Foundation 05: Das Foundation-Projekt
nur gut.«
»Dir vielleicht, Wanda, weil du noch jung bist. Du hast noch viele, viele Abende vor dir. Ich nicht. Und deshalb will ich möglichst viele von der schönen Sorte haben.«
»Aber Großpapa, du bist doch gar nicht alt. Deinem Bein geht es gut, und dein Verstand ist scharf wie eh und je. Ich weiß es.«
»Klar. Sprich nur weiter. Das hebt meine Stimmung.« Dann fuhr er mit leichtem Unbehagen fort: »Ich brauche Bewegung. Ich möchte raus aus dieser engen Wohnung, ich möchte einen Spaziergang zur Bibliothek machen und den herrlichen Abend genießen.«
»Was willst du in der Bibliothek?«
»Im Moment nichts. Es geht mir nur um den Spaziergang.«
»Aber?«
»Ich habe Raych versprochen, mich auf Trantor nicht mehr ohne Leibwächter aus dem Haus zu wagen.«
»Raych ist nicht da.«
»Ich weiß«, murmelte Seldon, »aber versprochen ist eben versprochen.«
»Er hat nicht gesagt, wer dieser Leibwächter sein soll, nicht wahr? Komm, wir machen einen Spaziergang, und ich spiele den Leibwächter für dich.«
»Du?« fragte Seldon lächelnd.
»Ja, ich. Hiermit trete ich in deine Dienste. Mach dich fertig, dann gehen wir spazieren.«
Seldon lachte in sich hinein. Er hatte gute Lust, seinen Spazierstock zu Hause zu lassen, da ihm sein Bein in letzter Zeit kaum noch Beschwerden bereitete, aber andererseits hatte er sich einen neuen Stock mit bleigefülltem Griff angeschafft, der schwerer und robuster war als sein alter. Den sollte er wohl doch besser mitnehmen, wenn er schon keinen Leibwächter außer Wanda dabei hatte.
Der Spaziergang war ein reines Vergnügen, und Seldon war überglücklich, der Versuchung nachgegeben zu haben – bis sie eine gewisse Stelle erreichten.
In einer Mischung aus Empörung und Resignation wies Seldon mit dem Stock nach oben: »Sieh dir das an!« sagte er.
Wanda hob den Blick. Die Kuppel war wie jeden Abend schwach beleuchtet, um die Illusion hereinbrechender Dämmerung zu erzeugen. Im Lauf der Nacht verdunkelte sie sich natürlich.
Seldon zeigte jedoch auf einen dunklen Streifen, der sich über die Innenwand zog. Ein Beleuchtungsfeld war ausgefallen.
»Als ich zum ersten Mal nach Trantor kam«, sagte Seldon, »wäre so etwas unvorstellbar gewesen. Damals wurden die Lichter ständig kontrolliert. Die ganze Stadt funktionierte, doch jetzt zeigen sich hundert kleine Verfallserscheinungen, und am meisten stört mich, daß das offenbar niemanden interessiert. Warum überschwemmt man den Kaiserlichen Palast nicht mit Petitionen? Warum rottet sich keine empörte Menschenmenge zusammen? Die Trantoraner scheinen es als ganz selbstverständlich hinzunehmen, daß die Stadt auseinanderfällt, und wenn ich sie mit der Nase darauf stoße, richtet sich ihre Wut gegen mich.«
Wanda sagte leise: »Großpapa, hinter uns sind zwei Männer.«
Sie waren in den Schatten unter den ausgefallenen Lichtern getreten, und Seldon fragte: »Vielleicht nur harmlose Spaziergänger wie wir?«
»Nein.« Wanda sah sich leicht um. Das hatte sie gar nicht nötig. »Sie haben es auf dich abgesehen.«
»Kannst du sie aufhalten – zurückdrängen?«
»Ich versuche es, aber sie sind zu zweit, und sie sind sehr entschlossen. Es ist… es ist, als drücke man gegen eine Mauer.«
»Wie weit sind sie hinter mir?«
»Etwa drei Meter.«
»Kommen sie näher?«
»Ja, Großpapa.«
»Sag mir Bescheid, wenn sie auf einen Meter heran sind.« Er fuhr mit der Hand an seinem Spazierstock nach unten, bis er das dünne Ende erreichte und der bleibeschwerte Griff frei beweglich war.
»Jetzt, Großpapa!« zischte Wanda.
Und Seldon holte mit seinem Stock aus, machte eine halbe Drehung und traf einen der Männer mit dem Griff hart an der Schulter. Der ging mit einem Aufschrei zu Boden und blieb in merkwürdig verkrümmter Haltung auf dem Pflaster liegen.
»Wo ist der andere?« fragte Seldon.
»Der hat sich aus dem Staub gemacht.«
Seldon schaute auf den Angreifer nieder und setzte ihm den Fuß auf die Brust. Dann sagte er: »Sieh in seinen Taschen nach, Wanda. Irgend jemand muß ihn bezahlt haben, und ich möchte mir gern sein Creditverzeichnis ansehen – vielleicht läßt sich herausfinden, woher das Geld kommt.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Eigentlich wollte ich ihn am Kopf treffen.«
»Dann hättest du ihn getötet, Großpapa.«
Seldon nickte. »Genau das war meine Absicht. Ich schäme mich. Ein Glück, daß ich ihn verfehlt habe.«
Eine barsche Stimme rief: »Was ist hier los?« und dann kam eine
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