Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
wegen Hochverrats. Soviel zu meinem Anspruch auf Asyl.«
»Oh! Das tut mir leid.«
»Mir ebenfalls. Kein Wunder, daß die Tyranni nur eine Handvoll Leute brauchen, um über fünfzig Planeten zu herrschen. Wir helfen ja tatkräftig mit. Männer wie Ihr Vater tun einfach alles, um an der Macht zu bleiben; sie setzen sich sogar über die einfachsten Anstandsregeln hinweg, um… Ach, lassen wir das!«
»Ich sagte, es tut mir leid, Gutsherr.« Der Titel wirkte wie eine kalte Dusche. »Aber werfen Sie sich bitte nicht zum Richter über meinen Vater auf. Sie kennen nicht alle Fakten.«
»Ich möchte darüber nicht diskutieren. Machen wir lieber, daß wir verschwinden, bevor Ihr Vater noch mehr von seinen kostbaren Soldaten auf mich hetzt. Schön, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Es ist schon gut.« Das klang so mißmutig, daß er sich die Entschuldigung auch hätte sparen können, aber verdammt, er hatte soeben zum ersten Mal Bekanntschaft mit einer Neuronenpeitsche gemacht, und das war wahrhaftig kein Vergnügen. Außerdem, beim All, wären sie verpflichtet gewesen, ihm Asyl zu gewähren. Das war das mindeste, was er verlangen konnte.
Artemisia war wütend. Natürlich nicht auf ihren Vater, sondern auf diesen dummen Jungen. Er war einfach viel zu jung. Praktisch noch ein Kind, kaum älter als sie selbst.
Der Kommunikator meldete sich, und sie zischte: »Einen Moment noch, dann können wir gehen.«
Der Anrufer war Gillbret. »Arta?« fragte er leise. »Alles in Ordnung bei dir?«
»Er ist eingetroffen«, flüsterte sie.
»Cut. Sag jetzt nichts. Hör nur zu. Du bleibst in deinem Zimmer und behältst ihn bei dir. Man wird den ganzen Palast durchsuchen, dagegen läßt sich nichts machen. Ich werde mir etwas einfallen lassen, aber bis dahin keine Bewegung.« Damit legte er auf, ohne ihre Antwort abzuwarten.
»So weit, so gut«, sagte Biron. Er hatte mitgehört. »Soll ich hierbleiben und auch Sie in Schwierigkeiten bringen, oder soll ich hinausgehen und mich stellen? Ich kann vermutlich nicht darauf hoffen, irgendwo auf Rhodia Zuflucht zu finden.«
Sie fuhr zu ihm herum und fauchte: »Halten Sie doch den Mund, Sie häßlicher Tölpel.«
Wütend starrten sie sich an. Biron war gekränkt. Auf seine Weise gab er sich immerhin alle Mühe, ihr zu helfen. Sie hatte keinen Grund, gleich ausfallend zu werden.
»Es tut mir leid«, sagte sie endlich und wandte sich ab.
»Schon gut«, sagte er kalt, aber es kam nicht von Herzen. »Jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung.«
»Warum sagen Sie auch solche Dinge über meinen Vater? Sie haben ja keine Ahnung, was es heißt, Administrator zu sein. Denken Sie über ihn, wie Sie wollen, er ist jedenfalls nur auf das Wohl seines Volkes bedacht.«
»Natürlich. Und das Wohl seines Volkes verlangt, daß er mich an die Tyranni ausliefert. An sich ganz logisch.«
»Im Grunde schon. Er muß ›ihnen‹ seine Loyalität beweisen. Sonst setzen sie ihn womöglich ab und übernehmen selbst die Herrschaft über Rhodia. Wäre das vielleicht besser?«
»Wenn ein Adeliger nirgendwo mehr Asyl findet…«
»Ach, Sie denken doch nur an sich. Das ist Ihr großer Fehler.«
»Ist es denn wirklich so egoistisch, nicht sterben zu wollen? Zumindest nicht so ganz umsonst. Ich habe noch einige Kämpfe auszufechten, bevor ich abtrete. Mein Vater hat auch gekämpft.« Er merkte selbst, daß er allmählich melodramatisch wurde, aber sie provozierte ihn dazu.
»Und was hat es Ihrem Vater genützt?« fragte sie.
»Nicht sehr viel. Er wurde getötet.«
Artemisia war betroffen. »Ich kann nur noch einmal sagen, daß es mir leid tut, und diesmal meine ich es ehrlich. Ich bin völlig durcheinander.« Und dann, trotzig: »Auch ich stecke nämlich in Schwierigkeiten.«
Biron erinnerte sich. »Ich weiß. Schön, fangen wir noch einmal von vorne an.« Er rang sich ein Lächeln ab. Wenigstens tat ihm sein Fuß nicht mehr so weh.
Sie versuchte es mit einem kleinen Scherz. »Eigentlich sind Sie gar nicht so häßlich.«
Biron wurde verlegen. »Nun ja…«
Er verstummte. Artemisia hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Beide hatten sich abrupt der Tür zugewandt.
Draußen auf dem Korridor trampelten viele Füße im Gleichschritt über das halbelastische Plastikmosaik. Die meisten marschierten weiter, doch dann hörte man deutlich, wie jemand vor der Tür die Hacken zusammenschlug, und schließlich surrte auch das Nachtsignal.
Gillbret war sehr in Eile. Das Visisonor mußte schleunigst
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