
Sinnlosigkeit, darauf hingearbeitet, habe eine Organisation
aufgebaut, habe die Selbstsicherheit der Regierung immer weiter
untergraben, habe im Volk Unzufriedenheit gesät und immer von
neuem geschürt. Dann kam die Bankenkrise, der einwöchige
Zahlungsaufschub, und ich…«
Plötzlich hielt er inne. »Ich habe dir das schon so oft
erzählt, daß du es längst nicht mehr hören
kannst, nicht wahr?«
Um Andorins Lippen zuckte ein flüchtiges Lächeln.
Namarti war kein Idiot und merkte durchaus, wie sehr er einen
langweilte; er konnte nur nicht über seinen Schatten springen.
Andorin wiederholte: »Du hast es mir schon oft
erzählt.« Den Rest der Frage ließ er unbeantwortet.
Schließlich war dieser Satz Bestätigung genug. Man
mußte Namarti nicht auch noch mit der Nase darauf
stoßen.
Eine leichte Röte huschte über Namartis fahles Gesicht.
»Aber ich hätte«, fuhr er fort, »in alle Ewigkeit
so weitermachen können – mit dem Aufbau und der
Wühlarbeit, ohne je den kritischen Punkt zu erreichen –
denn ich hatte nicht das richtige Werkzeug. Und dann, ganz ohne mein
Zutun, fiel mir dieses Werkzeug plötzlich in die
Hände.«
»Die Götter haben dir Planchet geschickt«, sagte
Andorin gleichgültig.
»So ist es. Bald wird eine Gruppe von Gärtnern den
Kaiserlichen Park betreten.« Er hielt inne, wie um die
Vorstellung auszukosten. »Männer und Frauen. Die Gruppe
wird so groß sein, daß die Handvoll Agenten darunter
nicht weiter auffällt. Du wirst unter ihnen sein – und
Planchet. Und du und Planchet, ihr werdet euch nur in einem einzigen
Punkt von den anderen unterscheiden – ihr werdet Blaster
tragen.«
»Aber…« – Andorins Miene blieb makellos
höflich, trotz des deutlichen Spotts in seiner Stimme –
»man wird uns doch sicher an den Toren aufhalten und einem
Verhör unterziehen. Wer widerrechtlich einen Blaster in die
Kaiserlichen Gärten schmuggelt…«
»Niemand wird euch aufhalten.« Namarti ignorierte den
spöttischen Unterton. »Und niemand wird euch durchsuchen.
Dafür ist gesorgt. Natürlich werdet ihr von einem
Palastbeamten in Empfang genommen werden. Ich habe keine Ahnung, wem
diese Aufgabe normalerweise zufiele – dem Assistenten des
Dritten Kämmerers der Gras- und Blätterverwaltung, was
weiß ich –, aber in diesem Fall wird Seldon
persönlich sich darum kümmern. Der große Mathematiker
wird herausgeeilt kommen, um die neuen Arbeitskräfte zu
begrüßen und in den Kaiserlichen Gärten willkommen zu
heißen.«
»Und du bist dir da ganz sicher?«
»Aber gewiß. Es ist für alles gesorgt. Er wird so
ziemlich in letzter Minute erfahren, daß sich unter den
angekündigten neuen Gärtnern sein Adoptivsohn befindet, und
das wird ihm keine Ruhe lassen, er wird ihn persönlich sehen
wollen. Sobald Seldon erscheint, wird Planchet seinen Blaster heben.
Unsere Leute werden ›Verrat!‹ schreien. Daraufhin bricht
heillose Verwirrung aus, Planchet tötet Seldon, und du
tötest Planchet. Danach läßt du deinen Blaster fallen
und verschwindest. Das ist alles bereits in die Wege
geleitet.«
»Ist es denn unbedingt nötig, Planchet zu
töten?«
Namarti runzelte die Stirn. »Was soll die Frage? Wieso
stört dich ein Mord und der andere nicht? Soll Planchet, wenn er
wieder zu sich kommt, den Behörden alles erzählen, was er
über uns weiß? Außerdem inszenieren wir
schließlich eine Familienfehde. Vergiß nicht, daß
Planchet in Wirklichkeit Raych Seldon ist. Es wird so aussehen, als
hätten die beiden gleichzeitig geschossen – oder als
hätte Seldon Befehl gegeben, seinen Sohn bei der ersten
feindseligen Bewegung niederzuschießen. Wir werden veranlassen,
daß die familiäre Seite in aller Ausführlichkeit an
die Öffentlichkeit gebracht wird. Man wird sich an die
Schreckensherrschaft Kaiser Manowells des Blutigen erinnert
fühlen. Die Bevölkerung von Trantor wird abgestoßen
sein von soviel teuflischer Bosheit. Diese Tat wird all den Pannen
und Unzulänglichkeiten, die man erlebt und erlitten hat, die
Krone aufsetzen, die Forderung nach einer neuen Regierung
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