Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Seldon.
»Aus verschiedenen Gründen. Zum einen wären da die Kosten. Nur wenige Leute sind bereit, dafür ihre Credits auszugeben, wenn nicht gerade der dringende Verdacht besteht, daß mit ihrem Genom etwas nicht in Ordnung ist. Solange dieser dringende Verdacht nicht besteht, scheuen die meisten vor der Analyse zurück, weil sie fürchten, man könnte irgendeinen Schaden feststellen. Sind Sie wirklich ganz sicher, daß Sie ein Genom von Ihrer Enkelin haben wollen?«
»O ja. Es ist ungemein wichtig.«
»Warum? Gibt es Hinweise auf eine Stoffwechselanomalie?«
»Nein, das nicht, eher im Gegenteil – nur kenne ich das Antonym zu ›Anomalie‹ nicht. Ich halte sie für eine ganz außergewöhnliche kleine Person und wüßte gern, was sie eigentlich so außergewöhnlich macht.«
»In welcher Hinsicht außergewöhnlich?«
»Psychisch gesehen, aber Genaueres kann ich dazu nicht sagen, weil ich die Sache selbst nicht ganz durchschaue. Vielleicht ändert sich das, wenn ich erst das Genom in Händen habe.«
»Wie alt ist sie?«
»Zwölf. Fast dreizehn.«
»In diesem Fall brauche ich die Erlaubnis ihrer Eltern.«
Seldon räusperte sich. »Das könnte ein Problem werden. Ich bin ihr Großvater. Wäre meine Erlaubnis nicht ausreichend?«
»Für mich persönlich ohne weiteres. Aber hier entscheiden die gesetzlichen Bestimmungen. Ich will meine Zulassung nicht verlieren.«
So mußte Seldon sich noch einmal an Raych wenden. Es war tatsächlich ein Problem, denn sein Pflegesohn beteuerte abermals, er und seine Frau Manella legten Wert darauf, daß Wanda wie ein ganz normales Mädchen heranwachse. Angenommen, ihr Genom wiese tatsächlich irgendwelche Anomalien auf, was dann? Würde man sie ihnen nicht sofort wegnehmen, um sie wie ein Versuchstier mit Sonden und Spritzen zu quälen? Wollte Hari in seiner blinden Begeisterung für sein Projekt Psychohistorik Wanda etwa ein Leben aufdrängen, in dem es nur Arbeit gab und kein Vergnügen? Wollte er sie von allen Gleichaltrigen absondern? Seldon ließ sich nicht beirren.
»Du mußt mir vertrauen, Raych. Ich würde doch nie etwas tun, das Wanda schaden könnte. Aber um das Genom kommen wir nicht herum. Ich muß wissen, wie es aussieht. Wenn es so ist, wie ich vermute, stehen wir kurz davor, nicht nur der Psychohistorik, sondern der Zukunft der ganzen Galaxis eine neue Richtung zu geben!«
Raych ließ sich schließlich überreden und schaffte es irgendwie, daß auch Manella ihr Einverständnis gab. Gemeinsam brachten die drei Erwachsenen Wanda in Dr. Endeleckis Praxis.
Mian Endelecki empfing sie schon an der Tür. Sie hatte strahlend weißes Haar, doch in ihrem Gesicht hatte das Alter keine Spuren hinterlassen.
Sie sah sich erst das Mädchen an, das den Raum mit einer gewissen Neugier, aber ohne jede Ängstlichkeit betreten hatte. Dann wandte sie sich Wandas drei Begleitern zu.
Dr. Endelecki lächelte. »Mutter, Vater und Großvater – habe ich recht?«
»Ins Schwarze getroffen«, antwortete Seldon.
Raych sah schuldbewußt drein, und Manellas leicht verschwollenes Gesicht mit den geröteten Augen wirkte müde.
»Wanda«, begann die Ärztin. »So heißt du doch, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Wanda mit ihrer klaren Stimme.
»Ich werde dir jetzt genau erklären, was ich mit dir vorhabe. Du bist vermutlich Rechtshänderin?«
»Ja.«
»Schön. Ich sprühe jetzt ein Betäubungsmittel auf eine kleine Stelle deines linken Unterarms. Du wirst nur einen kühlen Luftzug spüren, nicht mehr. Dann schabe ich ein bißchen Haut ab – nur ganz wenig. Es wird nicht weh tun und nicht bluten, und es bleibt auch keine Narbe zurück. Wenn ich fertig bin, sprühe ich ein Desinfektionsmittel darauf. Das Ganze dauert nur ein paar Minuten. Bist du damit einverstanden?«
»Klar«, sagte Wanda und streckte ihren Arm aus.
Als es vorüber war, sagte Dr. Endelecki: »Nun lege ich die Hautspäne unter das Mikroskop und suche eine brauchbare Zelle aus. Den Rest erledigt mein computergesteuerter Gen-Analysator. Er wird alles aufzeichnen, bis zum letzten Nukleotid, aber nachdem es davon Milliarden gibt, wird er fast einen ganzen Tag dazu benötigen. Natürlich läuft alles automatisch, ich brauche also nicht danebenzusitzen und zuzusehen, und auch für Sie alle hätte das keinen Sinn.
Wenn das Genom erstellt ist, dauert es noch länger, es zu analysieren. Bis zu zwei Wochen, wenn Sie einen ausführlichen Bericht wollen. Es ist eine schwierige und langwierige Aufgabe, und sie macht das
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