Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
lediglich den Zweck, den dahinterliegenden Raum staub- und keimfrei zu halten.
Vielleicht konnte er sich hinter den Röcken verstecken. Im Grunde tat er ohnehin nichts anderes. Er hatte mit Gillbrets Hilfe zwei Soldaten außer Gefecht gesetzt und sich bis hierher durchgeschlagen, doch nun, da er sein Ziel erreicht hatte, versteckte er sich hinter den Röcken einer Frau. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Plötzlich wünschte er, so abwegig das auch war, er hätte sich ein wenig früher umgedreht, bevor sich die Wand hinter ihm schloß. Sie hatte eine bemerkenswert gute Figur. Wie hatte er vorhin nur so kindisch sein können? Natürlich war sie für die Schwächen ihres Vaters nicht verantwortlich zu machen.
Und jetzt konnte er nur noch warten und die leere Wand anstarren. Warten, daß Schritte durch den Raum kamen, daß die Wand sich abermals öffnete und er wieder die Mündung einer Waffe auf sich gerichtet sah. Diesmal würde ihm kein Visisonor aus der Patsche helfen.
Und so wartete er, eine Neuronenpeitsche in jeder Hand.
9
UND DIE HOSEN EINES VORNEHMEN HERRN
»Was ist los?« Artemisia brauchte ihre Nervosität nicht vorzutäuschen. Gillbret stand mit dem Hauptmann der Wache vor der Tür. Ein halbes Dutzend Uniformierter hielt sich diskret im Hintergrund. Rasch fuhr sie fort: »Ist Vater etwas zugestoßen?«
»Nein, nein«, beruhigte sie Gillbret. »Es ist nichts geschehen, was dich irgendwie belasten sollte. Hast du schon geschlafen?«
»Beinahe«, antwortete sie, »und meine Mädchen haben seit Stunden frei. Deshalb mußte ich selbst die Tür öffnen. Du hast mich zu Tode erschreckt.«
Unvermittelt wandte sie sich an den Hauptmann und fragte sehr viel steifer und förmlicher: »Was wünschen Sie, Hauptmann? Aber bitte schnell. Für eine feierliche Audienz ist dies nicht die richtige Tageszeit.«
Gillbret schaltete sich ein, bevor der Hauptmann auch nur den Mund aufmachen konnte. »Eine ungemein witzige Geschichte, Arta. Der junge, wie heißt er doch noch – ach, du weißt schon – hat sich aus dem Staub gemacht und unterwegs zwei Schädel eingeschlagen. Jetzt sind wir hinter ihm her – es geht ganz fair zu: ein Trupp Soldaten gegen einen Flüchtling. Ich bin auch mit von der Partie. Unser guter Hauptmann ist sehr angetan von meinem Eifer und meinem Mut.«
Artemisias verwirrter Gesichtsausdruck war bühnenreif.
Der Hauptmann knurrte, fast ohne die Lippen zu bewegen, eine Verwünschung. Dann sagte er: »Wenn ich bitten darf, Euer Gnaden drücken sich nicht allzu deutlich aus, und wir verlieren kostbare Zeit. Hoheit, der Mann, der sich als Sohn des seligen Gutsherrn von Widemos bezeichnet, wurde des Verrats beschuldigt und in Haft genommen. Es ist ihm gelungen, zu entfliehen, nun läuft er frei herum. Wir müssen den ganzen Palast nach ihm absuchen, Zimmer für Zimmer.«
Artemisia trat stirnrunzelnd zurück. »Mein Zimmer eingeschlossen?«
»Wenn Hoheit gestatten.«
»O nein, das kommt nicht in Frage. Wenn sich in meinem Zimmer ein Fremder aufhielte, müßte ich doch davon wissen. Es ist eine Ungeheuerlichkeit, mir zu unterstellen, ich würde um diese Zeit einem solchen Menschen oder überhaupt mit einem Fremden Zutritt zu meinem Schlafzimmer gewähren. Ich muß doch um etwas mehr Respekt vor meiner Stellung bitten, Hauptmann.«
Es funktionierte tatsächlich. Dem Hauptmann blieb nichts anderes übrig, als sich zu verbeugen. »Ich wollte nichts dergleichen andeuten, Hoheit«, entschuldigte er sich. »Bitte verzeihen Sie die Störung zu dieser späten Stunde. Wenn Sie erklären, den Flüchtling nicht gesehen zu haben, ist das selbstverständlich ausreichend. Unter den gegebenen Umständen war es unumgänglich, sich zu vergewissern, daß Sie in Sicherheit sind. Der Mann ist gefährlich.«
»Aber gewiß nicht so gefährlich, daß Sie und Ihre Männer nicht mit ihm fertigwerden?«
Wieder fuhr Gillbrets hohe Stimme dazwischen. »Hauptmann, kommen Sie. Während Sie mit meiner Nichte Artigkeiten austauschen, hat unser Mann Zeit, die Waffenkammer zu plündern. Ich schlage vor, Sie stellen eine Wache vor Artemisias Tür, damit sie wenigstens den Rest der Nacht ungestört schlafen kann. Es sei denn, meine Liebe« – er drohte Artemisia schelmisch mit dem Finger –, »auch du möchtest dich an der Jagd beteiligen.«
»Ich ziehe es vor«, gab Artemisia hoheitsvoll zurück, »meine Tür abzusperren und mich zur Ruhe zu begeben, vielen Dank.«
»Nimm dir einen großen Mann«, riet Gillbret. »Den da
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