Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Idee.« Sie wies mit ihrer Hacke auf den Boden. »Und wie Sie sehen, muß ich mich jetzt wieder um dieses lästige Unkraut kümmern.«
»Ich glaube nicht, daß Ihr Großvater recht hat. Ich glaube, es gibt durchaus Gründe, um weiterzumachen. Wir müssen sie nur finden.«
Die Worte trafen sie wie ein Schlag. Woher wußte er, was sie gedacht hatte? Es sei denn – »Sie können Gedanken lesen, nicht wahr?« Wanda hielt den Atem an, als habe sie Angst vor Palvers Antwort.
»Ja«, antwortete der junge Mann. »Schon immer, glaube ich. Zumindest, solange ich denken kann. Die meiste Zeit kommt es mir nicht einmal zu Bewußtsein – ich weiß einfach, was in den Köpfen anderer Menschen gerade vorgeht – oder vorgegangen ist.
Manchmal«, fuhr er fort, ermutigt durch das Verständnis, das ihm von der jungen blonden Frau entgegenschlug, »trifft es mich von irgendwoher wie ein Blitz. Das geschieht immer nur inmitten vieler Menschen, und ich konnte den Sender noch nie lokalisieren. Aber ich weiß, daß es andere gibt, die so wie ich – wie wir – veranlagt sind.«
Wanda griff aufgeregt nach Palvers Hand, die Gartenhacke fiel unbeachtet zu Boden. »Machen Sie sich überhaupt einen Begriff, was das bedeuten könnte? Für Großpapa? Für die Psychohistorik? Einer allein kann nicht allzuviel ausrichten, aber wir beide gemeinsam…« Wanda ließ Palver auf dem Kiesweg stehen und ging auf das Psychohistorik-Gebäude zu. Vor dem Eingang hielt sie inne und drehte sich um. Kommen Sie, Mr. Palver, das müssen wir meinem Großvater erzählen, sagte sie, ohne die Lippen zu bewegen.
Ja, das müssen wir wohl, antwortete Palver und folgte ihr.
31
»Soll das heißen, ich habe ganz Trantor nach jemandem mit deiner Veranlagung abgesucht, Wanda, während dieser Jemand schon seit Monaten hier bei uns ist, ohne daß wir es gemerkt hätten?« Hari Seldon konnte es kaum fassen. Er hatte im Solarium vor sich hingedöst, als Wanda und Palver ihn wachrüttelten, um ihm die sensationelle Neuigkeit zu überbringen.
»Ja, Großpapa. Stell dir das vor. Ich hatte bisher keine Gelegenheit, Stettin kennenzulernen. Du warst hauptsächlich außerhalb des Projekts mit ihm zusammen, und ich verbringe die meiste Zeit allein in meinem Büro mit dem Primärradianten. Wann hätten wir uns also begegnen sollen? Und das einzige Mal, als unsere Pfade sich tatsächlich kreuzten, erzielten wir einen beachtlichen Erfolg.«
»Wann war das?« Seldon durchforschte sein Gedächtnis.
»Bei deiner letzten Anhörung – unter Vorsitz von Richter Lih«, antwortete Wanda prompt. »Erinnerst du dich an den Augenzeugen, der bereit war zu schwören, du hättest gemeinsam mit Stettin die drei Straßenräuber angegriffen? Erinnerst du dich, wie er auf einmal zusammenbrach und die Wahrheit sagte – obwohl er offenbar selbst nicht wußte, warum. Stettin und ich haben uns alles zusammengereimt. Wir hatten Rial Nevas alle beide solange unter Druck gesetzt, bis er gestand. Ursprünglich war seine Aussage nicht zu erschüttern gewesen; ich bezweifle, ob einer von uns beiden allein ihn zum Widerruf hätte bewegen können. Aber mit vereinten Kräften« – sie warf einen schüchternen Blick auf Palver, der etwas abseits stand – »sind wir unglaublich stark!«
Hari Seldon hatte aufmerksam zugehört und setzte nun zum Sprechen an, doch Wanda war noch nicht fertig. »Wir wollen den heutigen Nachmittag dazu verwenden, unsere psychischen Fähigkeiten zu testen, erst einzeln und dann miteinander. Nach dem wenigen, das wir bisher feststellen konnten, sieht es so aus, als sei Stettins Veranlagung ein klein wenig schwächer als die meine – vielleicht eine Fünf auf meiner Skala. Aber diese Fünf ergibt zusammen mit meiner Sieben eine Zwölf! Stell dir das vor, Großpapa. Unglaublich!«
»Sie begreifen doch, Professor?« meldete Palver sich nun zu Wort. »Wanda und ich sind der Durchbruch, auf den Sie gewartet haben. Wir können mithelfen, die Welt vom Wert der Psychohistorik zu überzeugen, wir können mithelfen, weitere Individuen mit unserer Veranlagung aufzustöbern, und wir können mithelfen, die Psychohistorik wieder auf Kurs zu bringen.«
Hari Seldon blickte zu den beiden jungen Menschen auf. Soviel jugendliche Energie und Begeisterungsfähigkeit tat seinem alten Herzen gut. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Er hatte nicht mehr geglaubt, diese letzte Tragödie, den Tod seines Sohnes und das Verschwinden von dessen Frau und Tochter, noch verwinden zu
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