Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Mann überprüft, der verletzt wurde? Hat er ein Vorstrafenregister?«
Die Sicherheitsbeamtin räusperte sich. »Ja, das hat er. Er war schon mehrmals in Haft. Raubüberfälle auf offener Straße.«
»Ach, ein Wiederholungstäter? Hat der Professor auch ein Vorstrafenregister?«
»Nein.«
»Da haben wir also einen unbescholtenen, alten Mann, der einen gerichtsnotorischen Straßenräuber abwehrt – und Sie verhaften den unbescholtenen Mann. Sehe ich das richtig?«
Die Sicherheitsbeamtin schwieg.
»Sie können gehen, Professor«, sagte der Friedensrichter. »Vielen Dank, Euer Ehren. Könnte ich meinen Stock wiederhaben?«
Der Friedensrichter schnippte mit den Fingern, und die Beamtin händigte ihm den Stock aus.
»Noch etwas, Professor«, sagte der Friedensrichter warnend. »Bringen Sie diesen Stock künftig nur zum Einsatz, wenn Sie auch den unumstößlichen Beweis antreten können, daß Sie in Notwehr gehandelt haben. Andernfalls…«
»Jawohl, Euer Ehren.« Schwer auf seinen Stock gestützt, aber hoch erhobenen Hauptes verließ Hari Seldon das Amtszimmer des Friedensrichters.
20
Wanda weinte bitterlich, ihr Wangen waren tränennaß und verschwollen, die Augen gerötet.
Hari Seldon bemutterte sie ein wenig und klopfte ihr den Rücken, ohne so recht zu wissen, wie er sie trösten sollte.
»Großpapa, ich bin ein elender Versager. Ich dachte, ich könnte andere Leute unter Druck setzen – und das konnte ich auch, vorausgesetzt, sie hatten nicht allzuviel dagegen, wie etwa Mom und Dad – und selbst dann hat es immer sehr lange gedauert. Ich hatte sogar ein Bewertungssystem ausgearbeitet, auf einer Zehnpunkteskala basierend – so etwas wie ein Meßgerät für psychischen Druck. Aber ich habe mich überschätzt. Ich habe mich für eine Zehn oder mindestens eine Neun gehalten. Jetzt muß ich einsehen, daß ich höchstens eine Sieben verdiene.«
Wanda hatte aufgehört zu weinen und schniefte nur noch gelegentlich, wenn Hari ihr die Hand streichelte. »Normalerweise – normalerweise – habe ich keine Schwierigkeiten. Wenn ich mich konzentriere, kann ich hören, was die Leute denken, und wenn ich will, übe ich Druck aus. Aber diese Ganoven! Hören konnte ich sie zwar, aber als ich sie wegschieben wollte, hatte ich keine Chance.«
»Ich finde, du hast dich sehr gut gehalten, Wanda.«
»Das ist nicht wahr. Ich hatte einen T-Traum. Ich habe mir ausgemalt, wenn sich jemand von hinten an dich heranschleichen würde, bräuchte ich ihm nur einen Stoß zu versetzen, und er würde in hohem Bogen durch die Luft fliegen. Auf diese Weise wollte ich dich beschützen. Deshalb habe ich mich als L-Leibwächter angeboten. Aber es hat nicht geklappt. Die beiden Kerle haben sich zwar angeschlichen, aber ich war vollkommen machtlos.«
»Das stimmt doch nicht. Du hast erreicht, daß der erste Mann zögerte. Dadurch hatte ich genügend Zeit, mich umzudrehen und ihn zusammenzuschlagen.«
»Nein. Nein. Damit hatte ich nichts zu tun. Ich konnte dich lediglich warnen, den Rest hast du erledigt.«
»Der zweite Mann ist weggelaufen.«
»Weil du den ersten zusammengeschlagen hast: Auch damit hatte ich nichts zu tun.« Wieder brach sie vor Enttäuschung in Tränen aus. »Und dann der Friedensrichter. Ich wollte unbedingt vor einen Friedensrichter, weil ich dachte, ich bräuchte nur Druck auszuüben, und er würde dich sofort gehen lassen.«
»Er hat mich doch auch gehen lassen, und zwar praktisch sofort.«
»Nein. Er hat dich erst einmal mit dem ganzen, elenden Frage-und-Antwort-Spiel gequält und ist erst zur Einsicht gekommen, als er dich erkannt hat. Ich hatte wieder nichts damit zu tun. Alles ist mir mißlungen. Ich hätte dich in die größten Schwierigkeiten bringen können.«
»Nein, Wanda, das kann ich so nicht stehenlassen. Wenn dein Druck nicht ganz so gewirkt hat, wie du es erhofft hattest, so lag das nur daran, daß du in einer Notsituation handeln mußtest. Das war nicht deine Schuld. Aber nun paß mal auf, Wanda – ich habe eine Idee.«
Sie hörte die Erregung in seiner Stimme und blickte auf. »Was für eine Idee, Großpapa?«
»Nun, Wanda, die Sache ist die. Dir ist vermutlich nicht unbekannt, daß ich dringend Credits brauche. Ohne Zuschüsse kann ich die Psychohistorik nicht vorantreiben, und die Vorstellung, daß so viele Jahre harter Arbeit ganz umsonst gewesen sein sollen, ist mir unerträglich.«
»Mit geht es nicht anders. Aber wie kommen wir an die Credits?«
»Nun, ich werde noch
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