Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
wissen?« brauste Terens auf.
»Diese Frage kann ich Ihnen nun wirklich nicht beantworten.
›Herren‹ sind ›Herren‹, und Eingeborene sind
Eingeborene. Auch ein Schultheiß ist und bleibt für sie
ein Eingeborener. Es ist nicht meine Aufgabe, sie vor dem Dorf zu
begrüßen und nach ihrem Namen zu fragen.
Man schickt mir eine Benachrichtigung, das ist alles. Sie ist
›An den Schultheiß‹ adressiert, und darin teilt man
mir mit, an diesem oder jenem Tag komme ein ›Herr‹ zu einem
Inspektionsbesuch ins Dorf, und ich solle gefälligst die
üblichen Vorbereitungen treffen. Dann sorge ich dafür,
daß die Fabrikarbeiter ihre besten Kleider tragen, daß
die Fabrik sauber ist und alle Maschinen funktionieren, und daß
ein ausreichender Kyrtvorrat vorhanden ist. Jedermann muß
glücklich und zufrieden aussehen, die Häuser sind gefegt,
die Straßen werden überwacht, und wir halten auch ein paar
Tanzgruppen bereit, für den Fall, daß die
›Herren‹ einen lustigen Volkstanz sehen möchten, und
vielleicht – für eher private Zwecke – einige
hübsche Mäd…«
»Das ist nicht von Interesse, Schultheiß«,
unterbrach Junz.
»Für Sie vielleicht nicht. Für mich
schon.«
Nach seinen Erfahrungen mit den Florinern im Öffentlichen
Dienst war die Grobheit des Schultheißen für Junz so
erfrischend wie ein Schluck Quellwasser. Er nahm sich vor, den
gesamten Einfluß des I.A.W. aufzubieten, um zu verhindern,
daß dieser Mann an die ›Herren‹ ausgeliefert
wurde.
Terens hatte sich ein wenig beruhigt. »Jedenfalls ist damit
meine Rolle ausgespielt«, fuhr er fort. »Wenn der hohe
Besuch eintrifft, stehe ich mit den anderen in Reih und Glied. Ich
weiß nicht, wer der Betreffende ist, und ich spreche auch nicht
mit ihm.«
»Hat vielleicht in der Woche vor dem Tod des Arztes in der
Stadt eine solche Inspektion stattgefunden? Sie wissen vermutlich,
welche Woche ich meine.«
»Ich habe in den Nachrichten davon gehört. Ich glaube
nicht, daß wir zu dieser Zeit ›Herren‹-Besuch hatten,
aber beschwören könnte ich es nicht.«
»Wem gehört das Land, auf dem Ihr Dorf steht?«
Es zuckte um Terens’ Mundwinkel. »Dem Herrn von
Fife.«
Unerwartet mischte sich Steen in den Dialog ein. »Nun
hören Sie mal!« rief er. »Ich muß schon bitten!
Mit dieser Art von Verhör spielen Sie Fife doch nur in die
Hände, Dr. Junz! Damit kommen Sie keinen Schritt weiter.
Unerhört! Selbst wenn es in Fifes Interesse gelegen hätte,
diese Kreatur im Auge zu behalten, hätte er sich doch bestimmt
nicht die Mühe gemacht, jedesmal nach Florina zu fliegen, wenn
er ihn sehen wollte! Wozu haben wir die Gendarmen? Es ist nicht zu
fassen!«
Junz war etwas aus dem Konzept gekommen. »In einem Fall wie
diesem, wo die Wirtschaft und vielleicht sogar die Sicherheit einer
ganzen Welt vom Geisteszustand eines einzigen Mannes abhängen,
kann man doch wohl annehmen, daß der Psychosondierer dessen
Überwachung nicht den Gendarmen überlassen
wollte.«
Nun schaltete sich auch Fife ein. »Obwohl er ihm
gewissermaßen das Gehirn ausgebrannt hatte?«
Abel schob die Unterlippe vor und zog die Stirn in Falten. Alles
deutete darauf hin, daß Fife auch noch das letzte Spiel
für sich entscheiden würde.
Unsicher geworden, unternahm Junz einen neuen Versuch: »Gab
es vielleicht einen speziellen Gendarm, vielleicht auch eine ganze
Gruppe, die sich ständig im Dorf herumgetrieben hat?«
»Das kann ich nicht sagen. Für mich sehen alle
Uniformierten gleich aus.«
Junz wandte sich mit der Plötzlichkeit eines
herabstoßenden Raubvogels an Valona. Sie war kurz zuvor
totenbleich geworden und starrte erschrocken, mit weit aufgerissenen
Augen vor sich hin. Junz war das nicht entgangen.
»Und was ist mit Ihnen, Mädchen?« fragte er. Aber
sie schüttelte nur stumm den Kopf.
Damit ist alles gelaufen, dachte Abel bedrückt. Nichts mehr
zu machen.
Doch Valona war aufgesprungen und stieß zitternd und kaum
verständlich hervor: »Ich möchte etwas
sagen.«
»Nur heraus damit«, ermunterte sie Junz. »Worum
geht es?«
Valona rang nach Luft, jeder Zug ihres Gesichts, jedes
nervöse Zucken ihrer Finger verrieten, wie sehr sie sich
fürchtete. »Ich bin nur ein Mädchen vom Land«,
sagte sie. »Bitte, seien Sie mir nicht böse. Es ist nur
– es gibt im Grunde nur eine einzige Möglichkeit. War mein
Rik wirklich so wichtig? Ich meine, in dem Sinn, wie Sie
sagten?«
»Ich glaube, er war sehr, sehr wichtig«, bestätigte
Junz freundlich. »Und er ist es
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