Foundation 05: Das Foundation-Projekt
befassen.
Sie werden mich völlig überschwemmen.« Jäh brach
es aus ihm heraus: »Ich will diesen Posten nicht, und ich darf
ihn nicht antreten, Kanzler Seldon.«
»Im Moment, Gruber, wollen Sie den Posten vielleicht wirklich
nicht, aber damit sind Sie nicht allein. Ich sage Ihnen ganz offen,
daß ich mir gerade im Moment nichts mehr wünsche, als
nicht Kanzler zu sein. Ich fühle mich überfordert von
diesem Amt. Und ich habe den Verdacht, daß auch der Kaiser
seine prunkvollen Gewänder gelegentlich leid ist. Jeder in
dieser Galaxis muß seine Arbeit tun, auch wenn sie ihm nicht
immer nur Freude macht.«
»Das sehe ich ein, Kanzler Seldon, aber der Kaiser muß
Kaiser sein, weil es sonst niemanden gibt, der dazu fähig
wäre. Aber in meinem Fall reden wir doch nur vom Posten des
Chefgärtners. Hier im Palast gibt es fünfzig Gärtner,
die ebensogut dafür geeignet wären wie ich, und die nichts
gegen dieses Amt einzuwenden hätten. Sie sagen, Sie hätten
dem Kaiser erzählt, wie ich Ihnen damals zu Hilfe kommen wollte.
Könnten Sie nicht noch einmal mit ihm sprechen und ihm
beibringen, daß er mich lassen soll, wo ich bin, wenn er mich
wirklich belohnen will?«
Seldon lehnte sich zurück und sagte ernst: »Gruber, ich
würde Ihnen den Gefallen ja gerne tun, aber Sie verstehen
hoffentlich, was ich Ihnen jetzt erkläre. Theoretisch hat der
Kaiser die absolute Macht über das Imperium. In Wirklichkeit hat
er kaum Einfluß. Im Moment lenke ich die Geschicke des Reiches
weit mehr als er, und auch mein Einfluß ist nur sehr gering.
Auf allen Regierungsebenen arbeiten Millionen, ja, Milliarden von
Menschen, treffen Entscheidungen und machen Fehler, einige handeln
klug und heldenhaft, andere töricht und schändlich. Sie
alle zu kontrollieren, ist unmöglich. Verstehen Sie das,
Gruber?«
»Gewiß, aber was hat das mit meinem Fall zu
tun?«
»Es gibt nur einen Ort, wo der Kaiser wirklich absoluter
Herrscher ist – und das sind die Kaiserlichen Gärten. Hier
ist sein Wort Gesetz, und die ihm unterstellten Beamten sind so
wenige, daß er wirklich noch den Ton angibt. Ihn zu bitten,
eine einmal getroffene Entscheidung in Zusammenhang mit den
Kaiserlichen Gärten zu widerrufen, hieße, sich in den
einzigen Bereich vorzuwagen, der für ihn tabu ist. Wenn ich zu
ihm ginge und sagte: ›Kaiserliche Majestät, nehmen Sie die
Entscheidung im Fall Gruber doch bitte zurück‹, so
würde er sehr viel eher mich von meinen Pflichten entbinden, als
dieser Aufforderung nachzukommen. Ich wäre darüber
vielleicht gar nicht unglücklich, aber Ihnen wäre nicht
geholfen.«
»Wollen Sie damit sagen, daß nichts mehr zu ändern
ist?« fragte Gruber.
»Genau das will ich sagen. Aber keine Sorge, Gruber, ich
werde Ihnen helfen, so gut ich kann. Es tut mir leid für Sie.
Aber ich habe Ihnen nun wirklich so viel Zeit gewidmet, wie ich
erübrigen konnte.«
Gruber erhob sich. Hilflos drehte er seine grüne
Gärtnermütze zwischen den Händen. Seine Augen
glänzten verdächtig. »Ich danke Ihnen, Kanzler Seldon.
Ich weiß, Sie würden mir gerne helfen. Sie… Sie sind
ein guter Mensch, Kanzler Seldon.«
Damit drehte er sich um und ging – ein Bild des Jammers.
Seldon sah ihm versonnen nach, dann schüttelte er den Kopf.
Man multipliziere Grubers Nöte mit einer Trillion, und schon
hatte man die Nöte aller Bewohner der fünfundzwanzig
Millionen Welten des Imperiums. Wie sollte er, Seldon, sie alle zum
Heil führen, wenn er nicht einmal einem einzelnen Menschen, der
sich hilfesuchend an ihn gewandt hatte, eine Lösung anbieten
konnte?
Auch die Psychohistorik konnte keinen einzelnen Menschen retten.
Konnte sie es bei einer Trillion? fragte er sich.
Dann erkundigte er sich, wann sein nächster Termin angesetzt
war und worum es dabei ging. Plötzlich erstarrte er.
Und dann schrie der sonst so beherrschte Kanzler völlig
außer sich in seine Sprechanlage: »Holt mir diesen
Gärtner zurück! Holt ihn sofort hierher
zurück!«
20
»Wie war das mit neuen Gärtnern?« rief Seldon.
Diesmal bot er Gruber keinen Platz an.
Grubers Augenlider flatterten verstört. So plötzlich
zurückgerufen zu werden, hatte ihn zu Tode erschreckt.
»N-neue G-gärtner?« stammelte er.
»Sie sagten ›mit all den neuen Gärtnern‹. Das
waren Ihre Worte. Was für neue Gärtner?«
»Aber ja doch.« Gruber war erstaunt. »Immer, wenn
ein neuer Chefgärtner kommt, gibt es auch neue Gärtner. So
ist es Brauch.«
»Davon habe ich noch nie
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