Foundation 05: Das Foundation-Projekt
»Außerdem muß ich helfen, die Universität zu verteidigen, wenn ich schon einmal hier bin – mag ja sein, daß wir dem Kaiserlichen Universitätsverbund angehören, aber wir sind eine Stätte der Gelehrsamkeit und des Aufbaus, und wir lassen uns nicht zerstören. Ich sage euch, wenn einer von diesen hitzköpfigen Santanni-Rebellen es wagt, uns zu nahe zu kommen…«
»Raych«, unterbrach Hari. »Wie schlimm ist es wirklich? Wird in deiner Nähe gekämpft?«
»Dad, bist du in Gefahr?« fragte Wanda.
Sie mußten ein paar Sekunden warten, bis ihre Worte die neuntausend Parsek quer durch die Galaxis zurückgelegt hatten.
»Ich… ich… ich konnte euch nicht ganz verstehen«, antwortete das Hologramm. »Hier finden ein paar kleinere Kämpfe statt. Eigentlich ganz aufregend.« Wieder brach Raychs berühmtes Grinsen durch. »Ich muß jetzt Schluß machen. Vergeßt nicht, euch nach der Arcadia VII. auf dem Weg nach Anakreon zu erkundigen. Ich melde mich wieder, sobald ich kann. Und denkt daran, ich…« Die Verbindung brach ab, das Hologramm erlosch. Der Holoschirm-Tunnel fiel in sich zusammen, Seldon und Wanda standen vor einer leeren Wand.
»Großpapa«, sagte Wanda, »was wollte er wohl noch sagen?«
»Ich habe keine Ahnung, mein Liebes. Aber eines weiß ich, dein Vater ist durchaus imstande, auf sich aufzupassen. Ich kann jeden Rebellen nur bedauern, der ihm so nahe kommt, daß er ihn mit einem gut plazierten Twister-Tritt erreichen kann! – Komm, wir kehren zu deinen Gleichungen zurück, und in ein paar Stunden fragen wir nach, was aus der Arcadia VII. geworden ist.«
»Commander, Sie haben keine Ahnung, was dem Schiff zugestoßen sein könnte?« Wieder führte Hari Seldon ein intragalaktisches Gespräch, aber diesmal mit einem auf Anakreon stationierten Befehlshaber der Kaiserlichen Flotte. Für diesen Anruf benützte Seldon den Visischirm – seine Bildwiedergabe war sehr viel weniger realistisch als bei einem Holoschirm, dafür war das Verfahren auch sehr viel weniger kompliziert.
»Ich sage Ihnen doch, Professor, wir haben keine Meldung, daß dieses Hyperschiff um die Erlaubnis nachgesucht hätte, in das System Anakreon einzufliegen. Allerdings ist die Verbindung nach Santanni seit mehreren Stunden ganz unterbrochen, und wir hatten schon die ganze letzte Woche über bestenfalls sporadische Kontakte. Ich kann nicht ausschließen, daß das Schiff versucht hat, uns über eine Santannigestützte Frequenz zu erreichen, und nicht durchkam, aber ich glaube nicht daran.
Nein, ich halte es für wahrscheinlicher, daß die Arcadia VII. ein anderes Ziel angeflogen hat. Voreg vielleicht, oder Sarip. Haben Sie auf diesen Welten schon nachgefragt, Professor?«
»Nein«, sagte Seldon müde, »aber warum sollte das Schiff ein anderes Ziel ansteuern, wenn es Kurs auf Anakreon genommen hatte? Commander, ich muß die Arcadia VII. um jeden Preis finden.«
»Natürlich«, bemerkte der Commander vorsichtig, »muß man auch in Betracht ziehen, daß die Arcadia VII. es vielleicht nicht geschafft hat. Heil herauszukommen, meine ich. Dort finden heftige Kämpfe statt, und den Rebellen ist es egal, wen sie in die Luft jagen. Sie richten ihre Laser einfach auf irgend etwas und tun dann so, als würden sie den Kaiser Agis in tausend Stücke reißen. Glauben Sie mir, Professor, hier draußen am Galaxisrand sieht alles ganz anders aus.«
»Meine Schwiegertochter und meine Enkelin sind auf diesem Schiff, Commander«, preßte Seldon heraus.
»Oh, das tut mir leid, Professor.« Der Commander war verlegen geworden. »Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich etwas höre.«
Niedergeschlagen schaltete Hari den Visischirm aus. Ich bin todmüde, dachte er. Und eigentlich bin ich gar nicht überrascht – ich warte seit fast vierzig Jahren darauf, daß so etwas passiert.
Verbittert lachte Seldon in sich hinein. Vielleicht hatte der Commander geglaubt, Seldon mit seiner drastischen Schilderung des Lebens ›am Galaxisrand‹ schockieren zu können. Dabei war Seldon über die Peripherie nur zu genau im Bilde. Sie ribbelte sich auf wie ein Strickzeug, wenn man an einem Faden zog, und dieser Prozeß würde sich fortsetzen bis ins Innere: bis nach Trantor.
Ein leises Summen drang an Seldons Ohr – die Türklingel. »Ja?«
»Großpapa?« Wanda betrat das Büro. »Ich habe Angst.«
»Warum, mein Liebes?« fragte Seldon besorgt. Er wollte ihr noch nicht sagen, was er von dem Commander auf Anakreon erfahren – oder vielmehr nicht erfahren
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