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Foundation 08: Foundation

Foundation 08: Foundation

Titel: Foundation 08: Foundation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Gesellschaft.
Harris drückt das so aus: »Der Natur ist es
gleichgültig, ob Gott ein liebender Vater oder ein
blutdürstiger Kannibale ist. Aber der Natur ist es nicht
gleichgültig, ob die Brachperiode eines Feldes ein oder zehn
Jahre beträgt.« Anders formuliert: Eine Gesellschaft, die
den Ackerbau mit der Hacke betreibt, kann nicht dieselben
Institutionen haben wie eine, die sich der Pflugschar bedient.
    Harris hat einige Bücher über die infrastrukturellen
Ursprünge scheinbar irrationaler Bräuche geschrieben.
Nehmen wir beispielsweise das im Nahen Osten verbreitete
Schweine-Tabu. In frühsteinzeitlichen Ausgrabungen gibt es Funde
von Schweineknochen, spätere Kulturen wie die Ägypter, die
Babylonier, die Hebräer und die Araber (selbst vor dem
Islam) verabscheuten das Schwein (siehe 3. Mos. 11: 7-8; oder Koran 2, 168). Der Grund hierfür war nicht Mystik,
sondern Thermodynamik! Im Gegensatz zu anderen domestizierten
Tierrassen kann man Schweine nicht reiten, melken oder vor einen
Pflug spannen. Sie sind lediglich als Fleischvieh oder als
Abfallfresser zu gebrauchen. Außerdem sind sie am besten mit
Lebensmitteln zu mästen, die Menschen auch direkt essen
können, also Nüssen und Knollengewächsen. Als sich im
Nahen Osten der Ackerbau ausbreitete, verschwanden die Wälder.
Schweine können nicht schwitzen und müssen, um sich in
trockenem, baumlosen Gelände abzukühlen, in wertvollen
Wasserlöchern und Oasen suhlen. Aus diesem Grund würden
sich Gesellschaftsformen, die Schweineherden züchten – mit
Ausnahme solcher in bewaldeten Gegenden (siehe Matt. 8.28-33)
–, deutlich im Nachteil befinden. Ein Mem von der Art wie
»Gott verbietet Schweinefleisch« würde von der Physik
der Entwaldung positiv verstärkt werden. Aber die
infrastrukturellen Bedingungen haben zu der göttlichen Weisung
geführt, nicht etwa umgekehrt.
    Wenn die infrastrukturellen Umstände nicht
stimmen, wird ein Mem sich nicht ausbreiten, ganz gleich wie
nützlich es auch Außenstehenden erscheinen mag. Manchen
Indianerstämmen war das Rad bekannt. Sie benutzten es als
Spielzeug. Aber ohne Zugtiere bot der Bau von Karren zu wenig
Verstärkung. * Der weiter oben zitierte
Buschmann aus der Kalahari wußte, wie man Ackerbau betreibt; er
sah nur keinen Anlaß, sich die Mühe zu machen. Herons
Dampfturbine, Leonardo da Vincis Helikopter, Coandas
Düsenflugzeug (siehe ›Analog‹, Juli 1984),
Lillienfields Transistor (siehe ›Analog‹, März 1965).
Nichts davon konnte ›sich durchsetzen‹. Warum
transistorisieren, überlegte man sich, wo es doch auf der Welt
so viele Vakuumröhren gibt?
    Aber – um Margaret Silbars Formulierung zu gebrauchen –
Meme können ›wiedergeboren‹ werden: Newton, Leibniz,
und die Differentialrechnung. Darwin, Wallace, und die
natürliche Zuchtwahl. Henry, Edison, Bell, Gray, und das
Telefon. Wenn die Umstände stimmen, werden die richtigen
Gedanken gedacht werden – oft von mehreren Leuten gleichzeitig.
»Große Ideen liegen in der Luft«, sagt Stephen Jay
Gould, »und mehrere Gelehrte schwingen gleichzeitig ihre
Netze«. Aus diesem Grund hat Gott in seiner grenzenlosen
Weisheit Patentanwälte geschaffen. (Alexander Bell und Elisha
Gray haben am gleichen Tag Telefonpatente beantragt!)
»Wenn die Zeit für Eisenbahnen da ist«, pflegte John
W. Campbell zu sagen, »fangen die Leute an, Eisenbahnen zu
bauen.«
    Diese Überlegungen führen uns zum:
     
Grundaxiom der zivilisatorischen Evolution: Zivilisationen entwickeln sich durch natürliche Selektion,
wobei sie sich auf Meme stützen, um den biopsychischen Nutzen
der Individuen zu maximieren.
     
    »Wenn man einer Kaste angehörte, kannte man seinen
Platz. Und, wichtiger vielleicht noch, wenn man einer Kaste
angehörte, wußte man, daß es einen Platz für
einen gab.«
    Paul Colinvaux
     
    Jetzt wollen wir uns der energieverarbeitenden Seite unserer
Gesellschaft zuwenden. Eine menschliche Gemeinschaft ist eine
biologische Population. Wie für jede Population gilt auch
für diese, daß unsere Fähigkeit, Kinder zu
produzieren, unsere Fähigkeit übersteigt, Energie für
sie zu beschaffen. Die daraus resultierende Knappheit an Ressourcen
ist die treibende Kraft der zivilisatorischen Entwicklung. Doch diese
Analogie hat einige Haken.
    Eine Gesellschaft ist eher ein Mosaik von
Spezies, als daß sie einer einzigen Spezies gleicht. Der
Ökologe Paul Colinvaux sieht die gesellschaftliche Klasse als
das zivilisatorische Analogon zur Spezies. Eine Spezies

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